Global Players in MSH Kleine Tischlerei aus Schmalzerode ist international tätig - Wie sie das geschafft hat
Ein kleiner Handwerksbetrieb aus dem Eisleber Ortsteil Schmalzerode hat Aufträge in Österreich, der Schweiz, Schweden und den Niederlanden. Doch der Betrieb steht vor Herausforderungen. Welche das sind.

Schmalzerode/MZ. - Wie schafft es eine kleine Tischlerei aus einem 250-Einwohner-Dorf, sich europaweit einen Namen zu machen? Für Maik Leibe ist das kein Hexenwerk. „Qualität, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit“, darauf komme es an.
Tischlerei richtet Baumärkte ein
Und auf einen langen Atem. „Wir haben ganz klein angefangen und uns über die Jahre hochgearbeitet“, sagt Leibe (56). Er betreibt im Eisleber Ortsteil Schmalzerode seit 2004 eine Tischler- und Innenausbau-Firma.
Neben normalen Tischler- und Bautischlerarbeiten für private und gewerbliche Kunden hat der kleine Handwerksbetrieb erfolgreich ein weiteres Geschäftsfeld für sich erschlossen: den Ausbau und die Einrichtung von Baumärkten.
Außer in ganz Deutschland ist die Firma bereits in Österreich, der Schweiz, Schweden, den Niederlanden, Tschechien und Rumänien im Einsatz gewesen.
Zufall hilft der Tischlerei aus Schmalzerode
„Am Anfang hat sich das zufällig über einen Kollegen ergeben“, erzählt Leibe. Aushilfsweise hätten sie in einem Hornbach-Baumarkt mitgearbeitet. Weitere Aufträge „quer durch Deutschland“ seien gefolgt.
Weil die Firma Leibe mit ihrer Arbeit die Hornbach-Zentrale offenbar überzeugen konnte, stieg sie über die Jahre im internen Ranking. Zunächst richtete sie in den Baumärkten einzelne Ausstellungen ein. „Irgendwann standen wir plötzlich in einem leeren Baumarkt und waren für den kompletten Ausbau zuständig“, so Leibe.

Fertigung erfolgt in dem Eisleber Ortsteil
Die Regale, Wände und anderen Module würden nach vorgegebenem Design in Schmalzerode vorgefertigt und dann per Jumbo-Lkw zu dem jeweiligen Baumarkt transportiert. „Das ist eine Riesenlogistik.“ Alles vom Transport bis zur Unterbringung der Mitarbeiter müsse in Eigenregie organisiert werden.
„Das war schon manchmal abenteuerlich“, sagt der Firmenchef, der in den ersten Jahren selbst mit auf Montage gefahren ist. Mit Subunternehmen seien bis zu 60 Leute auf der Baustelle tätig gewesen. „Bei Bad- und Küchenausstellungen hatten wir jahrelang das Monopol“, so Leibe.
Das heißt, dass die Firma in allen Hornbach-Märkten die Bad- und Küchenabteilungen aufgebaut habe. Neben der Qualität sei das Wichtigste, dass der Fertigstellungstermin eingehalten werde. Da müsse zur Not auch mal Tag und Nacht durchgearbeitet werden.

Zahl der Mitarbeiter ist gesunken
Während Hornbach in Deutschland kaum noch neu baue, expandiere die Kette unter anderem in den Niederlanden, Schweden und Rumänien. „Im Ausland sind die Baumärkte auch viel größer als hier“, erzählt Leibe. „In Holland ist das wie eine kleine Stadt. Die Leute machen Familienausflüge dorthin.“
In den letzten Jahren ist das Baumarktgeschäft für die Schmalzeröder Firma allerdings etwas ruhiger geworden. „Seit Corona haben das auch viele Messebauer für sich entdeckt.“ Dazu komme, so Leibe, dass es immer schwieriger werde, Mitarbeiter für Montageeinsätze zu finden.
„Wir haben deshalb auch schon die Vier-Tage-Woche eingeführt.“ Trotzdem wären so große Aufträge heutzutage ohne ausländische Subunternehmen nicht mehr abzuwickeln. Ohnehin schlägt der allgemeine Personalmangel auch bei Leibe durch.
Die Zahl der Beschäftigten in der Firma ist von früher 15 auf acht gesunken. „Ich würde gern ausbilden, finde aber niemanden.“

Handwerksbetrieb in den 1960er Jahren gegründet
Der Handwerksbetrieb ist in den 1960er Jahren von Leibes Vater gegründet worden. Er sei auch zu DDR-Zeiten immer privat geblieben und habe unter anderem als Zulieferer für ein Möbelwerk gearbeitet. Leibe, dem der „Handwerksberuf in die Wiege gelegt“ worden sei, hat in einer anderen Firma Tischler gelernt.
Nach dem frühen Tod seines Vaters 1998 übernahm zunächst seine Mutter den Betrieb, bis Leibe 2004 seine Firma gründete. Aktuell gehe es „hoch und runter“, sagt der Tischlermeister mit Blick auf das wechselnde Baugeschäft. Nachdem in der Coronazeit sehr viele Leute an ihren Häusern gearbeitet hätten, flaue der Bauboom derzeit ab.
Außer für Privatkunden ist die Firma für Wohnungsgesellschaften tätig, zum Beispiel in Halle, Berlin und Frankfurt/Oder. Insgesamt laufe sein Betrieb gut, so Leibe. Generell hätten es Handwerk und Mittelstand aber sehr schwer. „Ich sehe da schwarz.“ Statt Unterstützung vom Staat gebe es immer neue Auflagen und bürokratische Hürden, sagt Leibe, der gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Sabine Köhler noch einen ambulanten Pflegedienst betreibt.