Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Vogelnest auf Strom-Mast kann gefährlich werden
KLOSTERMANSFELD/MZ. - "Sehen Sie", sagt Olaf Graupner, "da auf dem Mast hat ein Vogel sein Nest gebaut." Graupner ist Mitarbeiter der Envia Netzservice GmbH - und Vogelnester auf Strom-Masten gehören zu den Dingen, die ihn im Moment besonders interessieren. Gemeinsam mit seinem Kollegen Ralf Hobusch kontrolliert er seit einer Woche die Hochspannungs-Freileitungen und die Masten in der Region. Und zwar aus der Luft: Die beiden sind mit einem Hubschrauber unterwegs - und haben die MZ zu einem Flug eingeladen.
"Wir finden jedes Jahr bestimmt 500 bis 600 Vogelnester auf den Masten, übrigens immer über den Isolatoren", berichtet Graupner. Meistens handele es sich um Nester von Krähen, aber auch von Greifvögeln. Das Problem dabei: Zweige oder Fäden, die aus den Nestern hängen, können zu gefährlichen Kurzschlüssen führen. Deshalb müssten die Nester - in Absprache mit den Naturschutzbehörden - entfernt werden. Was mit einigem Aufwand verbunden ist: "Da muss jemand hochklettern und das Nest herunter holen."
Acht Stunden in der Luft
Graupner und Hobusch sowie ein zweites Team sind jedes Jahr für insgesamt zwei Wochen auf Leitungskontrolle. Seit der Wende per Hubschrauber - "zu DDR-Zeiten sind die Monteure die Masten abgelaufen", sagt Graupner. Dies wird aber auch heute noch alle fünf Jahre praktiziert. "Manche Schäden unten an den Masten kann man aus der Luft nicht sehen." Täglich acht Stunden sitzen sie in dem Hubschrauber: Einer nimmt die Leitungen und Masten unter die Lupe, der andere hält Schäden oder andere Beobachtungen im Computer fest. In zwei Stunden - danach muss der Hubschrauber wieder tanken - fliegen die beiden rund 100 Masten ab. "Da muss man sich schon sehr konzentrieren", so Hobusch. Außer nach Vogelnestern suchen die Fachleute nach Schäden oder Mängeln an den Isolatoren, Seilen und Armaturen sowie an den Mastkonstruktionen. "Es passiert ja zum Beispiel, dass Bauern Masten anfahren." Auch Jäger verursachen manchmal Schäden - wenn sie versehentlich mit einem Schuss eine Leitung treffen. Vor allem aber haben sie Bäume und Sträucher im Blick: "Wenn die in den Leitungsbereich hineinwachsen, kann es zu Überschlägen kommen", so Graupner. Eine Folge könnten Waldbrände sein. "An besonders kritischen Stellen lassen wir den Bewuchs sofort beseitigen." Auch bauliche Veränderungen unter den Leitungen registrieren die Kontrolleure. "Die Baufirmen informieren uns nicht immer darüber, obwohl sie eigentlich dazu verpflichtet sind", sagt Hobusch.
Pilot mit viel Erfahrung
Der Hubschrauber - ein Bell 206 - wird von einer Firma aus Groß Kreutz (Brandenburg), dem DHD Heliservice, gechartert. Während der zweiwöchigen Leitungsbefliegung ist er in Halle-Trotha stationiert, von wo Pilot Siegfried Lange und die Envia-Leute zu ihren Touren starten. Irgendwelche Zwischenfälle habe es dabei noch nie gegeben, so Lange, der seit 1979 Pilot ist. Viel Erfahrung ist freilich auch notwendig, schließlich fliegt der Pilot ausschließlich auf Sicht - und muss ziemlich dicht an die Leitungen und Masten heranfliegen. "Wir gehen aber kein Risiko ein", so Lange. "Wenn sich zum Beispiel das Wetter plötzlich verschlechtert, landen wir eben." Anmelden muss der Pilot seine Flüge nicht. "Nur wenn wir in die Kontrollzone eines Flughafens kommen, müssen wir uns beim Tower melden."