1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Justizvollzugsanstalt Volkstedt: Justizvollzugsanstalt Volkstedt: Häftlinge bauen Gitter für die eigenen Zellen

Justizvollzugsanstalt Volkstedt Justizvollzugsanstalt Volkstedt: Häftlinge bauen Gitter für die eigenen Zellen

Von Jörg Müller 25.05.2017, 06:00
In der Justizvollzugsanstalt Volkstedt arbeiten die Häftlinge unter anderem in der Schlosserei.
In der Justizvollzugsanstalt Volkstedt arbeiten die Häftlinge unter anderem in der Schlosserei. Maik Schumann

Volkstedt - Häftlinge bauen die Gitter für ihre Zellen. Was sich erst einmal kurios anhört, ist in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Volkstedt Realität. Denn in der Schlosserei auf dem Gelände wird vor allem für den eigenen Bedarf gearbeitet. „Die Gefangenen produzieren zum Beispiel Möbel für Hafträume. Oder eben auch Vergitterungen“, sagt Sylvia Zinke, Niederlassungsleiterin des Landesbetriebs für Beschäftigung und Bildung der Gefangenen. Diese Justizeinrichtung betreibt in Volkstedt neben der Schlosserei eine Polsterei sowie zwei sogenannte Unternehmerbetriebe, die für andere Firmen tätig sind. Außerdem gibt es Bereiche für Arbeitstherapie/Arbeitstraining sowie Berufsorientierung.

164 Häftlinge befinden sich derzeit in der JVA Volkstedt

„Alle Häftlinge sind grundsätzlich zur Arbeit verpflichtet“, sagt Zinke. In Volkstedt würden zurzeit mehr als 80 Prozent der Gefangenen arbeiten. Die anderen seien zum Beispiel krank oder bereits im Rentenalter. In der JVA, in der männliche Erwachsene Freiheitsstrafen bis zu zweieinhalb Jahren verbüßen, sind aktuell 164 der 206 Haftplätze belegt. „Unser Ziel ist, dass die Gefangenen nicht einfach nur beschäftigt werden, sondern eine sinnvolle Arbeit machen“, so Zinke. Sie und die Betriebsleiter sind dafür zuständig, Aufträge zu akquirieren und abzuwickeln. So werden für ein Elektrounternehmen Montage- und Verpackungsarbeiten ausgeführt; ein Hersteller von Zirkelkästen lässt in Volkstedt kleine Verschlussteile fertigen.

In der Schlosserei und der Polsterei entstehen nicht nur Haftraum-Möbel, sondern etwa auch Büromöbel oder Aktentransportwagen für die Justizverwaltung. Ein spezieller Stuhl ist für die Durchsuchung von Festgenommenen mit Drogenhunden entwickelt worden. „Wir fertigen auch Grills und Feuerschalen“, sagt Uwe Groechel, Leiter der Schlosserei. Diese Produkte werden innerhalb der Landesverwaltung zum Kauf angeboten.

Seit einiger Zeit übernimmt die Schlosserei auch Zuarbeiten für das Volkstedter Landtechnik-Unternehmen LuTS GmbH sowie Dreh- und Fräsarbeiten für eine große Reinigungsfirma. „Wir sehen uns als Partner des regionalen Handwerks“, sagt Groechel. Die Schlosserei sei Gast-Mitglied der Metall-Innung Mansfeld-Südharz.

Gefangenen werden für Arbeit in Anstaltwerkstätten bezahlt

Während in der Polsterei vor allem handwerkliches Geschick erforderlich ist, sind in der Schlosserei Häftlinge mit Vorkenntnissen natürlich willkommen. Je nach Ausbildung und Berufserfahrung werden die Gefangenen eingesetzt und auch unterschiedlich vergütet. Das Entgelt können sie zum Teil für ihren Verbrauch in der Anstalt nutzen, zum Teil wird es für die Zeit nach der Haft angespart.

Ist es nicht gefährlich, Häftlinge mit Metallwerkzeugen arbeiten zu lassen? Wie Zinke sagt, werde für jeden Gefangenen entschieden, ob er in der Schlosserei arbeiten dürfe. Die Werkzeugkisten würden stets auf Vollständigkeit kontrolliert. Zudem müssen die Häftlinge beim Rückweg aus der Werkstatt durch eine Schleuse mit Metalldetektor.

Eine Berufsausbildung sei wegen der kurzen Haftzeiten hier nicht möglich, so Zinke. Die meisten Gefangenen würden zunächst die Arbeitstherapie und das Arbeitstraining absolvieren. Danach werden sie entweder in einem der Betriebe eingesetzt oder kommen in eine Berufsorientierungsmaßnahme, die in Kooperation mit der Arbeitsagentur beziehungsweise dem Europäischen Sozialfonds angeboten werden. Dabei geht es um die Bereiche Holz/Metall oder Garten- und Landschaftsbau. (mz)