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Lenin kehrt in die Schweiz zurück Lenin kehrt in die Schweiz zurück: Eisleber Denkmal wird Attraktion in Ausstellung

Von Wolfram Bahn 04.11.2016, 16:00
Seit 2001 begrüßt  der Eisleber Lenin in Berlin die Besucher des Zeughauses.
Seit 2001 begrüßt  der Eisleber Lenin in Berlin die Besucher des Zeughauses. Thomas Bruns

Eisleben/Zürich - Welche eine Ironie der Geschichte: Im Frühjahr 1917 hat Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, sein politisches Exil in der Schweiz beendet, um die Revolution in Russland anzuführen. 100 Jahre später kehrt Lenin in die Eidgenossenschaft zurück - und zwar in Form des Eisleber Bronzedenkmals.

Eisleber Denkmal wird in Sonderausstellung in der Schweiz gezeigt

Es soll im kommenden Jahr die Attraktion einer Sonderausstellung des Schweizer Nationalmuseums werden. Sie trägt den Arbeitstitel „Die Russische Revolution und die Schweiz“. Gezeigt wird die Schau in Zürich, jener Stadt, in der Lenin einige Monate lang in der Spiegelgasse 14 wohnte, ehe er nach der Abdankung des Zaren unter spektakulären Umständen am 9. April 1917 wieder in seine Heimat aufbrach.

Das Deutsche Kaiserreich, das eigentlich mit Russland im Krieg lag, ließ den ungeduldigen Lenin samt seiner Frau Nadeshda Krupskaja und seiner Geliebten Inessa Armand in einem verplombten Zug durch Deutschland fahren. Die deutsche Armeeführung erhoffte sich von dem streng geheim gehaltenen Coup, dass Russland durch Lenins Wirken aus dem Krieg ausscheiden und damit die Ostfront entlastet würde. Das trat ja dann auch ein. Und Lenin, der 1924 starb, sah die Schweiz nie wieder.

Dabei hat der russische Revolutionsführer insgesamt sechseinhalb Jahre seines Lebens dort verbracht, weiß Pascale Meyer, die Kuratorin der Sonderausstellung. Schon 1903 bis 1905 und 1908 hatte sich Lenin in dem Alpenland aufgehalten. Was die Projektleiterin allerdings überhaupt nicht kennt, ist die wechselvolle Geschichte des Lenin-Denkmals, das von der Wehrmacht in Russland geraubt wurde.

Es ist angeblich von Kommunisten aus dem „roten Mansfeld“ vor dem Einschmelzen auf der Roh-Hütte gerettet worden, ehe es am 2. Juli 1945 beim Einmarsch der Roten Armee in Eisleben zur Begrüßung am Plan aufgestellt wurde. Zu DDR-Zeiten galt das Denkmal als „Sinnbild der deutsch-sowjetischen Freundschaft“, so die SED-Ideologen.

„Wir haben die Statue im Foyer des Zeughauses gesehen und wollten sie unbedingt für unsere neue Ausstellung haben“, sagte Meyer am Donnerstag der MZ. Erst bei der Anfrage an das Deutsche Historische Museum, zu dem das Berliner Zeughaus gehört, erfuhr sie, dass das Denkmal im Besitz der Lutherstadt Eisleben ist. Die Kommune hat es dem Museum im Jahr 2001 als Dauerleihgabe überlassen. Zuvor war die 3,20 Meter hohe und 2,9 Tonnen schwere Bronzestatue von Wolfgang Conrad in geheimer Mission restauriert worden.

Eisleber erstaunt über Interesse an Lenin-Denkmal

Der Stadtrat hat inzwischen dem Ansinnen aus der Schweiz seine Zustimmung erteilt. Auch das Deutsche Historische Museum gab grünes Licht. Anfang Oktober hat Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) einen Leihvertrag mit dem Schweizerischen Nationalmuseum abgeschlossen. Demzufolge darf der Eisleber Lenin vom 24. Februar bis 25. Juni nächsten Jahres wieder nach Zürich „ins Exil gehen“, ehe er danach nach Berlin in die Eingangshalle des Zeughauses zurückkehrt. „Wir sind erstaunt über das Interesse an dem Denkmal“, so Ute Klopfleisch, die Fachbereichsleiterin für Kultur in der Stadtverwaltung.

In Zürich soll der Lenin nun Teil einer Ausstellung werden, „die die vielseitigen und engen Verflechtungen der Schweiz mit Russland zum Thema hat“, so Kuratorin Meyer. Beide Länder blicken auf über 200 Jahre diplomatische Beziehungen zurück, wobei die Oktoberrevolution „eine epochale Zäsur darstelle“, so die Projektleiterin. Sie ist überzeugt, dass das Lenin-Denkmal „eine enorme Bereicherung der Ausstellung sein wird“. (mz)

Bis 1991 stand das Denkmal am Plan in Eisleben. Nun kehrt Lenin für eine Schau in die Schweiz zurück.
Bis 1991 stand das Denkmal am Plan in Eisleben. Nun kehrt Lenin für eine Schau in die Schweiz zurück.
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