MZ-Serie zur Eisleber Wiese Was der Eisleber Heimatforscher Peter Lindner mit dem Wiesenmarkt verbindet
Die Eisleber Wiese sollte in diesem Jahr seine sage und schreibe 500. Auflage erfahren. Die Corona-Pandemie verhindert jedoch bereits zum zweiten Mal in Folge, dass sich die Karussells drehen. Deshalb möchte die Redaktion für alle Wiesenfans ein paar Trostpflaster verteilen: Zum einen in Form von ganz viel Wiesen-Historie, zum anderen aber auch mit den Wiesen-Geschichten der Leserinnen und Lesern. Wir beginnen mit der Geschichte von Heimatforscher Peter Linder ...

Eisleben/MZ - Bevor wir jedoch beginnen, sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, gefragt: Wir freuen uns auf Ihre Episoden rund um die Eisleber Wiese, auch auf ihre Fotos aus vergangenen Wiesenzeiten, auf Kurioses, das Sie erlebt haben, auf Erstaunliches und auf das Wiesentypische. Unter allen Teilnehmer verlosen wir in Zusammenarbeit mit der Stadt Eisleben und dem Eigenbetrieb Märkte fünf Überraschungspakete, in denen sich unter anderem Wertmarken befinden werden, für die Wiese 500+1, die dann hoffentlich im kommenden Jahr stattfinden kann. Wie funktioniert die Teilnahme? Ganz einfach: Sie schreiben einfach auf, was Sie erlebt haben und schicken uns das per Mail ([email protected]) oder Post (Plan 7, 06295 Lutherstadt Eisleben). Sie können uns aber auch anrufen: 03475/614636.
„Ich bin ein echtes Wiesenkind“, sagt Peter Lindner (85). Der Eisleber Heimatforscher, Sammler und Autor meint damit nicht nur, dass er mit dem Volksfest aufgewachsen ist. „Wir sind jeden Tag auf die Wiese gegangen. Das gehört sich doch so für einen Eisleber“, sagt Lindner. Bis heute ist der Wiesenbummel für ihn und seine Frau Christa ein Muss. Allerdings nicht mehr täglich. „Wir gehen immer am Freitag, da ist es noch nicht so voll.“

Eltern lernten sich auf der Eisleber Wiese kennen
Dass sich Lindner ein „Wiesenkind“ nennt, ist wörtlich zu verstehen, denn er verdankt dem Volksfest tatsächlich seine Existenz. „Mein Vater stammte aus Halle und ist damals mit einem Freund zur Wiese gefahren“, erzählt er. Dort lernten die beiden ihre späteren Ehefrauen kennen. Leider währte das gemeinsame Leben der jungen Familie Lindner nur kurz, denn sein Vater kehrte aus der Schlacht um Stalingrad nicht zurück.

Zugute kam ihm als Kind, dass seine Großmutter am Plan ein Lebensmittelgeschäft betrieb. Von den Schaustellern, die dort eingekauft hätten, habe er immer Freifahrscheine bekommen. „Da konnte ich zehn oder fünfzehn Mal Karussell fahren“, erinnert sich Lindner. Seine Frau hatte als Kind ähnliches Glück. Ihr Vater betrieb nämlich in der Halleschen Straße eine Sattlerei, wo die Schausteller ihre Zelte reparieren ließen. So kam auch Christa an Freifahrten. „Wir haben uns aber nicht auf der Wiese kennengelernt“, sagt Lindner.
Alles begann mit dem Ochsenmarkt
Der passionierte Heimathistoriker hat sich natürlich auch mit der Geschichte der Wiese beschäftigt. Als offizieller Ursprung des heute größten Volksfests in Mitteldeutschland gilt bekanntlich die Erteilung eines kaiserlichen Privilegs zum Abhalten eines Ochsenmarkts im Jahr 1521. Auf dieses in der Spangenbergschen Chronik erwähnte Ereignis bezieht sich das 500-jährige Jubiläum des Wiesenmarkts, das in diesem Jahr gefeiert werden sollte. Allerdings klaffen mehrere Lücken in der Wiesenhistorie.

So protestierte die Stadt Leipzig mit dem Verweis auf ein eigenes kaiserliches Privileg gegen den Eisleber Ochsenmarkt. Mit Erfolg: Der sächsische Kurfürst verbot seinen Untertanen die Teilnahme. Erst ab 1678 sei wieder ein Ochsenmarkt in Eisleben urkundlich belegt, so Lindner. Der Begriff „Wiesenmarkt“ tauche erstmals 1726 in einer Chronik von Eusebio Francke auf. In Kriegs- und Seuchenzeiten sei der Markt oft ausgefallen, etwa während des Dreißigjährigen und des Siebenjährigen Krieges sowie im Ersten Weltkrieg. Die fortlaufende Nummerierung begann dann erst mit der 460. Wiese im Jahr 1981. Wobei diese - wie dargestellt - natürlich nichts mit der tatsächlichen Anzahl der Veranstaltungen zu tun hat.

Umfangreiches Fotoarchiv
Sein umfangreiches Fotoarchiv zur Wiese verdankt Lindner unter anderem dem einstigen Papierwarengeschäft Raeschke am Eisleber Markt. Dort wurden Fotos für Postkarten vervielfältigt. In den 1980er Jahren, nach dem Tod von Hans Raeschke, habe ihm seine Witwe den fotografischen Nachlass angeboten, so Lindner. Außerdem besitzt er zahlreiche Bilder, die der Vorsitzende des Eisleber Fotovereins, Paul Brandt in den 1920er und 1930er Jahren aufgenommen hat. Damals fand parallel zu dem Volksfest auch immer noch ein Pferde- und Viehmarkt statt.
Zu unserer MZ-Wiesenserie
Die MZ-Lokalredaktion startet mit dieser Ausgabe den Blick zurück auf den Eisleber Wiesenmarkt. Der sollte in diesem Jahr seine sage und schreibe 500. Auflage erfahren. Daraus wird nun nichts, die Corona-Pandemie verhindert bereits zum zweiten Mal in Folge, dass sich Karussells am dritten Septemberwochenende drehen.
Deshalb möchte die Redaktion für alle Wiesenfans ein paar Trostpflaster verteilen. Zum einen in Form von ganz viel Wiesen-Historie, zum anderen aber auch mit den Wiesen-Geschichten der Leserinnen und Lesern.
Und nun, liebe Leserinnen und Leser, kommen Sie ins Spiel. Wir freuen uns auf Ihre Episoden rund um die Eisleber Wiese, auch auf ihre Fotos aus vergangenen Wiesenzeiten, auf Kurioses, das Sie erlebt haben, auf Erstaunliches und auf das Wiesentypische. Unter allen Teilnehmer verlosen wir in Zusammenarbeit mit der Stadt Eisleben und dem Eigenbetrieb Märkte fünf Überraschungspakete, in denen sich unter anderem Wertmarken befinden werden, für die Wiese 500+1, die dann hoffentlich im kommenden Jahr stattfinden kann.
Wie funktioniert die Teilnahme? Ganz einfach: Sie schreiben einfach auf, was Sie erlebt haben und schicken uns das per Mail ([email protected]) oder Post (Plan 7, 06295 Lutherstadt Eisleben). Sie können uns aber auch anrufen: 03475/614636.