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Hausgeburt  Christkind: Baby aus Gräfenhainichen kommt früher zur Welt und iim Bad seiner Eltern

Von Ulf Rostalsky 24.12.2016, 05:00
Nadine, Thomas und Finn Elias Hielscher aus Gräfenhainichen erleben ein besonderes Weihnachtsfest.
Nadine, Thomas und Finn Elias Hielscher aus Gräfenhainichen erleben ein besonderes Weihnachtsfest. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Heiligabend sollte besonders werden im Hause von Nadine und Thomas Hielscher. „Wird es auch“, sagen die Gräfenhainichener, auch wenn sich am Ende ein kleiner Mann nicht an den eigentlichen Zeitplan hielt und für ordentlich Aufregung gesorgt hatte.

Finn Elias ist sein Name. Der Junge kam am 9. Dezember zur Welt, wog 2.550 Gramm und war 47 Zentimeter groß. Das unterscheidet ihn kaum von anderen Kindern. Beim Geburtsort sieht es schon anders aus.

Im amtlichen Dokument ist Gräfenhainichen als Geburtsort festgehalten. Nach Auskunft von Bürgermeister Enrico Schilling (CDU) hat er das nur mit drei anderen Kindern des Jahres gemein. Allesamt waren klassische Hausgeburten. Nicht einmal fünf Prozent aller Kinder in der Bundesrepublik Deutschland wurden im häuslichen Umfeld geboren.

Bewusste Entscheidung für Geburt in Gräfenhainichen

„Wir wollten es so. Es war eine bewusste Entscheidung für unser Zuhause. Für den Ort, an dem wir uns wohlfühlen“, erklärt die frischgebackene Mama Nadine. Sie ist zufrieden. Auch der Sohnemann steuert mit einer Seelenruhe auf sein erstes Weihnachtsfest zu.

Ruhe bestimmt den Augenblick. Vor nicht einmal drei Wochen sah das ganz anders aus. Als mit der Hebamme alle Vorbereitungen für eine Hausgeburt getroffen waren, packten die werdenden Eltern die Koffer. Im kleinsten Standesamt Deutschlands im baden-württembergischen Triberg wollten sie heiraten. Haben sie auch. „Mit einem ordentlichen Babybauch“, wie Nadine Hielscher meint. Nervös sei sie nicht gewesen. „Wir hatten noch genug Zeit bis zum Termin.“

Die Wehen setzen auf der Autobahn ein

Am Nikolaustag gaben sich die Gräfenhainichener das Jawort, auch den Tag darauf blieben sie noch im Schwarzwald. Am 8. Dezember ging es auf die Autobahn. Hunderte Kilometer Fahrt. Auch das war kein Problem.

Bis irgendwann unterwegs die Fruchtblase platzte. Höchste Eisenbahn für eine Hausgeburt. Nur war das Haus noch immer weit entfernt. „Ich habe einfach nur ruhig auf dem Beifahrersitz gesessen. Kontakt mit der Hebamme hatten wir auch.“

Der Plan ging auf. Zu Hause in Gräfenhainichen wurde Nadine Hielscher von der Hebamme untersucht. Kurz nach Mitternacht war das. Anzeichen auf eine schnelle Geburt innerhalb der nächsten Stunden gab es nicht. „Wir sind schlafen gegangen“, blicken die Heidestädter zurück. Dann jedoch ging alles ganz schnell. Die Wehen setzten ein. Die Hebamme wurde verständigt, brauchte aber einige Zeit von ihrem Wohnort bis nach Gräfenhainichen.

Dort hielten sich Hielschers an die Absprachen. Handtücher und Decken lagen parat. „Dann habe ich schon das Köpfchen gesehen und zu Nadine gesagt, sie solle noch einmal pressen.“ Gesagt, getan. Finn Elias kam im Bad seiner Eltern zur Welt: noch bevor die Hebamme die Wohnung erreicht hatte. „Mit der haben wir nach der Versorgung und Untersuchung von Finn und Nadine Kaffee getrunken.“ Thomas Hielscher ist die Ruhe in Person, wenn er von der besonderen Hausgeburt erzählt.

„Klingt vielleicht komisch. Aber wir waren wirklich ganz ruhig. Wir waren von Ärzten und Hebammen gut vorbereitet und in unserer eigenen Wohnung wirklich entspannt.“ Nadine Hielscher bereut die Entscheidung für die Hausgeburt nicht. Finn Elias schlummert in ihrem Arm. Mit seinem frühen Geburtstag machte er den Eltern zwar einen Strich durch die Rechnung. Für ein besonderes Weihnachtsfest hat er aber dennoch gesorgt. (mz)