Schädling befällt Birnbäume an L160 Schädling befällt Birnbäume an L160: Warum der Goldafter nicht bekämpft werden soll

Eisleben - Die Birnbaum-Allee an der Landesstraße 160 zwischen Volkstedter Kreuzung und Oberrißdorf ist von dem Schädling Goldafter befallen. Das hat die Landesstraßenbaubehörde auf MZ-Anfrage bestätigt. Laut MZ-Leser Rüdiger Rensch aus Oberrißdorf sind die Bäume bereits seit zwei Jahren betroffen. „Die Raupen fressen die Bäume komplett kahl“, so Rensch.
Er befürchtet nicht nur die nachhaltige Schädigung der Bäume, sondern auch Gesundheitsgefahren für Menschen. Denn die Raupen sind mit Brennhaaren bedeckt; geringste Berührungen können zu Juckreiz, Hautrötung, Entzündungen, Ausschlägen und Augenreizungen führen.
Baum-Schädlinge an der L160: „Menschen nicht gefährdet“
Zuständig für die Schädlingsbekämpfung an der L 160 sind die Landesstraßenbaubehörde und die Straßenmeisterei Eisleben. Die Regionalbereichsleiterin der Behörde, Petra Witte, sagte der MZ, der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln werde mit der Unteren Naturschutzbehörde beim Landkreis abgestimmt. Allerdings sieht die Behörde keinen Anlass, tätig zu werden.
„Wir erkennen keine Gefährdung von Menschen, weil sich die Bäume auf freier Strecke befinden“, so Witte. „Daher wollen wir auf den Einsatz einer chemischen Keule verzichten.“ Reagieren würde man nur, wenn Gefahr bestünde, „nicht im Vorfeld“. Auch für die Bäume sehe die Behörde keine Gefahr: „Nach unseren Erkenntnissen gehen die Bäume nicht ein“, so Witte.
Warum sucht Straßenbaubehörde bisher nicht Kontakt zur Unteren Naturschutzbehörde?
Wie der Sprecher der Kreisverwaltung, Uwe Gajowski, der MZ sagte, habe die Landesstraßenbaubehörde bislang in dieser Sache keinen Kontakt zur Unteren Naturschutzbehörde aufgenommen. Der Landkreis habe auch keine Erkenntnisse, ob dort ein Schädlingsbefall vorliege.
Da es sich um eine Landesstraße handele, sei die Landesstraßenbaubehörde zuständig. Falls die Behörde Schädlingsbekämpfungsmittel einsetzen wolle, müsse dies mit der Pflanzenschutzstelle beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten abgestimmt werden.
Goldafter schädigt durch Kahlfraß die Obstbäume
Jörg Schuboth vom Arbeitskreis Streuobst beim Naturschutzbund Sachsen-Anhalt sagte auf MZ-Anfrage, Goldafter schädige durch Kahlfraß die Obstbäume und das führe zum Ertragsausfall. „Wichtig ist das Ausschneiden der Nester im Herbst/Frühjahr, um einer Massenentwicklung vorzubeugen.“ Dies sei bei den Hochstammobstbäumen „wahrscheinlich die effektivste Methode“.
Goldafter würden Massenvermehrungen zeigen und danach auch das Zusammenbrechen der Population. „Die Raupen werden aber von Vögeln wie Meisen gefressen“, so Schuboth.
Goldafter ist eine in Europa und den USA weit verbreitete Schmetterlingsart. Die Raupen verzehren Blätter und Blüten verschiedener Sträucher sowie Laub- und Obstbäume und können dabei beträchtlichen Schaden anrichten. Das kann sogar bis zum Absterben der Wirtspflanze führen.
Goldafter an der L160: Bis zu 200 Tiere im Gespinst
Von Juni bis August legen die Weibchen ihre Eier in den Zweigen ab und bedecken das Gelege mit ihrer sogenannten Afterwolle. Die Larven spinnen gemeinsam ein Gespinstnest, in dem jeweils bis zu 200 Tiere überwintern.
Im Frühjahr, bei Temperaturen von mehr als zehn bis 15 Grad, werden Raupen aktiv und fressen Knospen und Blätter. Sie kehren immer wieder in das Gespinst zurück. Die Raupen werden bis zu 45 Millimeter lang. Als Schmetterling ist der Goldafter meistens weiß gefärbt. (mz)