Gemeindebibliotheken Wie nach dem Aus der Bücherei in Helbra der Bestand gerettet werden soll
Die Bücherei-Standorte in Benndorf, Blankenheim, Helbra und Klostermansfeld werden künftig nicht mehr personell und finanziell von der Verbandsgemeinde unterstützt. Welche Strategien die Bürgermeister zum Erhalt der Büchersammlungen entwickeln.

Helbra/MZ - Noch hängt der Zettel mit der Öffnungszeit der Helbraer Gemeindebücherei im Fenster. Doch der heutige Mittwoch ist vorerst der letzte Tag, an dem die Einrichtung geöffnet ist.
Denn zum 1. April dieses Jahres wird die Bücherei ihre Türen schließen. Das hatten die Ratsmitglieder der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra vor einiger Zeit aus personellen und finanziellen Gründen beschlossen – genauso wie es für die Büchereistandorte in Benndorf, Blankheim und Klostermansfeld keine Unterstützung mehr geben wird.
Zeitgemäße Offerten
Helbras Bürgermeister Gerd Wyszkowski und seine Amtskollegen der drei anderen betroffenen Gemeinden entwickeln nun Ideen, wie die Buchbestände nicht komplett verloren gehen und gerettet werden können.
Wyszkowski beispielsweise stellt sich für die Zukunft ein Büchercafé in den Räumen der früheren Sauna in der „Sonne“ vor, das ehrenamtlich geführt wird. „Das könnte eine Aufgabe des neuen Fördervereins für Helbra sein, den wir gründen wollen“, meint er. Bis zur Umsetzung hofft er, dass die Bücherei ehrenamtlich am alten Standort weiter betrieben werden kann.
Eine ausgediente Telefonzelle wird zurzeit von Mitarbeitern des Bauhofes in Klostermansfeld aufgearbeitet. Sie soll künftig als Bücherzelle vor dem Sitz des Heimatvereins ihren Standort haben. Voraussichtlich ab dem Frühsommer können dort Bücher im Tausch mitgenommen oder dazugestellt werden. „Vorher muss die Fläche noch gepflastert werden“, so Bürgermeister Frank Ochsner.
Die Mitglieder des Heimatvereins werden nach seinen Worten die Bücherzelle betreuen und mit den Beständen der alten Bücherei auffüllen. Natürlich wird nicht alles Platz haben. So soll im Frühjahr ein Basar veranstaltet werden, auf dem Bücher angeboten werden. Ochsner: „Die Einnahmen gehen an den Heimatverein.“
Der Bürgermeister glaubt, dass nicht alle Bücher einen Abnehmer finden. Es seien auch viele Bücher aus den 70er und 80er Jahren der DDR darunter, die vorwiegend Parteipolitik zum Thema hätten. Jene Exemplare, für die es keinen Interessenten gibt, sollen zum Wertstoffhof gebracht werden. Die Bücherei befand sich bislang im Gebäude der früheren Grundschule. Dort hatte auch die Ortsgruppe der Arbeiterwohlfahrt ihren Sitz, die inzwischen in das Dorfgemeinschaftshaus gezogen ist. Wie es mit dem Gebäude weitergeht, muss Ochsner zufolge der Gemeinderat entscheiden.
Ausleihe im Gemeindeamt
Die Bücherei in Benndorf wurde bereits vor der Amtszeit von Bürgermeister Matthias Jentsch aufgelöst. Die Räumlichkeiten werden jetzt von der Volkshochschule genutzt. Nach seinen Worten vermisst keiner die Bücherei.
Büchereien auf dem Land seien eher ein Auslaufmodell und nicht mehr zeitgemäß. „Früher waren Bücher noch Mangelware, heute ist das anders. Da kann man auch online Bücher lesen“, schätzt Jentsch ein, der selbst gern in Büchern blättert. Für ihn gehören Büchereien inzwischen vor allem an Orte der Bildung wie Schulen.
Er hält aber nichts davon, den noch verbliebenen Bestand der alten Bücherei wegzuwerfen. Benndorfs Bürgermeister verfolgt die Idee, die Bücher im Vorraum seines Büros zur Ausleihe während der Sprechzeiten anzubieten: „Ich könnte mich selbst darum kümmern. Wir müssten nicht extra jemanden finden.“
Sollte diese Ausleihe auf keine große Resonanz stoßen, würde er in der Schule fragen, ob Interesse am Bücherbestand besteht. Jentsch will sich dazu aber erst eingehend mit den Ratsmitgliedern beraten.
In Blankenheim existiert schon seit längerem keine eigenständige Bücherei mehr – seitdem die Kommunalaufsicht des Landkreises die Gemeinde zum Sparen anhält. Als Alternative wurde mit dem Buchbestand im Gemeindeamt von Bürgermeister André Strobach eine Buchausleihe eingerichtet. Sie kann genutzt werden, wenn das Amt besetzt ist.
Tauschkiste in der Feuerwehr
„Bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr wurde jetzt auch noch eine Büchertauschkiste für Kinder- und Jugendbücher eingerichtet“, sagt er. Der Frauenverein des Ortes hat gerade mit Fördermitteln eine alte Telefonzelle in Thüringen erworben, die zur Bücherzelle umfunktioniert werden soll. Ihr künftiger Standort muss noch festgelegt werden. In einer ersten Idee wurde der Platz an der unter Naturschutz stehenden Bäcker-Eiche vorgeschlagen.