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Seit 24 Jahren ein Team Seit 24 Jahren ein Team: Graupapagei Jako ist der Liebling vieler Kinder

Von Detlef Liedmann 10.08.2018, 16:00
Johannes König sitzt mit seinem Graupapagei Jako vor dem Wohnblock.
Johannes König sitzt mit seinem Graupapagei Jako vor dem Wohnblock. Detlef Liedmann

Eisleben - „Was denken Sie, wenn Kinder hier vorbeikommen. Die wollen alle Jako streicheln. Und die Polizei hat ihn sogar schon mal fotografiert“, erzählt Johannes König über seinen Graupapagei. Ein Blitzerfoto war es nicht. Denn fliegen ist nicht Jakos Ding - höchstens aus der Voliere bis auf Königs Schulter und abends wieder zurück.

Deshalb hat König auch gar keine Bedenken, mit dem Vogel vor die Tür zu gehen. Angst, dass der 24 Jahre alte gefiederte Geselle wegfliegt, braucht der Eisleber nämlich nicht zu haben. „Er könnte, wenn er wollte. Aber er ist zu faul“, sagt er und lacht.

Graupapagei kann bis zu 80 Jahre alt werden

Wahrscheinlich hänge Jakos Zutraulichkeit mit der Handaufzucht zusammen. Am 5. Mai 1994 hat der Vogel das Licht der Welt erblickt. „Fünfeinhalb Monate später habe ich ihn beim Züchter in Augsdorf abgeholt“, erinnert sich König. Mit Vögeln kennt er sich aus. „Als wir noch in Helbra gewohnt haben, hatte ich eine Kanarienzucht.“ Und seine Frau habe sich vor Jakos Zeit an einem Wellensittich erfreut. Nun ist der Graupapagei ihrer beider Stolz. König gibt ihm spezielles Fertigfutter. „Aber er bekommt natürlich auch mal ein Leckerli. Er mag Bananen sehr.“

70 bis 80 Jahre alt können Graupapageien werden. „Also muss ich noch lange leben.“ Denn nicht selten sei es so, dass sich Tiere nicht mehr an einen neuen Halter gewöhnen und dann sterben. Dass Jako nicht wegfliegt, hat König schon ganz zeitig gemerkt. „Ein wenig ist er wie ein Hund und folgt mir auf Schritt und Tritt. Wenn wir draußen sitzen, ahmt er auch gern mal den Gesang der Amseln nach.“

Johannes König hat schon immer Tiere um sich herum

Freilich, sprechen könne er auch. „Aber nicht, wenn er soll, nur, wenn er will.“ Seine Lieblingssätze seien „Muttis Liebling“ und „Wir müssen jetzt rein.“ In die Voliere gehe der Graupapagei laut König indes immer nur zum Fressen und Schlafen.

Tiere haben schon immer eine wichtige Rolle in Johannes Königs Leben gespielt. „Meine Eltern waren Landwirte.“ Die Vorfahren der Familie stammten aus Schwaben und wanderten zuzeiten Katharinas der Großen nach Bessarabien, in die heutige Republik Moldau, aus. 1940, der Zweite Weltkrieg war ein Jahr zuvor entfacht worden, begann ein Irrweg.

Er führte über Jugoslawien, Österreich und Tschechien in den Wartegau, das Gebiet um das heutige Lodz. „Sie können sich gar nicht vorstellen, wie belastend das für meine Eltern war.“ Nach dem Krieg landete die Familie in der Börde nahe Oschersleben, wo König auf dem dortigen Landwirtschaftlichen Versuchsgut eine Ausbildung machte.

Johannes König kümmert sich liebevoll um seine Frau

Über einen Job an der Rappbodetalsperre und Dienst in der Kasernierten Volkspolizei, Vorläufer der Nationalen Volksarmee der DDR, kam König 1957 nach Kreisfeld, wo seine Frau damals lebte. „Ich habe dann bis zur Wende im Strafvollzug in Volkstedt gearbeitet“, erzählt König. Heute kümmert er sich um Frau und Graupapagei mit gleichermaßen viel Hingabe.

„Gesundheitlich geht es meiner Frau nicht so gut, aber einen Pflegedienst wollen wir beide nicht“, so der Eisleber weiter. Also kocht und wäscht er, kauft ein, hält die Wohnung in Schuss. Der Schrebergarten in der Anlage gegenüber der Eisleber Tennishalle hat er mittlerweile aufgegeben.

Wenn der Eisleber mit Jako auf der Bank vor dem Wohnblock sitzt, bleibt er jedenfalls nie lange allein. Der Vogel hat keine Scheu, setzt sich auch schon mal auf Schulter oder Unterarm eines der Nachbarn. Nur sprechen will er selten. Dafür kommt aus seinem Schnabel ein Geräusch, das ans Öffnen oder Schließen eines Autos erinnert. „Das hat er auch hier draußen gelernt“, sagt König. (mz)