Schloss Mansfeld Schloss Mansfeld: Nazi-Offizier rettete an Ostfront Juden das Leben
MANSFELD/MZ. - Dass Karl Plagge,(1897 bis 1957) Major der Deutschen Wehrmacht und Retter von etwa 250 Juden, 40 Jahre nach seinem Tode die ihm gebührend Würdigung erfuhr, ist dem Amerikaner Michael Good zu verdanken: Mit seiner Mutter besuchte er 1999 Wilnius, wo seine jüdischen Eltern ins KZ gekommen waren. "Plagge hat mehr geleistet als Schindler!" rief Goods Mutter spontan, und das veranlasste den Sohn, der Geschichte der Rettung seiner Eltern nachzugehen, denn, so schrieb er in seinem Buch "Die Suche", "ohne diese Rettung gäbe es mich nicht." Da über den Verbleib von Plagge nichts bekannt war, begann intensive Suche in Archiven, übers Internet und natürlich in Plagges Geburtsort Darmstadt.
Davon erfuhr auch Dr. Salomon Klaczko, dessen Familie nach ihrer Rettung in Uruguay ansässig geworden war und der Geschäftspartner von Dr. Fiebelkorn war. "Seitdem gehöre ich zur von Good initiierten Plagge-Gruppe, die sich der Erforschung von dessen Leben und seiner wenn auch späten Ehrung widmet." Fiebelkorn übersetzte Goods Buch "Die Suche" ins Deutsche und berichtete anlässlich der Ausstellungseröffnung in Mansfeld in eindrucksvoller Weise, was inzwischen über Plagge bekannt wurde: Der Major Karl Plagge, Maschinenbauingenieur, wurde 1941 Leiter des Heeres-Kraftfahr-Parks Ost im litauischen Vilnius (Wilna). 250 deutsche Soldaten und unzählige jüdische und polnische Zwangsarbeiter waren ihm unterstellt. Soweit es ihm möglich war sorgte er für deren menschenwürdige Behandlung und dafür, dass Familien nicht getrennt wurden.
Als er 1944 erfuhr, dass das Lager durch die SS liquidiert werden sollte, informierte er die Häftlinge. So konnten sich 250 von ihnen rechtzeitig verstecken und überleben. Posthum wurden Plagge, der ohne Nachkommen blieb, viele Ehrungen zuteil: So wurde er 2005 "Gerechter unter den Völkern" in Israel - die höchste Ehrung, die einem ausländischen Bürger zuteil werden kann. 2008 wurde er zum "Lebensretter Deutschland" erklärt sowie eine Schule nach ihm benannt.
Die Ausstellung ist bis zum 15. Dezember täglich von 10 bis 18 Uhr auf dem Schloss zu sehen.