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Erste Hilfe in Gräfenhainichen Erste Hilfe in Gräfenhainichen: Wenn Minuten entscheiden

Von Ulf Rostalsky 23.03.2018, 15:24
Nach einem Vortrag über das Rettungswesen im Landkreis Wittenberg konnten die MIT-Mitglieder gleich selbst tätig werden.
Nach einem Vortrag über das Rettungswesen im Landkreis Wittenberg konnten die MIT-Mitglieder gleich selbst tätig werden. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Zeit ist Leben. In einer medizinischen Notlage hat die Aussage Gewicht. Bei Schlaganfall oder Herzinfarkt geht es um Minuten, die entscheidend für das Überleben und die Schwere möglicher Folgeschäden sind.

„Oft gehört. Man kann es aber nicht oft genug sagen“, erklärt Andrea Hackl-Kleinschmidt am Wirtschaftsstammtisch der Gräfenhainichener Mittelstandsvereinigung. Die Diplom-Medizinerin ist Kreisbereitschaftsärztin des Wittenberger DRK-Kreisverbandes. Sie bricht eine Lanze für schnelle Hilfe. Auch und gerade auf dem flachen Land.

Erste Hilfe samt eventuell nötiger Herzdruckmassage ist das Maß der Dinge. Zumindest so lange, bis die Rettungskräfte vor Ort sind.

Zwölf Minuten

Zwölf Minuten stehen dem Rettungsdienst zur Verfügung. In Großstädten ist das offensichtlich kein großes Problem. „Wir müssen uns schon erklären, wenn wir die Zeiten nicht einhalten“, redet Mario Kleinschmidt Klartext. Der Leiter des Rettungsdienstes des DRK weiß aus jahrelanger Erfahrung, dass Dienst in der Fläche eine Herausforderung ist.

Den Rettungsdienst im Landkreis stellen DRK und Johanniter Unfallhilfe im Verbund auf die Beine. 13 Rettungswagen, ein Mehrzweckwagen, zwei Krankentransporter und drei Einsatzfahrzeuge für Notärzte gibt es im Kreis. Sie sind an mehreren Orten stationiert. Theoretisch reicht der Bestand, um die geforderte schnelle Hilfe zu gewährleisten.

Aber was, wenn mehrere Fahrzeuge gerade in das im Notfall geforderte „nächstgelegene geeignete Krankenhaus“ unterwegs sind? Dessau, Coswig, Wittenberg und Bitterfeld rücken in das Blickfeld. Was passiert dann in den Heidedörfern? Panikmache ist nicht die Sache der Ärztin und des Rettungsfachmanns.

Sie wollen vielmehr wachrütteln und zum Handeln animieren. Wohl wissend, dass es in Sachsen-Anhalt gemessen an der Bevölkerung zum Beispiel die höchste Zahl an Herzinfarkten gibt und die Menschen im Falle des Falls oft viel zu spät zum Telefon greifen, um Hilfe anzufordern. Zeit ist Leben. Der Satz fällt noch oft am Stammtisch. Unternehmer sind diesmal aber mehr als nur Zuhörer. Sie sollen selbst eingreifen, an Dummies.

Scheu und Angst sind in der Theorie wie im echten Leben die falschen Begleiter. „Rippenbrüche gehen als Kollateralschaden durch.“ Der laxe Spruch von Andrea Hackl-Kleinschmidt macht Sinn. Lieber beherzt zur Herzdruckmassage ansetzen und dabei die Frequenz von 100 erreichen, als gar nichts tun. Die Massage pumpt sauerstoffhaltiges Blut in herzferne Regionen. Das kann Zeit überbrücken.

Für höchste Kompetenz

Ärzte und Notfallsanitäter kommen danach auf den Plan. Letztgenannte verfügen über die höchste nichtärztliche Qualifikation und waren bisher immer im Einsatzfahrzeug des Notarztes mit unterwegs. Dass die Aufgabe nach der Novellierung des Rettungsdienstgesetzes nun vornehmlich Rettungssanitätern vorbehalten sein soll, wurmt die Fachleute.

„Nichts gegen die Leute. Die machen ihre Arbeit sehr gut. Aber im Notfall muss Wissen schnell und sicher abrufbar sein. Ausbildung und Erfahrung sind wichtig“, schätzt Mario Kleinschmidt ein. Die Ausbildung zum Notfallsanitäter dauert drei Jahre. Rettungssanitäter kann man nach 13 Wochen und 520 Unterrichtsstunden werden. „Das sollten Sie wissen und Ihrem Umfeld bekanntmachen.“ Kleinschmidt wirbt für höchstmögliche Kompetenz am Einsatzort. (mz)