Essensservice Essensservice: Krankenpflegedienst lädt Senioren zur Mahlzeit ein

Möhlau - Petra Hindtsche hat genau beobachtet. „Die älteren Menschen sitzen zu Hause. Sie lassen sich ihre warme Mahlzeit vom Lieferservice bringen. Sie essen allein. Es ist immer derselbe Trott. Kommunikation fehlt fast völlig.“ Petra Hindtsche will das ändern. „Ich möchte, dass die Senioren rausgehen, sich treffen können.“ Die Möhlauerin ist Inhaberin eines Krankenpflegedienstes und feilt an der Idee einer Begegnungsstätte.
Petra Hindtsche ist seit 1992 Inhaberin eines Krankenpflegedienstes. Mit insgesamt 18 Mitarbeitern ist die Möhlauerin an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr für ihre Patienten da. Platz für eine mögliche Begegnungsstätte findet sich im Halbrundbau in der Alt-Golpaer Straße 46 reichlich. Der Pflegedienst ist dort oder telefonisch 034953/7 01 22 zu erreichen. In Möhlau ist Petra Hindtsche keine Unbekannte. Vor ihrer Selbstständigkeit war sie Gemeindeschwester im Ort.
„Ich will für niemanden Konkurrenz sein. Ich will keine Gaststätte betreiben und auch das Essen nicht zubereiten. Ich möchte den Senioren nur einen Raum für Begegnungen schaffen.“ Gemeinsam statt einsam sollen die Angehörigen der reifen Generation wenigstens einen Teil des Tages verbringen können. Im markanten Halbrundbau am Rand der Siedlung Golpa hat Petra Hindtsche genügend Platz. „Die Senioren sind willkommen“, sagt sie laut.
Die Möhlauer sollen aus den eigenen vier Wänden gelockt werden und dennoch nicht mit Gewohnheiten brechen. „Jeder hat seinen ganz speziellen Essenlieferanten. Das soll so bleiben“, betont die Frau, die Möhlau und die Möhlauer ganz gut zu kennen glaubt. Petra Hindtsche war vor dem Start in die Selbstständigkeit Gemeindeschwester im Ort. Was sie sagt, scheint simpel. Die Senioren lassen sich ihre Mahlzeiten einfach in die Räume des Pflegedienstes bringen und finden sich dort zum Essen ein.
Der Vorteil liegt auf der Hand. Frauen und Männer werden animiert, das Haus zu verlassen. Sie bewegen sich an frischer Luft. Auch ein anderer Gedanke wiegt schwer. Die Mahlzeit in Gemeinschaft wird zur Gesprächsrunde. „Man kann reden, in Erinnerungen schwelgen oder über Sorgen und Nöte sprechen“, ist Petra Hindtsche überzeugt. Übrigens gilt das nicht nur für die Kontakte unter den Senioren. Auch die Mitarbeiter des Pflegedienstes haben ein offenes Ohr. „Wir sind da, sind für Auskünfte bereit“, meint die Chefin und spricht offen von der Möglichkeit, Fragen zur Pflege vor Ort durchaus schnell auf dem kleinen Dienstweg erledigen zu können.
Völliges Neuland betreten Petra Hindtsche und ihre 18 Mitarbeiterinnen nicht. Schon jetzt sind sie oft genug gefragt, wenn es um die Mahlzeiten geht. Sie bereiten den Senioren die gelieferten Speisen vor und sind dabei nicht selten Seelentröster. Dasein und zuhören ist der Anspruch, den Senioren an die Pflegekräfte haben.
„Das war unser Ansatzpunkt. Wir wollten aber zusätzlich noch die Möglichkeit der Bewegung, der Kommunikation mit Gleichaltrigen und des Aufenhaltes in anderen Räumen anbieten.“ Petra Hindtsche steht mit ihrer Idee ganz am Anfang. Zwei, drei rüstige Rentner schauen schon jetzt immer mal bei der Ex-Gemeindeschwester vorbei. Die hofft, dass die etwas andere Begegnungsstätte keine Luftnummer wird. „Wir können am Ende aber nur die Möglichkeit einräumen und die Werbetrommel dafür rühren. Für die gemeinsame Mahlzeit müssen sich die Senioren schon selbst entscheiden.“
Fragen und der Blick hinter die Kulissen sind erlaubt. „Wir gehen offen mit dem Thema um, informieren gern“, bekräftigt die Pflegedienstchefin. (mz)