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30 Jahre Arznei aus Gräfenhainichen 30 Jahre Arznei aus Gräfenhainichen: Apotheke im Garten bei Familie Spiegel

Von July Wagner 14.12.2020, 10:41
Michael Spiegel mit seinen Eltern Helga und Wolf-Dietrich Spiegel
Michael Spiegel mit seinen Eltern Helga und Wolf-Dietrich Spiegel July Wagner

Gräfenhainichen - Obwohl das 30-jährige Bestehen der Linden-Apotheke nicht so gefeiert werden kann, wie es vor der Corona-Pandemie möglich gewesen wäre, darf eines trotzdem nicht fehlen: eine Torte. Diese organisierte der Gräfenhainicher Carnevals Club, denn Apotheker Michael Spiegel ist seit mehreren Jahren Mitglied des Vereins.

Auch Helga und Wolf-Dietrich Spiegel wollen ihren Sohn an diesem besonderen Tag überraschen. Die Freude ist groß: „Ich bin meinen Eltern sehr dankbar. Sie waren damals sehr mutig und haben beachtliche Arbeit geleistet.“

Die ersten im Land

Helga und Wolf-Dietrich Spiegel sind selbst gelernte Apotheker und waren nach ihrem Studium - bei dem sie sich damals übrigens auch kennengelernt haben - zunächst in einer staatlichen Apotheke angestellt. Als viele Betriebe in Privathand übergehen sollten, nahmen sie einen Kredit auf und gründeten am 3. Dezember 1990 ihr eigenes Unternehmen: die Linden-Apotheke.

„Das war die erste Neugründung in Sachsen-Anhalt“, betont Helga Spiegel stolz. Um ein geeignetes Grundstück mussten sie sich keine Sorgen machen, erzählt Michael Spiegel: „Die Apotheke wurde im Garten meiner Eltern gebaut.“

Die Nähe zu ihren Kindern sei ihnen schon immer sehr wichtig gewesen. „Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich in dem Rohbau mit meinem Tretauto rumgefahren bin“, blickt Michael Spiegel zurück. Schon als kleines Kind sei er dadurch von der Apotheke sowie davon, was seine Eltern als Selbstständige leisteten, begeistert gewesen.

Später begann er sich neben der Pharmazie auch für Naturwissenschaften zu interessieren und entschied sich deshalb ebenfalls für das fünfjährige Studium zum Apotheker: „Obwohl es wirklich anstrengend war, hat es mir Spaß gemacht. Das Studium war wirklich spannend.“

Auch wenn Michael Spiegel den gleichen Weg wie seine Eltern wählte, ist er dankbar dafür, dass sie ihm diese Entscheidung nicht abnahmen: „Sie ließen mir freie Hand und übten keinen Druck auf mich aus.“ Am 1. Juli 2011 übernahm Michael Spiegel das Unternehmen seiner Eltern. Zu diesem Zeitpunkt gehörten, neben der Linden-Apotheke, noch zwei weitere Filialen dazu: die Glückauf-Apotheke in Zschornewitz und die Turm-Apotheke in Gräfenhainichen, welche nun von seiner Frau Janet Spiegel geleitet wird.

„Wir kennen uns schon seit der Schulzeit. Janet machte damals ein Praktikum bei meiner Mutter und ist schließlich auch Apothekerin geworden“, erzählt der junge Geschäftsführer, der auch Vater von vier Kindern ist: „Wir wohnen, wie meine Eltern, direkt neben der Linden-Apotheke - das setzt sich in unserer Familie fort.“

Ob sich auch seine eigenen Kinder dieser Familientradition anschließen, möchte er ihnen jedoch selbst überlassen: „Ich bin der Meinung, dass man nur das, was man mag, wirklich gut macht, und gegenüber den Kunden trägt man eine große Verantwortung - das ist nicht jedermanns Sache.“

Auf Michael Spiegels Tagesordnung als Geschäftsführer stehen allerdings hauptsächlich administrative Aufgaben, wie Vertragsschließungen und technische Neuerungen.

„Manchmal muss man auch als Hausmeister einspringen“, ergänzt er lächelnd. Auch das würde ihm Spaß machen, doch ein wenig vermisse er den Kontakt zu Kunden: „Es kommt mir so vor, als würde mich die Bürokratie von dem eigentlichen Berufsbild des Apothekers fernhalten.“

Alle an einem Strang

Generell ist der 39-Jährige jedoch sehr glücklich über seine Entscheidung, seinen Eltern das Unternehmen vor neun Jahren abgekauft zu haben: „Ich komme jeden Tag gerne hierher.“ Zu verdanken sei das hauptsächlich den 50 Mitarbeitern der mittlerweile vier Filialen, weil seit 2015 die Apotheke am Luisium in Dessau-Waldersee dazugehört.

Neben pharmazeutisch-technischen und -kaufmännischen Assistenten gehören auch Reinigungskräfte und Fahrer der Apotheken-Autos zum Team. Und obwohl die momentanen Umstände die Arbeit verkomplizieren, würden immer noch alle an einem Strang ziehen, erklärt Michael Spiegel: „Hier ist einer für den anderen da - das treibt einem schon mal Wasser in die Augen.“ (mz)