Nach dem Tod ihres Mannes Nach dem Tod ihres Mannes: Gastronomin will Hotel-Betrieb weiterführen

Eisleben - Aufgeben? Alles hinschmeißen? Nein, sagt Antje Deckert, daran habe sie nie gedacht. Natürlich hat es die dunklen Momente gegeben. „Manchmal habe ich mich schon gefragt: Warum machst du das alles noch?“ Aber ihre Entscheidung, dass es weiter gehen müsse, habe immer festgestanden. „Das hätte auch mein Mann nicht anders gewollt.“
Ehemann nach schwerer Krankheit gestorben
Sven Deckert, der im Juni vergangenen Jahres nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 53 Jahren verstorben ist, war ihr Partner nicht nur im Leben, sondern auch im Geschäft. Seit Anfang der 1990er Jahre war das Ehepaar in der Gastronomie tätig. „Wir haben gemeinsam etwas aufgebaut“, sagt Antje Deckert, die dabei vor allem auch an ihre 18 Mitarbeiter, inklusive zwei Auszubildender, denkt. „Mein wunderbares Team hat immer zu mir gehalten. Sie sind meine Familie.“ Ihr zur Seite stehen ihre Tochter Sarah Stöckel-Deckert, ausgebildete Hotelbetriebswirtin, und Küchenchef Sven Krämer.
Getrennt hat sich die Familie schweren Herzens vom À-la-carte-Restaurantbetrieb im Hotel an der Friedensstraße. „Das bedauere ich immer noch ein bisschen“, sagt Antje Deckert. „Aber es war aus betriebswirtschaftlichen Gründen die richtige Entscheidung.“ Auch das Wiesenzelt wollte sie ohne ihren Mann, den langjährigen Festwirt, nicht weiter betreiben. Nach wie vor steht sie aber mit zwei Ständen auf der Wiese. Auch das Dreckschweinfest in Hergisdorf bleibt ein fester Termin im Jahreskalender.
Hotel an der Klosterpforte in Helfta erworben
Besonders freut sich die 54-Jährige über die Entwicklung des jüngsten Zuwachses im Familienbetrieb: des Hotels an der Klosterpforte in Helfta. Anfang April vorigen Jahres - kurz vor dem Tod ihres Mannes - hatten sie das Haus mit dem Mechthildsaal übernommen, das nach mehrfachem Betreiberwechsel zuletzt als Notlösung von den Schwestern selbst geführt worden war. „Für mich war das eine Entscheidung aus dem Bauch heraus“, sagt Antje Deckert.
„Der Ort und das wunderschöne Haus haben mich schon immer angezogen.“ Mit ihrem Veranstaltungs- und Catering-Service hatten Deckerts seit vielen Jahren Hochzeiten, Feiern, Tagungen und Bälle im Mechthildsaal ausgerichtet. Da war es letztendlich ein naheliegender Schritt, den Schwestern aus der Not zu helfen und das Haus zu übernehmen.
Positive Bilanz gezogen
Ihre Bilanz nach einem knappen Jahr fällt mehr als positiv aus: „Ich hätte selbst nicht gedacht, dass das so gut angenommen wird“, so Antje Deckert. „In diesem Jahr haben wir schon so viele Hochzeiten, dass wir jetzt auch Freitagstermine vergeben. Die Leute lieben das Kloster.“
Voraussichtlich ab dem Frühjahr soll es im Herrenhaus auch wieder ein Standesamt geben. „Die Schwestern unterstützen das. Es ist überhaupt ein sehr angenehmes Miteinander.“ Positiv überrascht habe sie die große Zahl der Reisegruppen, die im Sommer in Helfta übernachtet hätten. Auch mit dem Geschäft in den anderen beiden Hotels sei sie zufrieden.
Mechthildsaal für Konzerte genutzt
Auch als Konzert- und Kulturort etabliert sich der Mechthildsaal langsam wieder. City und Thomas Rühmann haben hier gespielt, am kommenden Sonnabend steht Frank Schöbel auf der Bühne. Klassische Konzerte sind ebenfalls geplant. Es gibt die traditionellen Bälle wie den Lions- und den Ärzteball. Nachdem im vorigen Jahr das Querfurter Gymnasium im Mechthildsaal seinen Abi-Ball veranstaltet hat, werden in diesem Jahr auch die Eisleber und Sangerhäuser Abiturienten hier feiern. Weitere Tanzveranstaltungen seien geplant, etwa zum Frauentag. Ausgebaut werden solle das Tagungsgeschäft.
„Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit mit meinem Team“, so die Gastronomin. „Mir macht das einfach Spaß. Das ist mein Leben. Und auch der Zuspruch der Gäste gibt mir immer wieder Kraft.“
(mz)