Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Vom Marktschreier zum Ramschkönig
MANSFELD/MZ. - Wo ganz groß am Eingang "Mansfeldmöbel" draufsteht, ist alles andere drin: zum Beispiel Blumenvasen, Skier und Drahtesel. Aber auch Blusen, Bierkrüge und Besteck. Seit drei Jahren beherbergt die einstige Möbelproduktionsstätte in Mansfeld ein Trödelcenter. Zwar hat Chef Ralf Conrad aus Ritterode damit keine Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär gemacht. Trotzdem ist es eine wahre Erfolgsgeschichte, die mit einem Traum begann.
"Ich war früher Marktschreier und habe als ich arbeitslos wurde ein paar Monate Hartz IV bekommen. Aber so konnte es nicht weitergehen", erzählt der 50-Jährige. Eines Nachts wachte er aus einem Traum auf: Der leidenschaftliche Sammler von Schallplatten und Radios hatte darin ein eigenes Trödelgeschäft vor Augen. Seine neue Geschäftsidee war geboren. Was nun noch fehlte, war der Laden.
"Ich bin überall rumgefahren und habe ein Geschäft gesucht. Mit einem kleinen Zimmer hier im Möbelhaus habe ich dann angefangen", erzählt Conrad. Heute hat er mit 10 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche fast das gesamte Werksgelände gepachtet. Im Erdgeschoss des ehemaligen Bürogebäudes lagern Bücher, Kassetten, Kleidung und Geschirr. Eine Etage höher stehen die Couch-Garnituren. Dazwischen Kleiderschränke und eine Kücheneckbank. In einer zweiten Halle lagern Öfen, Rollschuhe und Lampen. Und überall verteilt sind auf den mit weißen Tischdecken bedeckten Klapptischen mehr oder minder wertvolle Einzelstücke.
"Hier ist es wie in einer Kaufhalle, es gibt täglich Frischware", sagt Conrad. Denn in den Autos, die fast im Minutentakt vorfahren, sitzen nicht nur potentielle Käufer am Steuer, sondern auch Verkäufer. Gerade ist der Nächste abkassiert, klingelt wieder das Telefon. Eine Familie aus dem Westharz ist in der Leitung. Hat wohlmöglich wertvolles Geschirr. "Das letzte Mal habe ich dort ein Klavier abgeholt", erinnert sich Conrad. Kein Weg ist ihm zu weit für neue Ware.
Was sich am besten verkauft? "Alte farbige Postkarten, Möbel um die Jahrhundertewende und Gold- und Silbermünzen sind immer gleich weg", sagt Conrad. Aber auch Rauchverzehrer sind gefragt. "Einen habe ich sogar bis nach Brasilien verkauft." Mit dem ersten ferngesteuerten Auto von 1948 hat Conrad ebenso einen Käufer glücklich gemacht. Das Fahrzeug fand er bei einer Haushaltsauflösung in einer kleinen Tasche auf dem Boden.
"Für alles gibt es eine Verwendung, es muss nur der Richtige kommen und das braucht Geduld", weiß Antje Forth, eine der beiden Angestellten von Conrad. Selbst eine Interessentin für einen alten Stiefel gab es. "Sie wollte Blumen dort einpflanzen." Das brüchige Geschirr verkauft Forth unterdessen gleich kartonweise zum Schnäppchenpreis, zum Poltern bei Hochzeiten. "Wir haben eben alles, wir wissen bloß nicht wann", weiß Conrad und rät deshalb öfter bei "Mansfeldmöbel" vorbei zu schauen.