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Vorlage abgesegnet Vorlage abgesegnet: Eisleben stellt Unesco-Antrag für die Wiese

Von Wolfram Bahn 24.11.2014, 18:42
Die Eisleber Wiese bei Nacht.
Die Eisleber Wiese bei Nacht. Lukaschek Lizenz

Eisleben - Die Entscheidung ist gefallen: Die Lutherstadt Eisleben stellt einen Antrag für die Wiese zur Aufnahme in die Liste der immateriellen Weltkulturgüter. Darauf hat sich eine Arbeitsgruppe bei der Stadt am Montag verständigt. Zuvor hatten zwei Experten ihre Gutachten vorgelegt, die die Bewerbung nach Angaben der Stadt untermauert haben. „Wir sind zuversichtlich, dass es mit dem Antrag klappt“, sagte Ute Klopfleisch, die zuständige Fachbereichsleiterin der Stadtverwaltung. Die Unesco will künftig auch besondere Bräuche, Handwerkstechniken und Traditionen als Weltkulturerbe verankern. Eisleben erhofft sich durch den Eintrag in die Liste eine Aufwertung der Stadt.

Abgabetermin ist noch offen

Klopfleisch verweist darauf, dass die Eisleber Wiese, die auf einen kaiserlichen Erlass von 1521 zurückgeht, einzigartig in ihrer Form sei. Mit rund einer halben Million Besucher ist es das größte Volksfest in Mitteldeutschland. Es wird immer am dritten Wochenende im September veranstaltet. Rund 4,5 Kilometer lang ist die Vergnügungsmeile auf dem Wiesengelände, die auch eine Händlerstraße einschließt.

Vor der Aufnahme in die Unesco-Liste der immateriellen Kulturgüter müssen die Bewerber mehrere Hürden überwinden. Der Antrag muss beim Kultusministerium in Magdeburg eingereicht werden.

Dort entscheidet eine Jury mit drei Experten, welche zwei Vorschläge das Land Sachsen-Anhalt an die Kultusministerkonferenz übermittelt. Dort wird aus den Bewerbungen eine Vorschlagsliste erstellt, die an die Deutsche Unesco-Kommission weitergeleitet wird.

Danach bewertet ein Expertenkomitee die Dossiers, ehe in Abstimmung mit dem Kulturbeauftragten der Bundesregierung die Zusage erfolgt.

Nach Angaben des Landes hat die Expertenkommission inzwischen die Vorschläge der ersten Antragsrunde beraten und eine Auswahl getroffen. Sachsen-Anhalt hatte die Finkenliebhaberei im Harz und die Salzwirkerbrüderschaft der Halloren in Halle eingereicht. Wer es auf die Unesco-Liste geschafft hat, wird am 11. Dezember nach der Kultusministerkonferenz bekanntgegeben. (wba)

Wann die Lutherstadt die Antragsunterlagen beim Kulturministerium in Magdeburg abgeben wird, ist noch offen. Ein genauer Termin für die nächste Bewerbungsrunde soll noch bekanntgegeben werden. Jedes Bundesland kann pro Jahr zwei Vorschläge bei der Deutschen Unesco-Kommission in Berlin einreichen. In diesem Jahr bekam die Finkenliebhaberei im Harz und die Salzwirkerbrüderschaft der Halloren in Halle den Zuschlag beim Land.

Nicht zum Zuge kamen zum Auftakt die Pfingstbräuche aus dem Mansfelder Grund, auch bekannt als „Dreckschweinfest“, und das traditionsreiche Questenfest im Südharz. Beim ersten Anlauf im vorigen Jahr hatte sich die Lutherstadt mit einer Bewerbung noch zurückgehalten. „Wir stellen Gründlichkeit vor Eile“, sagte damals ein Eisleber Stadtsprecher. Aus diesem Grund wurde zuerst eine Arbeitsgruppe gebildet, in der neben Heimatforschern auch zwei namhafte Historiker aus Halle und Berlin sitzen, die wissenschaftliche Gutachten beigesteuert haben.

Urkunde in Wien entdeckt

Deren Expertisen sind in die Antragsunterlagen eingeflossen, die gestern in der Arbeitsgruppe zusammengestellt wurden. Nach MZ-Informationen haben die Experten zahlreiche Urkunden ausfindig gemacht, die die Einzigartigkeit der Eisleber Wiese belegen sollen. Sogar in Wien sollen die Gutachter gewesen sein, um in den Archiven der Habsburger nach Belegen zu suchen. Sie stießen dabei auf die Urkunde, die Kaiser Karl V. im Jahre 1521 auf dem Reichstag zu Worms ausgestellt hat und durch die die Stadt das Recht erhielt, einen Vieh- und Ochsenmarkt abzuhalten. Diese Urkunde gilt als Geburtsstunde der Eisleber Wiese.

Obwohl Eisleber Ortschronisten nachgewiesen haben, dass die Tradition des Volksfestes, so wie es jetzt begangen wird, erst wesentlich später begründet wurde, hat Eisleben in diesem Jahr seine 493. Wiese gefeiert. (mz)