„Ich habe für den Fußball geglüht“ Wolfgang „Harti“ Hartmann blickt zurück auf seine Zeit bei Dynamo Eisleben
Wolfgang Hartmann zählt zu den bekanntesten Spielern, die das Trikot von Dynamo Eisleben getragen haben. Am Freitag feiert er seinen 70. Geburtstag.

Eisleben - Wolfgang? Oder gar Herr Hartmann? „Nein, nein. Ich war und bin für alle nur Harti“, sagt Wolfgang Hartmann. „Ich bin bodenständig. Ich wollte nie aus Eisleben weg“, schiebt er nach. Große Worte, nein die liegen ihm wahrlich nicht. Auch nicht am Freitag. Da nämlich feiert einer der bekanntesten Fußballer der Lutherstadt seinen 70. Geburtstag.
„Harti“ bestritt über 300 Punktspiele für Dynamo Eisleben
Wenn „Harti“ aber erst einmal in Schwung kommt, hält ihn nichts und niemand auf. Das war so in seiner aktiven Zeit als Kicker oder Trainer auf dem Fußballplatz und ist so im Interview mit der MZ. Da kann es schon mal passieren, dass er mitten im Gespräch plötzlich aufspringt, eine seiner Finten oder ein angetäuschtes Tackling zeigt. Harti eben.
Dabei: Zu erzählen hat der nun 70-Jährige jede Menge. Untermauern kann er vieles mit Zahlen und Fakten aus einem A5-Buch, in dem Spiele und Torschützen aus ungezählten Partien akribisch festgehalten sind. „Harti“ hat die Fakten parat. Über 300 Punktspiele hat er für Dynamo Eisleben in der DDR-Liga bestritten, 20 Treffer dabei erzielt. „Wir haben überall gespielt, von Berlin bis ins Kaffee-Tälchen in Tiefenort. Ich war fast immer Mittelfeldspieler“, sagt er. In manch denkwürdiger Partie hat Hartmann mitgewirkt, viele Pokalschlachten erfolgreich geschlagen und in Derbys vor fünftausend Zuschauern gespielt.
„Einen Tag ohne Fußball hat es nicht gegeben“
Geboren in Helfta, kickte „Harti“ bald auf dem berühmt-berüchtigten Helftaer Dreieck. „Das war eine Wiese unten am Kloster“, erinnert er sich. „Ich war fünf oder sechs Jahre und immer der Kleinste. Beim Wählen bin ich immer zuletzt drangekommen. Aber ich habe mir alles von den Großen abgeschaut und mich gegen sie behauptet. Und ich habe heim auf dem Hof trainiert. Immer wieder an die Wand befördert. Mit links, mit rechts, mit dem Kopf. Jeden Tag war ich auf dem Dreieck oder auf dem Hof, einen Tag ohne Fußball hat es nicht gegeben.“
Ziele hatte „Harti“ damals schon. „Mein Vater war ein knüppelharter Verteidiger. Ich wollte Techniker werden, kein Klopper.“ Mit neun Jahren ging es für den kleinen Wolfgang Hartmann dann zur BSG Traktor Helfta. Als Halbstürmer, wie es hieß, erzielte er seine Tore. Und wechselte mit 13 oder 14 Jahren schließlich zu Dynamo Eisleben. „Damals haben wir mit fünf Stürmern gespielt, ich war einer davon. Ich wollte alles, ich wollte Tore schießen und zur gleichen Zeit hinten spielen. Ich wollte überall sein, ich war schließlich ein Straßenfußballer.“ Mit Dynamo holte er schließlich bald auch seinen ersten Titel. „Hallenkreismeister sind wir da geworden.“
Duell gegen den HFC in der Saison 1966/67
Viel lieber aber noch spricht Hartmann von der Saison 1966/67. „Da sind wir Bezirksmeister geworden. Wir haben uns gegen den HFC durchgesetzt. Bei Halle haben damals solche Leute wie Meinert, Wawrzyniak, Wolfgang Schmidt oder Erhard Mosert mitgespielt. Und trotzdem haben wir sie hier in Eisleben auf dem Hartplatz geknackt und im Wabbelstadion 0:0 gespielt. In der Zwischenrunde der DDR-Meisterschaft haben wir uns gegen Jena mit Konny Weise durchgesetzt und dann im Halbfinale gegen Lok Leipzig hier auf dem Hartplatz bei sengender Hitze 2:0 gewonnen. Im Finale ging es dann gegen den BFC. Im ersten Spiel in Schönebeck habe ich in der letzten Minute der Verlängerung as 3:3 gemacht. Im Wiederholungsspiel haben wir 0:2 verloren und hinterher ein paar Fußballschuhe geschenkt bekommen.“ Viele dieser Anekdoten und Geschichten hat Hartmann parat. Auch von Mitspielern, wie zum Beispiel Frank „Kanki“ Ludwig: „Das war ein Bekloppter in Sachen Fußball.“
So richtig in Fahrt kommt „Harti“ aber, wenn es um Pokalspiele geht. „Gegen Sondershausen habe ich mal drei Tore gemacht, an dem Tag war meine Tochter geboren“, erinnert er sich. Oder an ein sagenhaftes 5:2 im Duell mit dem Oberligisten FC Karl-Marx-Stadt im Jahr 1975. „Die haben wir wegrasiert. Im Achtelfinale ging es dann gegen Dynamo Dresden. Da haben wir hier 1:4 verloren und in Dresden 1:8. Da hatten wir überhaupt keine Chance.“ Und auch an ein Freundschaftsspiel gegen den FC Magdeburg Ende der 70er Jahre erinnert er sich genau. „Da haben wir im Schneetreiben gegen Sparwasser, Seguin, Steinbach und wie sie alle heißen gewonnen. Ich hab das 5:3 mit einem Flachschuss gemacht.“
„Ich habe für den Fußball geglüht“
Bis 1988 spielte Hartmann für Dynamo Eisleben in der Ersten, meist im Mittelfeld, später als Libero. „Ich habe für den Fußball geglüht“, sagt er noch heute. 1989 ging es dann für ihn nach Lüttchendorf, mit der Eintracht stieg Hartmann ein Jahr später in die Bezirksklasse auf. Später dann folgten Trainerstationen in Eisleben, Farnstädt, Lüttchendorf und zuletzt bei Eintracht Emseloh. Hartmann und seine Mannschaften waren meist erfolgreich. Überall hat „Harti“ seine Spuren hinterlassen.
Der runden Kugel bleibt er noch heute verbunden. „Ich bin immer noch dabei, der Fußball lässt mich nicht los.“ Was aber rät er seinen Nachfolgern und vor allem seinem Enkel, der auch Fußball spielt? „Man sollte nie aufstecken, im Training alles geben, vor allem auch selbst für sich trainieren. Das Wichtigste aber ist Leidenschaft.“ Eine Leidenschaft, die „Harti“ auch nach seinem Geburtstag vorlebt. (mz)