Morchel- und Pilzsuche Morchel- und Pilzsuche: Erste Funde markieren Beginn der Saison

Hergisdorf - „Sie sagen, sie haben schon Morcheln gefunden? Das sind bestimmt keine Morcheln, sondern Böhmische Verpeln“, sagt Uwe Hoffmann. „Echte Speisemorcheln habe ich in diesem Jahr noch nicht gesehen.“ Tatsächlich, es waren Verpeln. Im Unterschied zu den Morcheln ist bei diesen Pilzen die faltige Kappe nur an der Stielspitze angeheftet. Und Speisemorcheln schmecken besser, sagen Gourmets. „Nicht so schlimm“, tröstet Hoffmann. „Bald wachsen bestimmt auch Speisemorcheln. In diesem Jahr sind die Bedingungen für sie viel besser, als im vergangenen.“
Die Fruchtkörper der Verpeln sind langstielige, hohle Apothecien, deren Kopfteil glatt oder hirnartig sein kann. Im Gegensatz zu den verwandten Morcheln besitzen die Verpeln keine sterilen Rippen. Der Kopfteil ist nur an der Stielspitze angeheftet und hängt am Rand frei herab. Trotz derartiger feiner Unterschiede sprechen die Sammler in der Regel pauschal von Morcheln, denn die Ähnlichkeiten, auch bei Geschmack, sind groß. Aus der Reihe tanzen die Stinkmorcheln, die ihrem Namen alle Ehre machen.
Hoffmann ist einer von denen, die bei der Pilzsuche nie mit leeren Händen nach Hause kommen. Die ganz genau wissen, wo, wann sie welche Arten suchen können. Der Hergisdorfer ist nämlich kein Amateur, sondern ein richtiger Experte. Vor fast 20 Jahren legte er eine Prüfung als Pilz-Sachverständiger ab und berät seitdem offiziell andere Menschen, die ihre Funde selbst nicht bestimmen können. Verpeln und Speisemorcheln sind die ersten Pilze der Saison eines normalen Otto-Pilzsammlers. Dieses Jahr herrschen ideale Bedingungen für deren Wachstum. „Der Erdboden ist warm und vor allem feucht “, schildert Hoffmann die beiden wichtigsten Voraussetzungen. Im vergangenen Jahr sei es zu trocken gewesen, so dass sogar er, der gute Stellen kennt, bei der Suche nicht allzu erfolgreich war. In diesem Jahr stehen die Zeichen deutlich günstiger.
Hoffmann weiß den Geschmack wildwachsender Pilzen zu schätzen. „Die Morcheln zum Beispiel können nicht nur frisch zubereitet werden. Man kann sie auch trocknen. Dann wird ihr Aroma noch intensiver“, sagt er. Von seinen getrockneten Pilzen gibt der Hergisdorfer gern etwas ab - an bedürftige Menschen. Sobald die Morchelarten die Saison eröffnet haben, geht es für die passionierten Sammler weiter rund. Als Nächstes kommen die Maipilze, die nicht umsonst diesen Namen tragen. Und im Juni und vielleicht sogar Ende Mai könnte im Wald eine Überraschung warten: Steinpilze, die von den meisten Sammlern erst im August/September erwartet werden.
„Es handelt sich um Sommer-steinpilze mit einem hellbraunen Hut, die unter Eichen wachsen“, erklärt der Sachverständige. Auch bei Pilzen macht sich der Klima-Wandel bemerkbar, meint Hoffmann. Die Wachstumszeit verlagere sich nach vorn. Gern berät der Hergisdorfer Sammler, die sich nicht sicher sind, ob ihr Fund essbar ist. In seinen Berichten an den Landesverband der Pilzsachverständigen und ans Gesundheitsamt muss er übrigens vermerken, ob und welche Giftpilze er bei Beratungen entdeckt hat. An Stoff dafür mangelt es ihm in der Regel nicht. Zum Saisonstart wünscht Uwe Hoffmann den Pilzsammlern Erfolg. Aber Pilze bitte nicht in Massen sammeln, damit die Population keinen Schaden nimmt, mahnt der Naturfreund. (mz)