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Schulschließungen in Mansfeld-Südharz Schulschließungen in Mansfeld-Südharz: Suche nach Rettungsankern

Von wolfram bahn und karl-heinz klarner 24.03.2014, 18:22
Aus Protest gegen Schulschließungen sind in Klostermansfeld Luftballons aufgestiegen.
Aus Protest gegen Schulschließungen sind in Klostermansfeld Luftballons aufgestiegen. jürgen lukaschek Lizenz

Eisleben/Hettstedt/Sangerhausen/MZ - Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) hat am Montag die Hoffnung für den Erhalt der Grundschule im Sangerhäuser Ortsteil Wippra genährt. Angesichts weiter Schulwege kündigte er eine Ausnahmegenehmigung für den Standort an.

„Noch haben wir nichts Schriftliches in den Händen“, sagt die für Schulen zuständige Fachbereichsleiterin der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz Christine Hepner und baut weiter auf die eigenen Pläne zu den Grundschulen im Landkreis. Der Schulentwicklungsplan zu diesem Teilbereich ist im Februar-Kreistag aus Protest gegen die Vorgaben des Landes zu den Mindestschülerzahlen abgelehnt worden. Nun startet der Landkreis am 2. April einen neuen Anlauf, um dazu einen Beschluss herbeizuführen. Dafür hat die Kreisverwaltung für die Schulen, denen das Aus droht, „Überlebensvorschläge“ ausgearbeitet.

Schulschließung per Anweisung

„Die können wir aber nur in Angriff nehmen, wenn der Kreistag dem vorliegenden Beschluss auch seinen Segen erteilt“, sagt Hepner. Fällt die Beschlussvorlage wieder durch, wird das Land nach ihren Angaben vermutlich die Schließung von Schulen per Anweisung anordnen, um das Schulgesetz umzusetzen. Das betrifft jene Grundschulen, die nicht auf die erforderliche Mindestschülerzahl von 60 kommen.

Um das zu verhindern, will der Landkreis mit den betroffenen Gemeinden, die eigentlich für die Grundschulplanung verantwortlich sind, an einem Strang ziehen. Dabei geht es um Lösungsansätze und Varianten, wie man gemeinsam den vom Aus bedrohten Grundschulen doch noch eine Zukunft bescheren kann. Das sieht im Einzelnen folgendermaßen aus:

Stadt Arnstein: Der Stadtrat hat einen Beschluss gefasst, die Grundschule in Sandersleben als Außenstelle von Welbsleben zu führen. Bei diesem sogenannten Verbundmodell würde es nur noch eine Schulleitung für beide Standorte geben. „Das Schulgesetz verbietet keine Verbundschulen“, so Hepner. Das Land hat nach ihren Angaben signalisiert, da durchaus mitgehen zu wollen, weil die Schule in Welbsleben mit hohen Kosten saniert werden muss. Kommt diese Variante nicht zustande, steht die Grundschule in Sandersleben ab 2017/18 vor dem Aus, weil sie dann nicht mindestens 80 Schüler vorweisen kann. Das ist die Richtzahl des Landes, die in Zukunft gelten soll.

Stadt Allstedt: Die Grundschule in Holdenstedt (65 Schüler) wackelt. Um sie zu retten, will die Stadt die Schüler aus Emseloh, die jetzt noch nach Blankenheim gehen, ab nächstem Schuljahr nach Holdenstedt schicken. Ab 2017/18 kommen noch die Schüler aus Pölsfeld dazu. Ohne genehmigten Schulentwicklungsplan gehen diese Rechnungen allerdings nicht auf. Dann steht Holdenstedt schon nach diesem Schuljahr vor der Schließung, so der Landkreis.

Stadt Gerbstedt: Bis zum Schuljahr 2016/17 ist die Grundschule im Ortsteil Siersleben noch gesichert. Danach droht das Aus, weil die erforderliche Schülerzahl von 80 Kindern nicht erreicht wird. Der Landkreis empfiehlt in diesem Fall eine Verbundlösung mit Gerbstedt und Heiligenthal, die nicht gefährdet sind. Dazu bedarf es zur rechten Zeit eines Beschlusses des Stadtrates, der dann in den Schulentwicklungsplan einfließt.

Verbandsgemeinde Goldene Aue: Die Grundschule in Berga kämpft ums Überleben. Sie hat aber zu wenig Schüler und braucht schon für das nächste Schuljahr eine Ausnahmegenehmigung. Das Land will solche Genehmigungen aber nur noch in ganz selten Härtefällen erteilen. Die Karten liegen dafür in Berga schlecht. Der Landkreis glaubt, dass eine Verbundlösung mit Kelbra wesentliche bessere Chancen hätte. „Beide Schulstandorte liegen nicht weit auseinander“, sieht Hepner einen Trumpf.

Verbandsgemeinde Mansfelder Grund - Helbra: Die Grundschule in Blankenheim ist nicht mehr zu retten. Die künftigen Erstklässler aus dem Ort werden künftig gleich in Holdenstedt eingeschult. Mit einem beschlossenen Schulentwicklungsplan könnten zumindest die 2. bis 4. Klassen noch in Blankenheim bleiben, bis sie in eine weiterführende Schule gehen. Ohne Beschluss würden alle Blankenheimer Schüler sofort nach Holdenstedt geschickt, sagte Hepner.

Einheitsgemeinde Mansfelder Seegebiet: Für die Mädchen und Jungen, die jetzt schon in die Grundschule nach Röblingen gehen, ändert sich nichts. Alle neuen Schulkinder aus Dederstedt und Neehausen müssen künftig nach Wansleben. Durch die Erweiterung des Einzugsgebietes soll der Schulstandort gesichert werden. Voraussetzung ist laut Kreis aber ein gültiger Schulentwicklungsplan.Einheitsgemeinde Südharz: Der Landkreis glaubt, dass für die gefährdeten Schulstandorte in Stolberg und Hayn noch nicht alle Messen gesungen sind. Hepner hält eine Verbundlösung mit Rottleberode für möglich. Zumindest für das Überleben von Stolberg müsste schnell solch eine Lösung angestrebt werden. Bei Hayn bleibt dafür noch ein Jahr Zeit, um den Schulentwicklungsplan, wenn er beschlossen wird, fortzuschreiben. Falls diese Variante nicht durchkommt, wird die Stolberger Grundschule zum 31. Juli dieses Jahres geschlossen.

Wippra: In diesem Fall setzt der Landkreis auf eine Zusage des Landtagsabgeordneten Norbert Born (SPD) im Kreistag. Demzufolge wäre das Kultusministerium bereit, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Eine Bestätigung dafür steht aber noch aus. Die Stadt Sangerhausen sollte dennoch diese Chance nutzen, meint Hepner. Mit einem abgesegneten Schulentwicklungsplan in der Hinterhand könnte Sangerhausen einen entsprechenden Antrag stellen. Was für die Variante spricht: Ohne Wippra hätte die gesamte Harzregion im Landkreis keine Grundschule mehr. Schüler müssten weitere Schulwege nach Sangerhausen oder Mansfeld in Kauf nehmen. Dazu kommt: Die Grundschule in Mansfeld ist mehr als ausgelastet. Sie braucht die Schüler aus ihren Harzorten nicht, die jetzt noch in Wippra zur Schule gehen.