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Mansfelder Mundart Mansfelder Mundart: Im "Jrunne" klingt es anders

Von burkhard zemlin 13.01.2014, 08:46
Die grüne Markierung kennzeichnet das härzische Mansfeldisch, gelb das Mansfeld-Hettstedt-Gerbstedtische oder Wippermansfeldisch, rot das eigentliche oder Westmansfeldisch und blau das saalische Mansfeldisch
Die grüne Markierung kennzeichnet das härzische Mansfeldisch, gelb das Mansfeld-Hettstedt-Gerbstedtische oder Wippermansfeldisch, rot das eigentliche oder Westmansfeldisch und blau das saalische Mansfeldisch klaus foth Lizenz

eisleben/MZ - Auf die Frage, wie in etwa das Gebiet eingegrenzt werden kann, in dem unsere altbekannte Mansfelder Mundart gesprochen wird, gibt Klaus Foth unter Verweis auf den Forscher Prof. Richard Jecht (1858-1945) eine sehr anschauliche Antwort.

Vier Untermundarten

Die nebenstehende Karte von Richard Jecht zeigt vier unterschiedlich gefärbte Gebiete. „Jecht erkannte im Mansfeldischen vier Untermundarten“, so Foth und erläutert: „Im nordwestlichen Teil des Reviers finden wir das Härzisch-Mansfeldische, das beispielsweise in Biesenrode und Gräfenstuhl gesprochen wird. Im Bereich der Wipper wurde das Mansfeld-Hettstedt-Gerbstedtische oder das Wippermansfeldische gesprochen.

Östlich davon ist das sälsche oder besser saalische Mansfeldisch beheimatet, und im Kernland um Eisleben das Westmansfeldische oder, wie Jecht immer wieder betonte, das ,eigentliche Mansfeldisch’.“

Unverfälscht in den Grunddörfern

Dieses „unverfälschteste“ Mansfeldisch wird laut Jecht in den Ortschaften Ziegelrode, Ahlsdorf, Hergisdorf, Kreisfeld und Wimmelburg gesprochen, ferner in den Nachbardörfern Benndorf, Helbra und Wolferode. Aber auch Schmalzerode, Bischofrode und Bornstedt werden von Jecht noch genannt. „In Bornstedt sind aber schon ein paar nordthüringische Eindringlinge aufgefallen“, bemerkt Klaus Foth und ergänzt: „In Annarode, Siebigerode und Klostermansfeld war das eigentliche Mansfeldisch auch heimisch und nicht zu vergessen in Helfta, trotz seiner Nähe zu der eher ,fein’ sprechenden Stadt Eisleben.“

Unterschiede unverkennbar

Richard Jecht: „Siersleber, Hübitzer, Augsdorfer und Polleber nehmen das Maul ,sire vull, awwer dach nach nich su vull, wie die in Jrunne’. In diesen Ortschaften mischt sich hier und da das Wipper-Mansfeldische mit ein. Dagegen hört man in Helmsdorf, Heiligenthal und Lochwitz schon wieder etwas anderes Mansfeldisch. Diese Ortschaften waren Grenzdörfer des eigentlichen Mansfeldischen gegen den Dialekt in Gerbstedt.“

Im Grund ist noch „Kärn drinne“

Schauen wir uns die Karte einmal genauer an. In der Mitte des rot markierten Teiles sehen wir Eisleben, wenngleich in Sachen Mundart dieser Platz dem Mansfelder Grund gebührt. „Die Grunddörfer sind das Zentrum und das Herz und die Seele des Mansfelder Reviers und nicht etwa die Lutherstadt“, sagt Klaus Foth und ergänzt: „Das hängt damit zusammen, weil in ,der Grund’, wie es richtig heißt, diejenigen zu Hause sind, ,wu nuch Kärn drinne is!’, wie der Mansfelder sagt.“ Er räumt allerdings ein: „Die lupenreine Mansfelder Mundart ist inzwischen weitestgehend reine Folkore, Brauchtum in jedem Falle, wenn nicht sogar Kulturgut und schon deshalb bedarf sie der Pflege.“

Der gebürtige Kreisfelder Foth bedauert, dass „selbst Alteingesessene, sobald sie mit einem Ortsfremden reden, glauben, sie müssen hochdeutsch sprechen.“

Foth hat dergleichen schon mehr als einmal erlebt und es mitunter so belustigend empfunden, dass er „die Luft anhalten und sich wegdrehen musste“, wie er sagt. Er ist nunmal bekennender Mansfelder und redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist, auch wenn das zuweilen derb klingt.

Ein vertrauter Tonfall

Nebenstehende Karte weist unter anderem eine sprachliche Grenze zwischen den beiden Nachbarn Gerbstedt und Friedeburgerhütte aus, was Marie Luise Hildebrandt bestätigt. Die 75-jährige ist in Friedeburgerhütte groß geworden und kennt den dort üblichen Tonfall von klein auf. Und sie versichert: „Gerbstedt klingt anders.“ Der Unterschied sei allerdings schwer zu beschreiben. Ebenso schwer wie der Unterschied zu Polleben, wo der Tonfall noch ein wenig anders ist. Marie-Luise Hildebrandt war zu DDR-Zeiten Ökonomin im Altenpflegeheim Schloss Helmsdorf und hat immer gern zugehört, wenn dort die Alten von früher erzählt haben. „Es klang vertraut“, erinnert sie sich.

Mundart, wenn man sie von kleinauf kennt, ist nun einmal etwas sehr Vertrautes, ein Stück Heimat. Monika Ost, die nun schon seit Jahrzehnten in Friedeburgerhütte lebt und sich eingehend mit der Ortschronik beschäftigt hat, kann das nachvollziehen. Sie stammt aus dem Mecklenburgischen und ist folglich sprachlich anders geprägt, was nicht zu überhören ist. Die frühe Prägung bleibt eben haften. Ein Leben lang.