Von Sartre auf ewig in die Hölle verbannt
Eisleben/MZ. - Eine Laboranordnung, die Jean Paul Sartre 1943 schrieb, um die Bedeutung der Meinung anderer für das Selbstbild eines Menschen zu verdeutlichen.
"Die Hölle, das sind die anderen", postulierte der Philosoph für den Fall verquerer und schwieriger Beziehungen zwischen Menschen. Die Menschen mit schwieriger Beziehung zueinander sind in diesem Fall Joseph Garcin (Alexander Abramyan), Ines Serrano (Katja Preuß) und Estelle Rigault (Birgit Pelz). Nacheinander werden sie von einem Kellner in den erwähnten Raum geführt, in die Hölle. Sie haben etwas anderes erwartet: Folterknechte oder auch Menschen, die sie im Leben gekannt haben. Bald müssen sie aber begreifen, dass sie selbst die Folterknechte sind- für die jeweils anderen beiden. Versuche, sich zu ignorieren, scheitern ebenso, wie sich zu zweit gegen den Dritten zu verbünden.
Das Thema und die Tatsache, dass "Geschlossene Gesellschaft" ein Einakter ist, klingt nach Längen. Das Gegenteil war am Sonnabend bei der Premiere des Stückes an der Eisleber Landesbühne der Fall. Lutz Potthoffs Auftritt als Kellner rief Raunen im Publikum hervor.
Unheil verkündend teilnahmslos passte er nicht nur optisch zum Bühnenbild, dem "Zimmer", in dem Sartres Figuren bis in die Ewigkeit gefangen sind. Überzeugend auch der Rest der Besetzung. Alexander Abramyan als Schwerenöter Garcin, der zu Lebzeiten seine Frau quälte, nur weil das so einfach war. Katja Preuß als Ines, die den Mann ihrer Geliebten in den Selbstmord trieb. Und Birgit Pelz als Estelle, die ihr Kind ermordet, um sich an dessen Vater zu rächen.
Weil sie nur durch das Leiden ihrer Opfer existieren konnten, sind Garcin, Ines und Estelle in die Hölle gekommen, um in alle Ewigkeit untereinander zu leiden. Man war wenig geneigt, sich mit den Charakteren zu identifizieren, aber sie wurden auf der Bühne als Tote so lebendig dargestellt, dass man sich der Spannung zwischen den Akteuren kaum entziehen konnte. Dem Regisseur Frank Sieckel ist eine sehenswerte Inszenierung gelungen, die nicht nur zur Premiere ein volles Haus verdient.