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Straßenfußball-Aktion  Straßenfußball-Aktion : "buntkicktgut" schlägt im August in Eisleben ihr Sommercamp auf

Von Wolfram Bahn 29.06.2016, 13:58
Kinder, die vom Jugendhaus Moskito in Eisleben- betreut werden, beim Straßenfußball. Für das Projekt gab es im vergangenen Jahr auch schon Geld vom MZ-Verein „Wir helfen“.
Kinder, die vom Jugendhaus Moskito in Eisleben- betreut werden, beim Straßenfußball. Für das Projekt gab es im vergangenen Jahr auch schon Geld vom MZ-Verein „Wir helfen“. Archiv/Lukaschek

Eisleben - Vor elf Jahren ist Oussman Kofia aus Togo nach Deutschland gekommen. Durch Zufall stieß er auf das Projekt „buntkicktgut“. Dort treffen sich regelmäßig Kinder und Jugendliche verschiedener Hautfarbe und unterschiedlicher Religionen, um Straßenfußball zu spielen. Und zwar richtig in Stadt-Ligen, deren Spielbetrieb sie selbst organisieren. „Das hat mir sehr geholfen, mich in Deutschland zurechtzufinden und die Sprache schnell zu erlernen“, sagt der 23-Jährige, der gerade seinen Abschluss als Sport- und Fitnesskaufman gemacht hat. Und weil das europaweit einzigartige Projekt bei Angelika Althaus auf großes Interesse stößt, hat sie nun ein Camp der Straßenfußball-Liga in die Lutherstadt geholt.

Idee stammt aus München

„Wir wollen versuchen, damit auch bei uns Flüchtlingskinder und eher schwierige Jugendliche zu erreichen“, so die Leiterin der Freizeiteinrichtung „Moskito“ in Eisleben. Übers Internet hatte sie Kontakt zum Projektleiter aufgenommen. Schon beim ersten Treffen mit dem Initiator Rüdiger Heid im September in München war die Sache klar. „Wir hatten sofort einen Draht zueinander“, erinnert sich der Münchner, der das Projekt im Jahre 1997 aus der Taufe gehoben hat.

Damals ging es darum, Bürgerkriegsflüchtlinge vor allem vom Balkan zu integrieren. „Fußball war und ist ein Medium, das alle kennen und mit dem Verständigung auch ohne Worte möglich ist“, so der Begründer des Konzepts, das zum Selbstläufer wurde. Inzwischen gibt es die interkulturellen Straßenfußball-Ligen außer in München noch in Dortmund, Berlin, Niederbayern und Würzburg. Jede Woche jagen dabei rund 4.000 Kinder und Jugendliche aus aller Welt dem runden Leder nach.

Sommercamp seit 2004

Seit 2004 veranstaltet die Aktion ein Sommercamp. Es fand mittlerweile schon in etlichen Ländern statt, so in Polen, Ungarn, Togo und auch in Frankreich, wo derzeit die Fußball-EM ausgetragen wird.

Ursprünglich wollte man in diesem Jahr nach Serbien gehen, doch man entschied sich schließlich für Eisleben. Das Camp wird vom 7. bis 16. August auf dem städtischen Sportplatz über die Bühne gehen. Die Organisatoren erwarten rund 100 Teilnehmer im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Darunter werden jeweils zehn Kinder und Jugendliche vom MSV Eisleben und aus dem „Moskito“ sein, wo eine Gruppe Straßenfußballer betreut wird.

Zum Sommercamp der Aktion „buntkicktgut“ in Eisleben gibt es ein umfangreiches Programm. Der Vormittag gehört dem Fußball mit den verschiedenen Trainingseinheiten in vier Leistungsgruppen. An den Nachmittagen lernen die Straßenfußballer die Region kennen. Sie besuchen unter anderem das Schaubergwerk in Wettelrode, den Kletterwald in Wippra und den Süßen See. Zu Beginn des Camps empfängt die Oberbürgermeisterin die Teilnehmer im Rathaus.

Es wird nicht nur das bisher größte Sommercamp der Aktion „buntkicktgut“ sein, sondern überhaupt das erste dieser Art in Ostdeutschland. „Wir freuen uns auf die neue Aufgabe und eine spannende Zeit in Eisleben“, so der 19-jährige Ismail Wali, der in Deutschland geboren ist, dessen Eltern aber aus Afghanistan stammen. Er ist wie sein Mitstreiter aus Afrika als Trainer dabei. Die beiden wollen vor allem den Spaß am Fußball vermitteln, aber auch den gegenseitigen Respekt, egal, wie der Gegenspieler aussieht und woher er kommt. „Rassismus hat auf dem Platz nichts zu suchen“, bekräftigt der Gesamtleiter Rüdiger Heid.

Sparkasse unterstützt Aktion

Das Camp ist auch aus diesem Grund für Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) „ein ganz besonderes Ereignis“. Sie hat die Idee von Anfang an unterstützt und die Sparkasse mit ins Boot geholt. „Solche sportlichen Treffen können mithelfen, Ängste und Misstrauen vor Fremden abzubauen“, begründet Sparkassen-Vorstand Hans Ulrich Weiss sein Engagement.

Doch es soll nicht bei dem einmaligen Erlebnis für die Kinder bleiben. „Wir hoffen auf eine Initialzündung für die Region“, so Sven Vogler, Leiter des Jugendamtes beim Landkreis, das als Partner gewonnen werden konnte. Zum Abschluss des Camps soll es dann am Sonntag, 14. August, ein Bürgerfest mit den Straßenfußballern geben. (mz)

Trainer Ismail Wali (l.) und Oussman Kofia freuen sich auf Eisleben.
Trainer Ismail Wali (l.) und Oussman Kofia freuen sich auf Eisleben.
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