W-Schacht in Wimmelburg W-Schacht in Wimmelburg: Unterirdischer Tourismus für Schulklassen oder Extremtouristen?

Eisleben - Der Förderverein Schmid-Schacht will den W-Schacht in Wimmelburg touristisch erschließen. Schließlich hat der Schacht nach Meinung der Experten Einzigartiges zu bieten.
Am 13.März 1808 gab es tief unter Wimmelburg ein denkwürdiges Schauspiel. In 100 Metern Tiefe erklang Blasmusik, leuchteten unzählige Lichter. Ein Bild, das fast unglaublich erscheint. Doch die Überlieferung des Markscheiders Anton Erdmann, der Augenzeuge des Geschehens war, ist glaubwürdig. Die Zeremonie galt Karl Freiesleben (1774 bis 1846), dessen Name untrennbar mit der Entdeckung der Wimmelburger Schlotte verbunden ist.
„Dass die Schlotten zugänglich sind, findet man nur selten“, erklärte Sven Bauer, der Geologe von der Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben (GVV), die diesen Schacht noch bis 2018 betreibt. Diese Schlotten, das sind unterirdische Hohlräume, sind teilweise so groß, das in ihnen früher sogar Feste gefeiert worden sind.
Bisher hat die GVV als Nachfolger des Bergbaubetriebes die Aufgabe, die Schlotten zu kontrollieren. „Unsere Arbeit ist endlich“, so Bauer. Das Problem sei aber, dass sie verschlossen werden müssen, wenn die GVV für die Schächte nicht mehr zuständig ist. „Dann gibt es natürlich auch keinen Zugang mehr, den man touristisch nutzen könnte“, sagte er während einer zweistündigen Tour durch den W-Schacht über den Glückaufstollen zum T-Schacht. An dieser Tour haben Vertreter der GVV, des Fördervereins Schmid-Schacht und der Landesregierung teilgenommen. Eduard Jantos, CDU-Landtagsmitglied und Mitglied des Fördervereins, hatte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) zu der Fahrt unter Tage eingeladen. Nach Jantos’ Ansicht müsse eine Schließung der Schachtanlagen verhindert werden. „Wir wissen doch: Was einmal zu ist, bleibt für immer zu“, so Jantos.
Über die Probleme der touristischen Nutzung lesen Sie auf Seite 2.
Allerdings tauchten während des Rundganges in rund 100 Metern Tiefe schon die einen oder anderen Probleme auf. So ist es stellenweise sehr eng. „Und dafür habe ich den aufrechten Gang gelernt“, sagte Webel, während er wie alle anderen auf Knien durch die engen Schächte kroch. Webel fand aber auch, dass die Schlotten durchaus faszinierend und absolut sehenswert seien. Dennoch ist sein Fazit nach dem Ausflug in die Tiefe eindeutig. „Für Massentourismus ist die Anlage definitiv nicht geeignet“, findet der Verkehrsminister. Als generelle Absage an eine touristische Nutzung will er seine Aussage aber nicht verstanden wissen. Man müsse sich halt ein Konzept überlegen, so Webel.
„Vielleicht wäre das ja etwas für Extremtouristen“, überlegte er laut. Bevor man in den Alpen in 1 000 Metern Tiefe rumkraxle, könne man ja auch nach Wimmelburg fahren. „Das ist auf jeden Fall sicherer“, fand der Minister.
Beim Förderverein Schmid-Schacht dachte man allerdings eher daran, die Schächte für Schulklassen zugänglich zu machen. Bevor man aber die Schachtanlagen Schulklassen oder eben Extremtouristen zeigen kann, gilt es, das Problem des Einfahrens zu lösen. „Der Korb fasst nur zwei Personen, das dauert viel zu lange, um eine größere Gruppe in die Tiefe zu befördern“, erklärte Bauer. Auch der Ausstieg am T-Schacht hat es in sich, dort ist der Schacht zwar nur rund 40 Meter tief, dennoch müssen zwölf Leitern erklommen werden, um ans Tageslicht zu gelangen. (mz)