Liebesgeschichte von der Wiese Liebesgeschichte von der Wiese: Silberhochzeit im Autoscooter

Eisleben/Berlin - Die 61 Gäste werden sich bei der Einladung zur Silberhochzeit von Heidi und Ingo Drogi aus Berlin gewundert haben. „Wir fahren alle Autoscooter“, wurde ihnen prophezeit. Was genau gemeint war, erfuhren die Gratulanten zur Feier im Strandhotel Aseleben.
Für Erinnerungsfotos hielt Heidi Drogi nämlich eine besondere Requisite bereit: Sie hatte zu Hause eine Kunststoffplatte bemalt. Das Motiv: Ein Autoscooter, in dem ein kopfloses Pärchen sitzt. Denn komplett wird das Bild erst, wenn sich Paare mit der Platte fotografieren lassen.
Erste Begegnung im Autoscooter
„Andere stellen sich für Erinnerungsfotos zu Familienfeiern in große Bilderrahmen. Ich wollte das nicht wiederholen“, erklärt die 49-Jährige ihren ungewöhnlichen Einfall. Das Motiv wählte Heidi Drogi nicht zufällig aus. Denn mit einem Autoscooter fing ihre Liebesgeschichte an.
Ihren Mann Ingo lernte die gebürtige Eisleberin in einem solchen fahrbahren Untersatz kennen. Und wo? Natürlich - wie es sich für ein waschechtes Kind der Lutherstadt gehört - auf dem Eisleber Wiesenmarkt. Die Erzieherin kann sich noch an jedes Detail erinnern, als sie ihrem heutigen Ehemann vor 30 Jahren zum ersten Mal begegnete.
Er sei völlig unerwartet und spontan zu ihr in den Autoscooter gesprungen und habe seinen Arm um sie gelegt. Dabei hatte er einen flotten Spruch auf den Lippen und meinte, dass sie wohl nichts dagegen habe werde, wenn beide gemeinsam fahren würden. „Ich hatte noch zwei Chips, die sind wir zusammen abgefahren“, erzählt Heidi Drogi, die damals bereits in Berlin wohnte und nur wegen der Wiese zurück nach Eisleben gekommen war.
Adresse mit Streichholz-Ruß notiert
Zum Abschied ließ sich Ingo Drogi, der heute in der IT-Branche tätig ist, die Adresse seiner Wiesenbekanntschaft geben. Dass die beiden keinen Stift zur Hand hatten, hinderte sie nicht daran.
Ingo Drogi riss eine Zigarettenschachtel auseinander und notierte sich mit dem Ruß von abgebrannten Streichhölzern Name, Straße und Hausnummer. Heidi Drogi war sich zum damaligen Zeitpunkt ziemlich sicher, dass sie von ihrem Mitfahrer nichts mehr hören wird.
Aber es kam anders. Etwa 14 Tage später flatterte ihr ein Brief von ihrem Autoscootermitfahrer ins Haus. „Von September bis Weihnachten haben wir uns dann regelmäßig geschrieben“, sagt Heidi Drogi.
Auch Hochzeit fand zur Wiesenzeit statt
Das Wiedersehen fand am zweiten Weihnachtsfeiertag statt. „Ich wurde von der Familie meines Mannes herzlich aufgenommen.“ Anderthalb Jahre später zog das Paar in Berlin zusammen. Fünf Jahre nach der ersten Begegnung gab es sich das Jawort. Nicht aber in der Hauptstadt. Geheiratet wurde im Eisleber Rathaus. Natürlich zur Wiesenzeit!
Bis auf eine Ausnahme kehrten die Eheleute Drogi seitdem jedes Jahr für das größte Volksfest Mitteldeutschlands aus Berlin in ihre alte Heimat zurück: Das war, als ihre heute 20-jährige Tochter geboren wurde. Sie fährt noch heute mit ihren Eltern nach Eisleben, wenn die Wiese lockt. (mz)
