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Todestag des Reformators Todestag des Reformators: Luthers Frau Käthe wartet vergebens

Von Ernst-Peter Schelm und Burkhard Zemlin 15.02.2016, 11:51
Lutherhaus am Andreaskirchplatz. Es wurde 1862 vom preußischen Staat erworben und 1894 nach Umgestaltung als Museum eröffnet.
Lutherhaus am Andreaskirchplatz. Es wurde 1862 vom preußischen Staat erworben und 1894 nach Umgestaltung als Museum eröffnet. jürgen lukschek Lizenz

Eisleben - Es hat sich gefügt, dass Martin Luther in seiner Geburtsstadt Eisleben auch gestorben ist. Am 18. Februar 1546 vollendete sich sein Leben, nachdem es ihm noch einmal gelungen war, zwischen den zerstrittenen Grafen von Mansfeld zu vermitteln.

Das Lutherhaus am Eisleber Andreaskirchplatz wurde 1862 vom preußischen Fiskus erworben und nach spätgotischem Vorbild rekonstruiert. Als es am 25. Mai 1894 als Gedenkstätte eröffnet wurde, zweifelte keiner daran, dass es sich um Luthers Sterbehaus handelt. Erst 1910 wurde in Wien ein verschollen geglaubter Teil der Spangenberg-Chronik entdeckt, aus dem hervorgeht, dass der Reformator in einem Haus am Markt gestorben ist, in Graf Brunos Haus, welches „der reiche Thile Rinck, dieses Doctors Schwäher gebauet“. Welches Haus damit gemeint ist, darüber sind sich die Gelehrten einig: Markt 56, das Hotel Graf von Mansfeld, genauer dessen Vorgängerbau. Denn aus der Lutherzeit blieben allein die Grundmauern erhalten. Bis ins 18. Jahrhundert sollen im Haus Möbel aufbewahrt worden sein, die Luther einst benutzte.

Durch seine Briefe wissen wir ziemlich gut Bescheid über die letzte Reise des Reformators. Diese trat er am 23. Januar 1546 in Wittenberg an. Am 25. Januar in Halle verhinderten Hochwasser und Eisgang auf der Saale die Weiterfahrt und „wir müssen allhier zu Halle zwischen den Wassern gefangen liegen, nicht daß uns danach dürstet zu trinken. Wir nehmen dafür gutes Torgisches Bier und guten rheinischen Wein“, schreibt Luther an seine Käthe und merkt an: „Wärest Du hier, so hättest Du uns auch geraten, es so zu tun, damit Du siehst, daß wir auch einmal Deinem Rat folgen.“

Eisiger Wind durchs Barett

Am Folgetag predigte Luther zum letzten Mal in der halleschen Marktkirche. Am 28. Januar kann dann die Saale überwunden werden und die Fahrt wird nach Eisleben fortgesetzt. Dazu schreibt Luther am 29. Januar dem Fürsten Georg von Anhalt: „Die Mansfelder Grafen haben mich mit einer stattlichen Reiterschar geleitet.“ Am 1. Februar schreibt er seiner „herzlieben Hausfrau“, dass er „schwach gewesen“. Denn vor Unterrißdorf „ging mir ein solcher kalter Wind hinten zum Wagen ein auf meinen Kopf durchs Barett, als wollte es mir das Hirn zu Eis machen.“

Am Ort des Geschehen machte heute eine Tafel auf diese „Kalte Stelle“ aufmerksam. Alljährlich findet hier eine kleine Gedenkveranstaltung statt.

Die Verhandlungen zwischen den Mansfelder Grafen waren schwierig, wenngleich Luther am 1. Februar glaubte „das stachligste aller Stachelschweine . . . zur Strecke gebracht zu haben. „Nun werden die Kämpfe milder, so Gott will.“

Doch Gott wollte nicht, eine Woche später schrieb Luther an seine Frau: „Ich denke, daß die Hölle und ganze Welt müsse itzt ledig sein von allen Teufeln, die vielleicht alle um meinen Willen hier zu Eisleben zusammen kommen sind, so fest und hart steht die Sache.“

Am Tag davor hatte der 62-Jährige seiner Käthe geschrieben, er habe erneut „verstanden, warum der Herr im Evangelio die Reichtumb Dornen nennt. Hier ist die Schule, da man solchs verstehen kann.“

Dass die „Reichtumb“ der Grafschaft Mansfeld vor allem ihre Kupfergruben waren, lag auf der Hand. Luther dachte daran, „daß allwege in der Schrift“ den Dornen des Reichtums „das Feuer gedrohet wird. . .“

„Wir sind gottlob frisch und gesund“

Was seine Gesundheit angeht, tröstet er am 10. Februar seine „Allerheiligste Frau Doktorin“: „Wir sind gottlob frisch und gesund“, was jedoch nicht Justus Jonas betraf. Dieser hatte sich arg gestoßen und Luther merkt bei seiner eigenen offenen Wunde am Bein voller Heiterkeit an: „So gar groß ist der Neid in den Leuten, daß er mir nicht will gönnen, allein einen bösen Schenkel zu haben.“

Am 14. Februar schreibt Luther seiner „freundlichen lieben Hausfrau“: „Liebe Käthe! Wir hoffen, diese Woche wieder heim zu kommen, so Gott will.“

Allerletzte Predigt

Doch es kam anders. Die Streitigkeiten zwischen den Mansfelder Grafen waren zwar beigelegt und „die jungen Herren sind fröhlich, fahren zusammen mit den Narrenglöcklein auf Schlitten und die Fräulein auch und bringen einander Mummenschanz und sind guter Dinge“. Noch am selben Tag hält Luther in der Andreaskirche seine letzte Predigt und schreibt an Philipp Melanchthon: „Ich beschleunige meine Abreise.“

Daraus wurde nichts mehr, vier Tage später war Luther tot. Er starb am 18. Februar 1546. Seine Frau Käthe wartete auf ihn vergebens. (mz)

Markt 56 kennzeichnet den Ort von Luthers Sterbehaus.
Markt 56 kennzeichnet den Ort von Luthers Sterbehaus.
Jürgen Lukaschek Lizenz