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Sicherheit bei Sachsen-Anhalt-Tag  Sicherheit bei Sachsen-Anhalt-Tag : Nur Signal oder echte Sicherheit?

Von Anja Förtsch 17.06.2017, 13:25
Betonblöcke stehen unter anderem in der Freistraße.
Betonblöcke stehen unter anderem in der Freistraße. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Seit Freitag strömen Tausende Besucher zum Sachsen-Anhalt-Tag in die Lutherstadt Eisleben - und kommen dabei in aller Regel zuerst an ihnen vorbei: Betonsperren. Zum ersten Mal überhaupt wird das mittlerweile 21. Landesfest damit abgesichert.

Die Stadt Eisleben hat im Vorfeld des Sachsen-Anhalt-Tags ein umfangreiches Sicherheitskonzept ausgearbeitet. Darin sind Punkte wie Straßensperren und besonders das Verhalten im Brand- oder Notfall, bei Unwetter, Bombendrohungen oder Terrorwarnungen und Massenpanik detailliert geregelt.

Mehr als 100 Polizisten sind über das gesamte Festwochenende im Einsatz, sagte Sprecher Heiko Prull. Bis Freitagnachmittag sei alles ruhig geblieben.

In der Lindenallee, am Festplatzzugang aus Richtung Wiesengelände, versperren mehrere Poller aus Beton die Straße. Dahinter stehen gekleidet in knallpinke Warnwesten einige Ordner, auf der anderen Straßenseite lassen zwei Polizisten in Uniform ihren Blick über die Menschenmengen schweifen.

Einige Meter weiter sitzen an einer Bierzeltgarnitur drei Frauen und ein Mann, ein kleines Mädchen tollt zwischen den Bänken umher. Von Unsicherheit keine Spur.

Sachsen-Anhalt-Tag 2017 in Eisleben: Geteilte Meinung zum Sicherheitskonzept

Liegt das auch an den sichtbaren Sicherheitsmaßnahmen? „Ja, man fühlt sich schon sicher dadurch“, bestätigt eine der Hettstedterinnen. „Es stört auf jeden Fall nicht oder vermiest die Stimmung.“

Das findet auch ihre Sitznachbarin: „Im Gegenteil: So weiß man, dass gleich jemand da ist, der eingreift und auch weiß, was zu tun ist, wenn tatsächlich irgendetwas passieren sollte.“

Aber so unkritisch sehen das längst nicht alle. „Vollkommen übertrieben“, findet ein Besucher am Stand der kriegs- und militärkritischen Bürgerinitiative „Offene Heide“. „Diese Betonsperren erzeugen nur ein Pseudogefühl von Sicherheit. Aber Terrorismus hat verschiedene Erscheinungsformen und beschränkt sich nicht nur auf Lkw, die in Menschenmengen rasen.“

Sachsen-Anhalt-Tag 2017 in Eisleben: Betonsperren halten Test nicht stand

Auch die erhöhte Polizeipräsenz mache das Fest nicht automatisch sicherer, ist der Mann überzeugt. „Das alles signalisiert Angst. Und genau diese Angst sehen Terroristen als Erfolg an.“

Was in seinen Augen wirklich zur Sicherheit im Land und eben auf Festen wie dem Sachsen-Anhalt-Tag beitragen würde, wäre eine „konsequentere Strafverfolgung durch die Polizei“ und mehr Offenheit gegenüber anderen Völkern - damit Deutschland dort kein Feindbild abgibt, so der Aktivist.

Ob nun pro oder kontra Betonsperren - ob sie im Ernstfall etwas nutzen, ist fraglich. Der MDR hat gemeinsam mit der Dekra getestet, wie viel Schutz solche Anti-Terror-Sperren tatsächlich bieten.

Ein mit zehn Tonnen beladener Lkw fuhr im Test mit 50 Kilometern pro Stunde auf die Sperren zu. Das Ergebnis: In jedem Testdurchgang durchbrach der Lkw die Sperren problemlos und kam erst einige Meter dahinter an einem zweiten Hindernis zum Stehen. Experten wollen nun an weiteren Maßnahmen arbeiten, um die Sicherheit von Volksfestbesuchern zu garantieren. (mz)