Theater Eisleben Theater Eisleben: Auch ohne Fniege urkomisch

Eisleben - Irgendwo hängt er in den endlos scheinenden Fluren des Theaters: Ein Stadtplan der Lutherstadt, entstanden kurz nach der Wende. Darauf: Werbung für das „Café Krawczyk“ am Eisleber Plan.
Dort sind die Lichter längst ausgegangen. Aber seit Sonnabend geht der Eisleber ins „Schöller“, Pension und Café. Aus dem Wien von anno dazumal haben es Regisseurin Ann-Kathrin Hanns und ihr 13-köpfiges Ensemble auf der großen Bühne des Eisleber Theaters ins Eisleben der Neuzeit transportiert. Nach der Premiere gab es minutenlangen starken Beifall sowie eine fetzige Zugabe obendrauf.
Ja Zugabe. Wer sich an den Film mit Theo Lingen als Franz Schöller erinnert, wird die in den „Hans gefnogene Fniege“ vermissen. Die gibt es hier nicht. Denn Regisseurin Hanns hat „Pension Schöller - Das Musical“ auf die Bühne gebracht. Dessen Autoren Stefan Vögel, Peter Hofbauer und Peter Uwira haben gleichwohl Anleihen bei der 1890 uraufgeführten Komödie „Pension Schöller“ von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs genommen. Die allein sorgt auf vielen Bühnen im deutschsprachigen Raum schon für volle Kassen und gut unterhaltenes Publikum. Doch mit Musik, Gesang und Tanz bekommt das Ganze noch den besonderen Pfiff.
In einem für Eisleber Verhältnisse fast schon opulenten Bühnenbild (Ausstattung: Klaus Hellenstein) bringt Franz Schöller (Andreas Brendel als Gast) seine Pension sowie die beiden Töchter Maria (Almut Liedke) und Therese (Viola Müller als Gast) mehr schlecht als recht über die Runden. Denn die Gäste des Hauses wie der wenig ehrenvoll pensionierte Major Rupf (Christopher Wartig), der nach zehn Jahren aus den Anden zurückgekehrte Professor Bernardi (Oliver Beck) und die blutrünstige Schriftstellerin Ida (Annette Baldin) haben zwar alle ihre Schrullen, sitzen monetär aber mehr oder weniger stets auf dem Trockenen. Da scheint es nur logisch, dass weder Maria noch Therese, die trotz ihres Sprachfehners (Sie wissen schon) Schlagersängerin werden möchte, großes Interesse haben, dass Erbe anzutreten, zumal Mutter Elfriede schon vor zehn Jahren von ihnen gegangen, aber immer noch präsent ist. Wenigstens Bummelstudent Alfred Klapproth (Christian Hellrigl), längst verliebt in Maria (und sie in ihn) würde Café und Pension gern fortführen.
Einzig mangelt es auch ihm am Geld, was der mit Sky-Du-Mont-Augenbrauen ausgestattete Onkel Philipp Klapproth (Christopher Goetzie) im Überfluss zu haben scheint. Nebst seines Faibles für Irre. Und so entspinnt sich auf der Bühne eine kurzweilige Handlung voller Verwechslungen, Ironie und, dank Regisseurin Hanss, politischen Hintersinn. Vor allem aber wird gesungen und getanzt (Choreographie: Frank Schilcher) und das auf einem für „reine“ Schauspieler durchaus beachtlichem Niveau. Sebastian Undisz (musikalische Einstudierung, Piano), Viktor Wolf (Klarinette, Saxophon) und Simon Quinn (Kontrabass) erinnern ein wenig an „Ssälawih“, jene drei Musiker, die einst auch im Eisleber „Café Krawczyk“ aufspielten. Am Ende, alles andere wäre ein Drama und keine Komödie, wird alles gut. Die „Pension Schöller“ feiert ihren 70. Geburtstag. Irgendwann merkt auch Philipp Klapproth, dass die vermeintlich Irren verrückte Normale sind. Alfred bekommt seine Maria, Therese wird ihren Sprachfehler los und Ida hegt plötzlich tiefere Gefühle für Franz Schöller. Das alles muss gefeiert werden. Also lassen es die 13 Akteure, rhythmisch unterstützt vom Publikum, noch einmal richtig krachen. Und die als scheinbar stummes Unikum urkomisch wirkende Heidrun Pröhle kann gemeinsam mit Heimweh-Eddie (Markus Lingstädt) ihren Affen Zucker geben. Gehen Sie also unbedingt mal ins „Schöller“.
Die nächste Vorstellung gibt es am
Freitag, 17. März, 19.30 Uhr. (mz)