Schienenersatzverkehr statt Fahrt nach Prag Wann darf der Wolferöder Busunternehmer Christoph Ecke wieder losfahren?
Corona-Pandemie: Nach acht Monaten Stillstand hofft Busunternehmer Christoph Ecke, dass seiner Branche in Sachsen-Anhalt endlich auch grünes Licht gegeben wird.

Wolferode - Wann wird das Verbot von Busreisen in Sachsen-Anhalt aufgehoben? Das fragte der Wolferöder Busunternehmer Christoph Ecke per Mail Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Rainer Haseloff und die Ministerin für Arbeit, Soziales und Integration, Petra Grimm-Benne. „Eine Antwort habe ich noch nicht bekommen.“ Dabei brennt dem jungen Unternehmer diese Frage auf den Nägeln. Und seit es immer mehr Lockerungen gibt, häufen sich auch die Anfragen der Kunden.
Fahrer von Busunternehmer Christoph Ecke sind in Kurzarbeit
Seit acht Monaten schon stehen seine drei modernen Reisebusse auf dem Betriebshof in Helbra. Die einzigen Touren, zu denen die Busse vom Hof rollen, führen zum TÜV und in die Werkstatt. Zwar hat er die Busse stillgelegt, um Versicherungskosten zu sparen, doch um technische Inspektionen aller drei Monate kommt er nicht herum. „Wenn ich das nicht einhalte, wird schließlich eine viel teurere Hauptuntersuchung fällig“, erklärt Ecke, der eigentlich mit seinen Bussen wieder beispielsweise an die Ostsee oder nach Österreich fahren möchte. Jetzt im April hätte man zu einer Wochenendreise in die Goldene Stadt Prag eingeladen und wäre im Mai auf Sylt gewesen. Von den vielen Klassenfahrten und Vereinsreisen ganz zu schweigen, die übers Jahr auf dem Programm stehen. In normalen Jahren jedenfalls.
Nun sind seine drei Fahrer seit vergangenem Jahr ununterbrochen in Kurzarbeit. Dass sie noch nicht abgesprungen sind und zu ihm stehen, wertet er als Pluspunkt für sich und freut sich, dass das Unternehmensklima ganz offenbar positiv ist. Etwas häufiger als die Busse gehen die Fahrer auf Tour. Sie fahren im Wechsel noch den Schienenersatzverkehr für Abellio. „Damit wir das Busfahren nicht ganz und gar verlernen“, so der sympathische junge Unternehmer lachend, der schon als Kind nichts anderes werden wollte, als Busfahrer. Mit „Christoph-Reisen“ beschriftete er damals seine selbstgebauten Modellbusse. Und dieser Schriftzug steht nun auch an den großen Bussen, die er ganz nach seinen Wünschen ausstattete. „An meinem Traum halte ich auch weiter fest. Busreisen sind genau das, was ich auch heute als Erwachsener machen möchte“, sagt er.
Staatliche Hilfen decken nicht alle Kosten
Und er möchte seine reiselustigen Gäste lieber heute als morgen zu einer Tour mitnehmen. „Den meisten ist es ganz egal, wohin es gehen wird. Hauptsache mal wieder raus und etwas erleben. Viele haben sich extra deshalb impfen lassen, weil sie wieder ein normales Leben leben möchten.“ Darauf zählt Ecke, wenn es denn endlich wieder losgehen kann, dass sich die Menschen auf Ausflüge mit dem Bus freuen und zahlreich buchen werden, denn an den aktuellen Kosten hat er doch ganz schön zu knabbern. Kar bekomme er staatliche Beihilfen, aber die decken bei weitem nicht alle Kosten. Auch wenn er nur eine kleine Fahrzeugflotte habe, verursache das Kosten. Und die Fahrzeuge verlieren mit jedem Tag an Wert.
Was er nicht verstehe sei, dass ringsum in den Nachbarbundesländern Busreisen bereits wieder möglich sind, nur die drei mitteldeutschen Länder haben noch keine Entscheidung getroffen. „Dabei warten wir sehnsüchtig darauf“, sagt Ecke.
Um das Reisen für die Crew und für alle Passagiere noch sicherer zu machen, investierte Ecke jetzt in moderne Filteranlagen, die die Coronaviren und auch alle anderen aus der Luft herausfiltern können. Das sei ja auch die nächste Unsicherheit, wie denn nun bei den Reisen verfahren werden soll. Tagesaktuelle Tests an Bord? Auch das ist bei 53 möglichen Fahrgästen eine langwierige Prozedur. Noch länger, wenn man jedes Mal eine Teststation ansteuern müsse. „Das hat dann mit Urlaub auch nicht mehr viel zu tun“, seufzt der junge Busunternehmer. „Oder reisen wir nur noch mit geimpften und genesenen Personen?“ Ecke zählt fest auf den August. Denn Vorbereitungszeit braucht er ja auch, ehe es losgehen kann. (mz)