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Kleingärtner aus Eisleben Kleingärtner aus Eisleben: Älteste Gartensparte "Schreber 1884" wächst

Von Jörg Müller 20.07.2016, 09:20
Vorsitzender Guido Roswora (rechts) im Gespräch mit Gerhard Zinke und den Kindern Leon und Florian.
Vorsitzender Guido Roswora (rechts) im Gespräch mit Gerhard Zinke und den Kindern Leon und Florian. Lukaschek

Eisleben - Sie ist nicht nur die älteste Kleingartenanlage in Mansfeld-Südharz und die zweitälteste in Sachsen-Anhalt, sondern auch die mit der besten Belegung: „Wir sind zu 106 Prozent ausgelastet“, sagt Guido Roswora, Vorsitzender des Kleingartenvereins „Schreber 1884“ in Eisleben.  Mehr als 100 Prozent  Auslastung - wie kann das sein?

Viele Anfragen, aber zu wenig Gärten

Ganz einfach: Weil es immer wieder Anfragen von Interessenten, aber keine freien Gärten gegeben habe, so Roswora, „haben wir eine bisher ungenutzte Fläche als neue Parzelle hergerichtet“. Dieser neue Garten sei auch bereits vergeben. Im Vergleich zum Vorjahr sei damit die Auslastung auf 106 Prozent gestiegen. Das ist natürlich nur ein rechnerischer Kniff, zeigt aber trotzdem, wie beliebt die kleine Gartensparte an der Landwehr ist.

Die Schreber-Vereine haben ihren Ursprung im 19. Jahrhundert in Leipzig. Die Idee war, Stadtkindern den Aufenthalt und das Spielen im Freien zu ermöglichen. Erst später wurden dann neben Spiel- und Turngeräten auch kleine Gärten angelegt. Namensgeber, aber nicht Initiator der Schrebergarten-Bewegung war der Leipziger Arzt Moritz Schreber (1808 bis 1861).

Der 1884 gegründete Eisleber Schreber-Verein pachtete einen Obstgarten der Zeißing’schen Stiftung an der Landwehr. Dort entstanden ein Spielplatz sowie zunächst zehn Gärten (jeweils 60 bis 80 Quadratmeter). Heute befinden sich auf dem rund 3.700 Quadratmeter großen Gelände 17 Gärten mit Flächen von 63 bis 217 Quadratmetern. (jm)

Laut Andreas Dümmler, Vorsitzender des Verbandes der Gartenfreunde Mansfelder Land-Eisleben, gebe es nur wenige Anlagen in der Region, die wie der „Schreber“-Verein voll belegt sind. Die meisten haben mit mehr oder weniger Leerstand zu kämpfen. Aktuell würden von den rund 3.500 Parzellen im Verbandsgebiet circa 700 leer stehen, so Dümmler. „Der Rückbau in den betroffenen Anlagen muss weitergehen.“ Auch mit der Auflösung von Vereinen sei in den nächsten Jahren weiter zu rechnen. 

Wobei er  andererseits durchaus auch hoffnungsvolle Entwicklungen sieht. „Es ist ja nicht so, dass nur Gärten aufgegeben werden. Wir verpachten auch neu.“ Gerade junge Familien hätten wieder mehr Interesse an einem Kleingarten. Zudem würden sich verstärkt Hallenser einen Garten im Mansfelder Land suchen. Wichtig sei dabei immer, dass die Parzellen und die Lauben in Ordnung seien. Neben der Lage spiele auch eine große Rolle, ob es sich um einen aktiven Verein  handele, so Dümmler.

Eigene Webseite unerlässlich

Der „Schreber“-Vorsitzende Roswora weist noch auf einen weiteren Aspekt hin: „Man muss erst einmal auf sich aufmerksam machen.“ Und da sich heutzutage viele Leute im Internet informieren, sei eine eigene Webseite unerlässlich, meint der 37-Jährige. Doch von den 48 Vereinen im Eisleber Garten-Verband sei gerade einmal eine Handvoll im Internet vertreten.

Roswora, der in der Größlerstraße direkt an der Sparte wohnt, hat hier seit 20 Jahren einen Garten; seit 15 Jahren ist er Vereinsvorsitzender. Die stadtnahe und trotzdem ruhige Lage  sei ein großes Plus. „Wir haben einen sehr guten Altersdurchschnitt“, so Roswora. Das Spektrum in der Anlage reicht von Familien mit insgesamt sieben Kindern und drei Jugendlichen bis zum ältesten Mitglied, einer 86-Jährigen, die seit 45 Jahren in ihrem Kleingarten aktiv ist. Auch die Pächter für den neuen Garten seien eine junge Familie aus der Größlerstraße.

„Es ist ein gutes Verhältnis in der Sparte“, sagt Gerhard Zinke, der seit 2003  einen  Garten im „Schreber“-Verein bewirtschaftet. Er schätzt die Ruhe in der überschaubaren Anlage; für die Kinder Leon (6) und Florian (9) hat er ein Spielhaus gebaut. Auch das Klima sei angenehm, so Zinke: „Hier weht fast immer eine leichte Brise.“

Kein Wunder, dass Vorsitzender Roswora optimistisch in die Zukunft des mehr als 130 Jahre alten Vereins blickt. „Wir sind gut aufgestellt.“ Und während andere Sparten eher schrumpfen müssen, hätte „Schreber“ sogar Ambitionen, sich zu vergrößern. „Es gibt nur leider keine verfügbaren Flächen“, so Roswora. (mz)