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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Pfarrer verlässt Polleben

Von JÖRG MÜLLER 20.05.2011, 17:03

POLLEBEN/MZ. - und zieht mit seiner Familie - Ehefrau und zwei Söhne (9 und 12) - nach Elxleben bei Erfurt. "Ich hatte das Gefühl, dass ich mich noch einmal verändern möchte", sagt der 46-Jährige. Mit der Pfarrstelle in Elxleben habe er das Passende gefunden. "Ich wollte auf dem Dorf bleiben, aber in der Nähe einer größeren Stadt", so Meyer. "Und ich wollte nicht noch einmal zwölf Gemeinden haben." In seinem neuen Pfarramt wird er vier Gemeinden mit 1 600 Mitgliedern betreuen. In Polleben sind es 850 Gemeindemitglieder in einem Gebiet, das von Heiligenthal bis nach Seeburg reicht. Das sei schon sehr kräftezehrend, sagt der Pfarrer, der immerhin jeden Sonntag drei Gottesdienste gehalten hat.

"Was mich besonders traurig macht, ist, dass nach Polleben kein neuer Pfarrer mehr kommen wird", so Meyer. Seit diese Nachricht die Runde macht, werde er immer wieder darauf angesprochen. "Die Leute haben das Gefühl, dass alles wegbricht, erst Konsum und Kneipe, und nun geht auch noch der Pfarrer." Laut Traugott Lucke, stellvertretender Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Eisleben-Sömmerda, ist dazu noch keine Entscheidung gefallen. "Die Synode wird im Herbst über den Stellenplan beraten", so der Heldrunger Pfarrer. Derzeit sind im Kirchenkreis mehrere Pfarrstellen vakant, so in Röblingen und Königerode. Klar sei, so Lucke, dass es Veränderungen bei den Pfarrbereichen geben werde. "Wenn die Einwohnerzahl sinkt, müssen wir darauf reagieren. Das ist schmerzlich, aber es müssen ja auch Schulen geschlossen werden, wenn es zu wenige Kinder gibt." Als Richtwert für eine Pfarrstelle gelte eine Zahl von 1 200 Gemeindemitgliedern.

Olaf Meyer übernahm 1998 in Polleben sein erstes Pfarramt. Zuvor war er zweieinhalb Jahre als Vikar an der Eisleber St. Andreas-Nicolai-Petri-Gemeinde tätig gewesen. In Polleben war Meyer nicht nur für zwölf Gemeinden, sondern auch für 14 Kirchen und sechs Pfarrhäuser zuständig. "Es hängt viel davon ab, wie aktiv die Leute vor Ort sind", so Meyer. Hauptamtlich arbeitet außer ihm lediglich noch eine Gemeindepädagogin, Marina Teichert. "Ich war immer sehr froh, dass ich vier ehrenamtliche Kirchenmusiker hatte."

Zu den schönen Erinnerungen, die Meyer aus Polleben mitnehmen wird, gehöre natürlich die Fernsehsendung "Ein Dorf wird gewinnen" 2007. Polleben schaffte zwar nicht den Sieg, erhielt aber immerhin noch 50 000 Euro, die in die Sanierung der St. Stephanuskirche flossen. "Das hat den Anstoß gegeben, dass einiges an der Kirche passiert ist", so Meyer, der im Förderverein die Geschäfte führt. Erfolgreich entwickelt habe sich auch die Kindertagesstätte, die ein eigens gegründeter Trägerverein 2005 von der Kommune übernommen hatte. Ein einschneidendes, leider sehr tragisches Ereignis sei der Brand der Mühle gewesen, bei dem 2003 ein dreijähriger Junge ums Leben kam. Meyer wurde in jener Nacht als Seelsorger geholt, um den Angehörigen beizustehen. Die Familie wurde dann auch für die erste Zeit im Pfarrhaus untergebracht. "Seit diesem Erlebnis habe ich ehrenamtlich im Kriseninterventionsteam mitgearbeitet", so Meyer.