1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Nordharzer Städtebundtheater: Nordharzer Städtebundtheater: Turbulenz bei Gastspiel in Eisleben

Nordharzer Städtebundtheater Nordharzer Städtebundtheater: Turbulenz bei Gastspiel in Eisleben

Von Grit-Beate Eisenberg 20.04.2015, 14:28
Graf Tassilo (Manfred Wulfert) wird von Gräfin Mariza (Katharina Warken) als Lügner entlarvt.
Graf Tassilo (Manfred Wulfert) wird von Gräfin Mariza (Katharina Warken) als Lügner entlarvt. Eisenberg Lizenz

Eisleben - Sie ist wohl eine der schönsten Operetten, die jemals geschrieben wurden: die „Gräfin Mariza“. Am Freitag konnten die Besucher des Eisleber Theaters den Dreiakter von Emmerich Kálmán (1882 bis 1953) in der Aufführung des Nordharzer Städtebundtheaters erleben.

Die Handlung ist aus dem Stoff, aus dem Träume sind: Mariza ist eine schöne, temperamentvolle und reiche Gräfin, der die Männerwelt zu Füßen liegt. Jeder will sie heiraten. Doch die Heißbegehrte fragt sich nur, wie sie sich die Herren der Schöpfung vom Leib halten kann. Zudem befürchtet sie, dass es alle doch nur auf ihr Geld abgesehen haben. Da kommt ihr eine geniale Idee: Sie lädt zu ihrer Verlobung mit dem frei erfundenen Gutsbesitzer Koloman Zsupán auf ihr Landgut ein. Der Spaß beginnt: Ein paar Ausflüchte hier, einige Nettigkeiten dort - um Ausreden ob ihres nicht anwesenden Verlobten ist sie nicht verlegen, bis … ja, bis der Gutsbesitzer Koloman Zsupán (Tobias Amadeus Schöner) tatsächlich auftaucht, denn zufällig existiert der wirklich.

Er hat von seiner Verlobung in der Zeitung gelesen und möchte jetzt unbedingt ernst machen. Aber was wäre eine unterhaltsame Operette ohne Verwicklungen, Verwirrungen und ohne - die Liebe? Genau da kommt Graf Tassilo (Manfred Wulfert) ins Spiel. Er ist ein verarmter Adliger, der sich unter falschem Namen auf dem Gut der Gräfin als Verwalter verdingt hat. Es kommt, wie es kommen muss - sie verlieben sich und geraten in Streit, als seine Maskerade fällt. Zum Glück kommt seine reiche „Borzellan-Tante“, Fürstin Bozena (Edith Jeschke), aus Meißen angerauscht und rettet in breitestem Sächsisch: „Mei’ Neffe, e Mitgiftjäschor, nei so was ...“ die Situation.

Emmerich Kálmán wurde 1882 im ungarischen Siófok geboren und starb 1953 in Paris. Der Komponist schrieb vor allem Operetten - seine erste, „Tátárjárás“, hatte 1908 Premiere. Es folgten weltweit erfolgreiche Werke wie „Die Csárdásfürstin“ (1915), „Gräfin Mariza“ (1924) und „Die Zirkusprinzessin“ (1926).

Unter anderem mit Franz Lehár begründete Kálmán die Silberne Operettenära (etwa 1900 bis 1920). Diese folgte auf die Goldene Operettenära (etwa 1860 bis 1900).

Getragen wird die turbulente, witzige und unterhaltsame Handlung durch die wunderschönen und bekannten Melodien, wie „Komm mit nach Varasdin“, „Ich möchte träumen von dir, mein Puzikam“ oder „Schwesterlein, Schwesterlein“. Sie tragen unverkennbar Kálmáns Handschrift und erinnern an ein anderes seiner Werke: „Die Csárdásfürstin“. Geschickt hat der gebürtige Ungar seine Melodien ausbalanciert. Sie bewegen sich zwischen äußerst temperamentvoll bis hin zu den sehnsuchtsvollen Zigeunerweisen. Damit werden den Sängern und dem Orchester unter der musikalischen Leitung von Jan Rozehnal alle Möglichkeiten geboten, ihr Können unter Beweis zu stellen.

Allen voran Katharina Warken als Gräfin Mariza. Gekonnt, mit klarer und kräftiger Sopranstimme, verbreitet sie auf der Bühne einen Hauch von Adel und Noblesse. Ihre ständig wechselnden Kostüme reichen vom adretten Hemdblusenkleid über das „kleine Schwarze“ bis zur zinnoberroten Abendrobe - einfach schick! Das Gastspiel des Nordharzer Städtebundtheaters ist eine gelungene Ergänzung zum Repertoire des Eisleber Theaters und zeigt die Nachfrage nach Veranstaltungen dieses Genres – und zwar quer durch alle Altersschichten. (mz)