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Ersthelfer für die Seele Wie man beim Kriseninterventionsteam Mansfeld-Südharz helfen kann

Das Kriseninterventionsteam Mansfeld-Südharz hilft Menschen nach traumatischen Ereignissen. Die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer ist sehr wichtig.

Von Beate Thomashausen 12.03.2024, 16:30
Jörg Köhler gehört dem Kriseninterventionsteam an und wirbt für die Mitarbeit dort. Es ist wichtig, Menschen in einer Krisensituation aufzufangen, sagt er.
Jörg Köhler gehört dem Kriseninterventionsteam an und wirbt für die Mitarbeit dort. Es ist wichtig, Menschen in einer Krisensituation aufzufangen, sagt er. (Foto: Kathrin Labitzke)

Eisleben/MZ. - Jörg Köhler hätte sich damals gewünscht, dass ihm ein schwerer Schicksalsschlag, der die Familie plötzlich ereilte, nicht einfach nüchtern am Telefon mitgeteilt worden wäre. Besser wäre es gewesen, dass ihm in dem Moment ein Mensch die Nachricht persönlich überbracht und ihn in seinem Schmerz aufgefangen hätte.

„Das möchte ich nicht, das andere Menschen das auch so erleben, sondern dass jemand für sie da ist“, sagt er heute. Für ihn war das eigene Erleben ausschlaggebend dafür, dass er sich heute im Kriseninterventionsteam Mansfeld-Südharz, kurz KIT, engagiert.

Kriseninterventionsteam ist rund um die Uhr erreichbar

Die Mitarbeiter dieses ehrenamtlichen Teams werden von der Leitstelle Mansfeld-Südharz angefordert, wenn beispielsweise die Polizei nach einem Verkehrsunfall eine Todesnachricht überbringen muss oder der Notarzt einschätzt, dass es nach einem traumatischen Einsatz erforderlich ist, dass die Menschen, die dabei waren, noch mehr Hilfe bedürfen, als es die Rettungskräfte selbst leisten können.

Insofern der Rettungsdienst, die Feuerwehr oder die Polizei Bedarf sieht, wird das Kriseninterventionsteam bei einem Einsatz hinzugeholt. Das KIT-Team ist rund um die Uhr erreichbar. Dazu werden Einsatzpläne erstellt, denn die Helfer sind ja ehrenamtlich im Einsatz.

Der Einsatzplan ist bei der Leitstelle hinterlegt. „Wenn wir alarmiert werden, gibt uns die Leitstelle einen kurzen Gesamtüberblick“, erklärt Köhler, dessen erster Einsatz bei einem Verkehrsunfall war. Man erfahre im Vorfeld, welche Personen betroffen sind, wo sich der Einsatzort befindet und warum das KIT hinzugezogen wird.

Ziel ist es, als erster Ansprechpartner nach einem traumatischen Ereignis vor Ort zu sein, um psychosozialen Belastungsfolgen vorzubeugen und bei Bedarf professionelle Unterstützungsmaßnahmen zur Verarbeitung und Behandlung von Traumafolgen anzubieten.

„Etwas Lebenserfahrung ist wichtig bei dieser Tätigkeit“

Wer sich dem KIT anschließen möchte, sollte mindestens 25 Jahre alt sein. „Etwas Lebenserfahrung ist wichtig bei dieser Tätigkeit“, weiß Köhler. „Es ist nicht erforderlich, dass man aus einem medizinischen oder pädagogischen Beruf kommt. Wichtig ist, dass man empathisch ist und auf Menschen zugehen kann“, ergänzt er.

Wer im KIT mitarbeiten möchte, muss aber zwingend einen Führerschein haben und über ein Auto verfügen, denn die ehrenamtlichen Helfer kommen nur so zu ihren Einsatzorten. Voraussetzung ist auch, dass jemand, der sich zu einer Mitarbeit entschließt, auch keinerlei Vorstrafen hat.

Um Notfallbegleiter zu werden, ist eine Ausbildung erforderlich. Diese wird innerhalb von vier Kurswochenenden, jeweils von Freitag bis Sonntag, absolviert. Dort bekommt man das Rüstzeug mit, um später Menschen in Krisensituationen zu Seite stehen zu können.

„Hier stellt sich letztlich auch heraus, ob jemand wirklich für diese ehrenamtliche Tätigkeit geeignet ist“, sagt Köhler. Nach der Ausbildung erhalten die frischgebackenen Teammitglieder ein Zertifikat und die Einsatzausrüstung.

Damit die KIT-Mitarbeiter an einem Unfallort für alle gut erkennbar sind, tragen sie eine lila Weste. Wer sich vorstellen kann, im KIT mitzuarbeiten, der kann sich telefonisch bei Jörg Köhler (0176/78 90 62 46) oder bei Sybille Bräuner (0152/59 52 79 59) melden.