Sankt Petersburg muss noch warten
WORMSLEBEBN/MZ. - "Nichts Großes" hatte Lucas Glinschert erwartet, als er zur Auswertung des Bundeswettbewerbes Fremdsprachen in dieser Woche nach Magdeburg fuhr. Doch als der Sieger des 1. Landespreises in der Kategorie "Russisch" ausgezeichnet werden sollte und sein Name fiel, war er sprachlos. "Das war der Wahnsinn", denkt der 16-Jährige Wormslebener an den für ihn völlig unerwarteten Augenblick zurück.
Anfang des Jahres beteiligte er sich an dem umfangreichen Leistungsvergleich in Halle. Der Zehntklässler vom Eisleber Martin-Luther-Gymnasium hatte sich zwar auf den Wettstreit gut vorbereitet, doch mit dem Gefühl eines Gewinners fuhr er nach den vollbrachten Tests nicht nach Hause. "Ich hätte mehr von mir erwartet", erinnert er sich. Umso größer ist seine Freude über den Erfolg und die daran geknüpfte Siegprämie.
Neben einer von Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz unterzeichneten Urkunde, einem Scheck in Höhe von 80 Euro nennt er noch Bücher im Wert von 100 Euro sein Eigen. Lucas Glinschert: "Darunter sind richtig gute Russisch-Wörterbücher und ein Buch zur russischen Grammatik."
Seit dem siebten Schuljahr paukt der Gymnasiast russische Vokabeln und verzweifelt nicht daran. "Ich habe viele Freunde und Bekannte, die aus Russland stammen, da habe ich oft Gelegenheit, die Sprache anzuwenden." Durch diese Kontakte habe er keine Hemmungen, seine Sprachkenntnisse auszuprobieren: "Wenn mal ein Fall daneben geht, ist es egal." Andererseits profitieren seine russischen Freunde von ihm, wenn es um die deutsche Sprache geht.
Zu gern würde Lucas Glinschert, der in seiner Freizeit Gitarre und Schlagzeug spielt und außerdem im Chor "Doppelquartett" mitsingt, einmal nach Russland reisen. Fast wäre er auch für ein Jahr als Austauschschüler dorthin gegangen. Zumindest hatte er sich neben weiteren Ländern auch für Russland beworben. Letztlich erhielt er ein Stipendium des Deutschen Bundestages für die USA. "Das ist wie ein Sechser im Lotto. Am 13. August geht es los, in die Nähe von Chicago", freut sich der 16-Jährige.
So muss Sankt Petersburg noch etwas warten. Lucas Glinschert ist sich aber sicher, dass er eines Tages durch die Straßen der russischen Metropole gehen wird: "Eine Freundin hat ihre Familie dort, sie nimmt mich bestimmt mal mit."
Wohin die Reise des jungen Wormslebeners beruflich führen wird, ist noch nicht entschieden. Ein Studium, in dem Sprachen eine Rolle spielen, kann sich Lucas Glinschert schon vorstellen. "Aber ausschließlich um Sprachen sollte es nicht gehen, eine Mischung aus Sprache und Kultur wäre gut. Denn mich interessiert, wie sich Sprachen entwickeln", sagt er. Als Dolmetscher oder Übersetzer möchte Lucas Glinschert jedoch nicht arbeiten. "Dann schon lieber als Immobilienmakler im Ausland, da kann ich meine Sprachkenntnisse auch gut gebrauchen."