Naturbestattungen in Gerbstedt Naturbestattungen in Gerbstedt: Letzte Ruhe unter einem Baum

Gerbstedt - Nach dem Tod unter einem Baum die letzte Ruhe zu finden ist demnächst in allen zwölf Ortschaften der Einheitsgemeinde Stadt Gerbstedt möglich. Den Weg dazu hat der Stadtrat mit einer entsprechenden Änderung der Friedhofssatzung geebnet.
Bisher waren darin Baumbestattungen nur in Friedeburg erlaubt. Das hatten die Friedeburger vor zwei Jahren, als die Friedhofssatzung beschlossen wurde, ausdrücklich gewünscht.
Doch danach hat es sich herausgestellt, dass auch anderenorts in der großflächigen Einheitsgemeinde ein Bedarf nach dieser Bestattungsform besteht. Zum Beispiel in Gerbstedt und Augsdorf, die nun angeregt haben, die bisherige Passage „nur in Friedeburg möglich“ in Bezug auf Baumbestattungen aus der Satzung zu entfernen.
Keine individuelle Gestaltung oder Pflege
„Viele Bürger haben angefragt, ob auch bei uns eine solche Bestattung zugelassen werden kann“, begründet die Gerbstedter Ortsbürgermeisterin Barbara Höhndorf den Vorstoß, hinter dem auch der Ortschaftsrat steht. „Viele wollen die letzte Ruhe unter einem Baum finden - aber nicht etwa im Harz, Sangerhausen oder sonst irgendwo weit weg, wo dies gestattet ist. Man will auch nach dem Tod in seinem Heimatort bleiben.“
Die Baumbestattung kommt für viele aber auch deshalb in Frage, weil sie von den Angehörigen nicht gepflegt werden muss. Denn es sind vor allem jüngere Menschen, die aus den Dörfern abwandern, so dass sie nur noch selten das Grab ihrer Eltern besuchen können. Das war auch eines der Argumente für die Begründung der Satzungsänderung im Gerbstedter Stadtrat.
Eine individuelle Grabgestaltung oder Pflege ist bei einer Baumbestattung nicht möglich. Völlig anonym ist eine Baumbestattung, wie etwa auf einer sogenannten Grünen Wiese, aber nicht: Kleine Namensschildchen mit Geburts- und Sterbejahr erlaubt die Gerbstedter Friedhofssatzung, so dass man genau weiß, wo seine Angehörigen liegen.
Teil des Baums werden
Bei der Bestattung kommen die Urnen aus Holz oder Bio-Kunststoff in den Wurzelbereich unter Bäumen, so dass die Verstorbenen auf natürliche Weise irgendwann Teil „ihres“ Baums werden. Jede Urne wird zwar in einem Einzelgrab bestattet. Insgesamt können aber an einem Baumplatz bis zu zwölf Urnen beigesetzt werden.
Der Gerbstedter Friedhof hat einen großen Park mit vielen Bäumen. Also kann hier die neue Regelung sofort angewendet werden, sobald sie rechtskräftig ist, erklärt Barbara Höhndorf. Das wird nach der Veröffentlichung im Amtsblatt der Gemeinde der Fall sein. Das nächste Amtsblatt erscheint am 29. Mai.
Angepasst auf die neue Regelung wurde die Gebührensatzung. Ein Urnengrab in Baumwurzeln kostet 544 Euro. Die Nutzungszeit beträgt 25 Jahre und kann verlängert werden. Die Grabstellen können auch erworben werden, bevor ein Todesfall eintritt. Zum Vergleich: Eine Wahlgrabstätte für Erdbestattung kostet 453 Euro, eine solche für Urnenbestattung 272 Euro.
In Gerbstedt und Augsdorf ist man inzwischen froh, dass der Wunsch nach der Baumbestattung in Erfüllung geht. Ob nun Bürger in den anderen Ortschaften der Einheitsgemeinde von der neuen Regelung Gebrauch machen, steht nicht fest. (mz)