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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Hürdenläufer Fischer macht Dampf

Von wolfram bahn 26.10.2012, 17:09

Volkstedt/MZ. - Der Mann sieht nicht nur aus wie ein Modellathlet - er war auch mal einer. Beim SC Turbine Erfurt hat es Thomas Fischer als vielversprechendes Nachwuchstalent sogar bis in die Sportschule geschafft. Mit seinen 1,97 Meter Körpergröße und seiner Statur hat er das Gardemaß für einen Zehnkämpfer. Am Stabhochsprung hat es gelegen, dass er das nicht geworden ist. "Das war mir zu gefährlich", verrät der 48-jährige Volkstedter, der nun Chef im Eisleber Rathaus werden will. Ob er diese Hürde schafft, wird sich zeigen.

Als einstiger 400-Meter-Hürdenläufer hat er jedenfalls genug Erfahrungen damit gesammelt, wie man Hindernisse angeht und sie überwindet. Und er hat sich dabei Werte angeeignet, auf die er nach wie vor baut: Disziplin, Durchsetzungsvermögen, Leistungswillen, aber auch Teamgeist und Lust am Leben. Das blieb haften, auch als seine Sportkarriere nach der Jugendzeit endete, "weil ich zu viele Verwandte im Westen hatte". Zu seinem Beruf hat Thomas Fischer inzwischen eine andere Leidenschaft gemacht: die Liebe zur Eisenbahn. Sein Opa hatte ihm bereits als Kind eine Modellbahn geschenkt und damit ein Feuer entfacht, das bis heute lodert. "Dampfloks faszinieren mich", räumt der Familienvater ein. So wollte er schon immer Lokführer werden.

Doch während das für die meisten Steppkes ein Traum bleibt, hat er sich diesen Lebenswunsch erfüllt. 1991 hat er den Mansfelder Bergwerksbahnverein mit einer Handvoll Gleichgesinnter aus der Taufe gehoben. Ein Jahr später hängte er seinen Lehrerberuf an den Nagel, um sich vollauf seiner neuen Herausforderung widmen zu können.

Durch seine Frau, die aus Eisleben stammt, hatte es den Thüringer nach Studium und Armeezeit ins Mansfelder Land verschlagen. "Das habe ich nie bereut", so Fischer, der sich in der geschichtsträchtigen Region heimisch fühlt. Ihm hatten es sofort die alten Loks des Mansfeld Kombinates angetan, die nach dem Ende des Bergbaus nicht mehr benötigt wurden. Fischer erkannte seine Chance. Er setzte sich noch mal auf die Schulbank und qualifizierte sich zum Eisenbahnbetriebsleiter.

Die werden überall dort gebraucht, wo eine Eisenbahn rollt. Und da es in Deutschland rund 300 Eisenbahnunternehmen, darunter viele Schmalspurbahnen, gibt, "ernährt der Verein mittlerweile zehn Leute", sagt Fischer nicht ohne Stolz. Dass er jemand ist, der nicht jammert, sondern anpackt und was gestalten will, das haben nicht nur seine Vereinsmitglieder gespürt.

1998 ist er mit seiner Familie in ein Haus nach Volkstedt gezogen. Dort hatten er und seine Frau, die sich dem Frauenchor anschloss, schnell Kontakt geknüpft. Und als damals Wahlen zum Gemeinderat anstanden, hat ihn der Frauenchor als Kandidaten aufgestellt. Mit Erfolg. Thomas Fischer wurde gewählt. "So fing das mit der Politik an", sagt er schmunzelnd. Mit dem damaligen Ortsbürgermeister Dirk Schatz (CDU) handelte er den Gebietsänderungsvertrag mit Eisleben aus. Volkstedt wurde erster neuer Ortsteil der Lutherstadt.

2005 gelang dem evangelischen Christen der Sprung in den Stadtrat, wo er von der CDU-Fraktion gleich in den Hauptausschuss beordert wurde. "Ein enormer Vertrauensbeweis", sagt Fischer, der seit 2010 die Fraktion anführt. Der Eintritt in die CDU ein Jahr zuvor war für ihn nur folgerichtig.