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Wansleber Privatdetektiv Wansleber Privatdetektiv: Dieser Mann liegt bei den Leuten auf der Lauer

Von Jörg Müller 09.05.2017, 17:00
Steffen Reuter arbeitet nicht nur mit Fernglas und Fotoapparat. Er hat auch eine Armbanduhr, die Ton- und Videoaufzeichnungen ermöglicht.
Steffen Reuter arbeitet nicht nur mit Fernglas und Fotoapparat. Er hat auch eine Armbanduhr, die Ton- und Videoaufzeichnungen ermöglicht. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Sie gehören zu den beliebtesten Krimi-Figuren: Privatdetektive. Im Film werden sie regelmäßig in Schlägereien verwickelt, brechen bei ihren Ermittlungen auch gern mal in Wohnungen ein und stolpern ständig über Verbrechensopfer. So aufregend geht es bei Steffen Reuter zum Glück selten zu. „Aber gefährlich kann es schon mal werden“, sagt der 39-Jährige, der seit 2006 eine Detektei betreibt - zunächst in Wansleben, seit zwei Jahren in der Eisleber Rammtorstraße.

Bei einem Fall sei er zum Beispiel ins Rotlichtmilieu geraten. „Da war ich sehr froh, als der Auftrag abgearbeitet war“, so Reuter. Bewaffnet sei er aber nie. „Das lehne ich grundsätzlich ab. Ich versuche immer, die Situation vorher einzuschätzen, so dass ich mich bei Gefahr rechtzeitig zurückziehen kann.“ Schließlich habe er Familie. Wenn erst einmal Waffen im Spiel seien, könne eine Situation schnell eskalieren.

Privatdetektiv Reuter hält sich bei seinen Aufträgen immer an das Gesetz

Das illegale Eindringen in Wohnungen - wie im Film- sei natürlich tabu. „Ich halte mich selbstverständlich immer an Recht und Gesetz.“ Dazu gehöre auch, dass der Auftraggeber eine glaubhafte Begründung liefern muss.

So hat Reuter oft mit Firmen zu tun, die vermuten, dass ein krank gemeldeter Angestellter gar nicht krank ist, sondern vielleicht schwarz oder in seinem privaten Garten arbeitet. „Der Arbeitgeber kann aber nicht einfach zu mir sagen: Ich möchte nur mal wissen, was derjenige in seiner Freizeit macht.“ So einen Auftrag würde er ablehnen. Sein zweites Haupttätigkeitsgebiet ist der Klassiker für Detektive: Reuter beschattet Männer oder Frauen, deren Partner den Verdacht haben, dass sie fremdgehen. Und das läuft dann schon ein bisschen wie im Film ab: Ausgerüstet mit Fotoapparat und Fernglas verfolgt er die Person zu Fuß oder mit dem Auto.

Ein spezielles Utensil ist eine Armbanduhr, die Ton- und Videoaufzeichnungen ermöglicht. Optimal sei, wenn es gelinge, den Verdächtigen auf frischer Tat zu ertappen - und zu fotografieren. Oft sei das mit langem Warten verbunden. „Das kann schon mal ein paar Tage dauern.“ Wobei natürlich nicht jede Beobachtung erfolgreich verläuft. „Letztendlich ist das auch eine finanzielle Frage für den Auftraggeber. Ich werde ja nach Stundensatz bezahlt.“ Und es sei auch schon vorgekommen, dass er selbst entdeckt worden sei. Wenn es möglich sei, erkunde er die örtlichen Gegebenheiten vorher und suche nach eventuellen Verstecken. „In einsamen Gegenden hatte ich manchmal einen Hund zum Gassigehen als Alibi dabei. Da fühlt man sich auch gleich sicherer.“

Reuter begann siene Laufbahn als Kaufhausdetektiv in ganz Deutschland

Auch wenn er meistens allein arbeite - langweilig werde der Job ihm nicht. „Ich bin von Natur aus sehr neugierig“, sagt Reuter. „Ich lerne sehr viele Menschen und ihre Geschichten kennen. Das ist immer wieder interessant.“

In Deutschland ist Detektiv keine geschützte Berufsbezeichnung. Eine Ausbildung oder Prüfung ist nicht erforderlich. Lediglich im Bewachungsgewerbe (zum Beispiel Kaufhausdetektiv) ist ein Lehrgang gefordert. Steffen Reuter, gelernter Maler/Lackierer, hat bei der Bahn gearbeitet und Grundwehrdienst bei der Bundeswehr geleistet. 2003 fing er als angestellter Kaufhausdetektiv an. Außer seiner Detektei betreibt er heute eine Promotion-Agentur.

Angefangen hat er als Kaufhausdetektiv in Warenhäusern, Baumärkten und Drogerien in ganz Deutschland. „Ich habe dabei viel gelernt.“ Das Wichtigste sei, die Menschen einschätzen zu können und vorausschauend zu denken. Diese Fähigkeit müsse man in dem Job möglichst mitbringen. Schon allein deshalb, weil die Gewaltbereitschaft zugenommen habe. „Man muss einschätzen, ob man mit einer Person zurecht kommt.“ In Deutschland könne übrigens jeder Bürger einen Verdächtigen bei Gefahr im Verzug vorläufig festnehmen.

In Kaufhäusern arbeitet Reuter heute nicht mehr. Aber auch für einen Privatdetektiv komme es seiner Meinung vor allem auf Erfahrung, Bauchgefühl und Menschenkenntnis an. „Ich bin auch ein bisschen Seelsorger. Wenn nötig, bin ich rund um die Uhr für einen Kunden da.“ (mz)