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Tag der Brieftaube  Tag der Brieftaube : Züchter öffnet seinen Schlag

Von Jörg Müller 09.04.2019, 11:59
Dittmar Jung - hier in seinem Schlag mit frisch geschlüpftem Nachwuchs - züchtet seit  1964 Brieftauben.
Dittmar Jung - hier in seinem Schlag mit frisch geschlüpftem Nachwuchs - züchtet seit  1964 Brieftauben. Jürgen Lukaschek

Burgsdorf - „Als ich mit den Brieftauben angefangen habe, waren wir 13 Züchter im Ort“, sagt Dittmar Jung. „Heute bin ich der Einzige.“ Seit mittlerweile 55 Jahren pflegt der Burgsdorfer sein Hobby, das ihn nach wie vor begeistert. „Wenn ich hier am Schlag sitze, und eine Taube nach der anderen fliegt ein - das ist ein schöner Anblick. Daran kann ich mich immer wieder freuen“, so der 68-Jährige.

Aussterbende Bergmannstradition

Wie in anderen Bergbauregionen war auch im Mansfelder Land die Brieftaubenzucht einst weit verbreitet. „In jedem Ort gab es einen Verein“, sagt Jung. Die „Rennpferde des kleinen Mannes“, wie die Tauben genannt wurden, brachten den Bergleuten Entspannung nach ihrer harten Arbeit.

Mit dem Niedergang des Bergbaus begann auch der langsame Niedergang der Brieftaubenzucht. Jung will sich nicht damit abfinden, dass diese Tradition zu Ende geht.

„Wir möchten wieder mehr in der Öffentlichkeit auf unser Hobby aufmerksam machen“, sagt er. Am bundesweiten Tag der Brieftaube am kommenden Sonntag, 14. April, lädt er deshalb erstmals Interessenten zum Besuch ein. „Ich öffne meinen Taubenschlag und zeige die Tiere“, so der Burgsdorfer.

Mit sechs Jahren die erste Brieftaube

„Ich hatte schon mit sechs Jahren meine ersten Brieftauben“, erzählt Jung. Auch sein Bruder habe Brieftauben gezüchtet. Zu DDR-Zeiten waren die Sporttaubenzüchter in einer Sektion der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) organisiert.

„Man musste auch eine polizeiliche Genehmigung und ein Führungszeugnis haben“, so Jung. Nach der Wende schlossen sich die Züchter dem Verband Deutscher Brieftaubenzüchter an. In den Regionen schließen sich die Vereine zu Reisevereinigungen zusammen, die die Wettflüge ausrichten.

Jung ist Vorsitzender der Reisevereinigung Aschersleben, der auch Züchter aus Klostermansfeld und Hettstedt angehören. „Wir arbeiten sehr gut mit der Reisevereinigung Eisleben zusammen“, so Jung.

Osttauben sind robuster

Bei den Wettflügen werden die Tiere gemeinsam an einem Ort aufgelassen und fliegen dann zurück in ihren Heimatschlag. Jede Taube trägt einen Chip, mit dem die Ankunft registriert wird. Jungs letzter großer Erfolg war ein Sieg einer seiner Tauben auf einem Wettflug aus Polen - gegen immerhin knapp 6.000 Konkurrenten.

Wie früher lassen viele ehemalige DDR-Züchter ihre Tiere im Osten starten. „In Richtung Westen zu fliegen ist viel anspruchsvoller, weil es überwiegend Gegenwind gibt“, so Jung. Deshalb seien die Ost-Tauben auch robuster gezüchtet worden.

„In dieser Woche beginne ich wieder mit dem Training.“ Die Strecke werde schrittweise von fünf auf 100 Kilometer gesteigert. Dabei komme es immer auch auf das richtige Futter an. „Die Tauben sind wie Leistungssportler.“

Als öffentlichkeitswirksame Aktion wird Anfang Dezember nach längerer Zeit wieder eine Brieftauben-Ausstellung in Polleben stattfinden. „Ich rechne mit 250 bis 300 Tieren“, so Jung, der als Ausstellungsleiter fungieren wird.

Er bereitet die Schau mit Otto Trinks (Eisleben), Jürgen Wagner (Klostermansfeld) und Christian Grossy (Seeland) vor. „Unsere letzte Ausstellung hatten wir vor sieben Jahren.“

Aktion für Kinder

Diesmal ist auch noch eine Extra-Aktion für Kinder geplant. „Wir würden uns freuen, wenn wir Nachwuchs für unser schönes Hobby finden würden“, sagt Jung. Seine Reisevereinigung zählt aktuell 32 Züchter, im Regionalverband Halle seien es rund 400.

Jung hat einst selbst im Bergbau gearbeitet - nachdem er zunächst Fleischer gelernt hatte. Zehn Jahre war er auf den Schächten in Niederröblingen und Nienstedt tätig.

Nach einem Arbeitsunfall ging er in die Landwirtschaft. Seit 1990 ist er ehrenamtlich in der Kommunalpolitik aktiv. „Ich kandidiere jetzt noch einmal für den Ortschaftsrat, den Stadtrat und den Kreistag.“

Am Sonntag, 14. April, 12 bis 16 Uhr, zeigt Dittmar Jung seinen Taubenschlag in Burgsdorf, Bösenburger Weg 30. Er bittet um Anmeldung unter Telefon 0151/15848174. (mz)