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Mitarbeiter treten scheinbar als Rivalen ihres Chefs auf

Von ROMAN HAEUSGEN 05.03.2009, 17:34

HETTSTEDT/MZ. - Genau wie Firmeninhaber Hubert Ostmeier haben sie gegenüber der Hettstedter Wohnungsgesellschaft ein Kaufangebot für ein Grundstück abgegeben, mit dem das Betriebsgelände erweitert werden soll. Sie hoffen damit auf bessere Chancen zugunsten der Firma. "Wir stoßen mit unserer Produktion an unsere Grenzen, wir brauchen das Grundstück", sagte Instandhaltungsmechaniker Dirk Strickroth der MZ.

Im Blick haben Ostmeier und seine Mitarbeiter den ehemaligen Kindergarten an der Schillerstraße, dessen Gelände unmittelbar an das Elmet-Areal, das der Bonner Geschäftsmann nach der Wende von der Treuhandanstalt komplett erwarb, angrenzt. Der Secu-Control-Chef hat für den Kindergarten 195 000 Euro geboten, seine insgesamt 14 Mitarbeiter, die dafür eigens eine Mitarbeiter-Beteiligungs-Gesellschaft gründeten, 185 000 Euro. Wie die Beschäftigten im Falle eines Zuschlages an ihre Gesellschaft bürgerlichen Rechts den Kaufpreis aufbringen wollen, dazu gab es keine Auskünfte. Strickroth versicherte aber, dass das Geld zur Verfügung stehe. Nicht hinter dem Berg gehalten wurde dagegen mit Aussagen zum Hintergrund dieser zweigleisigen Aktion.

Wie Sekretärin Astrid Schulze sagte, gebe es "ständige Konfrontationen" zwischen Bürgermeister Jürgen Lautenfeld und der Familie ihres Chefs. "Das geht uns auf den Kranz, denn wir müssen darunter leiden", erklärte Frau Schulze in einer Mitarbeiter-Zusammenkunft. So werde befürchtet, dass der Bürgermeister als Mitglied des Aufsichtsrates der Hettstedter Wohnungsgesellschaft gegen den Verkauf an Ostmeier stimmen könnte - deshalb der Entschluss zum Parallel-Angebot. Die Mitarbeiter glauben, dass auf diese Weise die von ihnen gesehene Konfrontation umschifft werde könne.

In der Tat kam es, wie berichtet, zwischen Ostmeier und der Hettstedter Stadtverwaltung schon zu mehreren gegenseitigen Klageverfahren. Ob der Kaufantrag der Mitarbeiter vom Chef selbst inszeniert worden ist, dazu wollten sich weder Schulze noch Strickroth noch Ostmeier äußern.

Laut MZ-Informationen hat es im Aufsichtsrat der Wohnungsgesellschaft, der über mehrere Kaufanträge zu befinden hatte, bereits Zustimmung zum Angebot Ostmeiers gegeben. In einer noch bevorstehenden Abstimmung ist über den Kaufvertrag zu befinden.

Auf dem Kindergarten-Gelände soll, geht es nach Ostmeier, in Verlängerung des leer stehenden Gebäudes, das zuvor ein Discounter nutzte, eine Stanzerei entstehen. Teile, die bisher von Zulieferern bezogen wurden, sollen künftig selbst gefertigt werden. Laut Ostmeier sei eine Investition von rund 500 000 Euro geplant, außerdem sollen neue Mitarbeiter eingestellt werden. Räume des Kindergartens könnten als Büros genutzt werden.

Bürgermeister Jürgen Lautenfeld war für die MZ am Donnerstag nicht zu erreichen, die Geschäftsführerin der Wohnungsgesellschaft Hettstedt mbH wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern. "Dazu darf ich nichts sagen, über den Verkauf entscheidet der Aufsichtsrat", sagte Gabriele Berner.