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Jubiläum Jubiläum: Stephansbräu fand schnell Liebhaber

Von BURKHARD ZEMLIN 22.08.2010, 15:06

GERBSTEDT/MZ. - Zur Feier des Tages kam zum ersten Mal Gerbstedter Stephansbräu unter die Leute, als Beitrag der Museumsbrauerei Wippra zur Festwoche. Helmut Schrader aus Gerbstedt stellte dem Bier ein ausgezeichneten Zeugnis aus. "Ich bin zwar kein Schwarzbierfan", räumte er ein. "Aber das schmeckt wirklich gut." Burgenbauer Günther

Beinert, dessen Miniaturbauten zu den Wahrzeichen von Gerbstedt gehören, nickte zustimmend. Ihm gefällt die Idee mit dem Stephansbräu, das auch außerhalb der Stadt seine Liebhaber finden dürfte.

Auf dem Markt gab sich traditionelles Handwerk ein Stelldichein. Vor dem Stadtmuseum drehten sich zwei Spinnräder, an denen Landfrauen vorführten, wie unsere Altvorderen die Wolle weiter verarbeitet haben. Gisela Degwarth aus Rottelsdorf hat sich diese Fertigkeit selbst angeeignet. "Ich habe so lange geübt, bis es ging", verriet sie. Und jetzt ist sie mit ihrem Spinnrad fast an jedem Wochenende unterwegs. Nach Gerbstedt ist sie aber besonders gern gekommen. "Rottelsdorf gehört doch jetzt zu Gerbstedt", sagte sie.

Das Interesse der Leute an Spinnrädern ist immer wieder groß, wenngleich heute Reinhold Steinhoff aus Gerbstedt noch von ein paar Leuten mehr umringt wurde. Steinhoff ist Schafscherer und hat sich mit sicherem Griff ein Schaf zurecht gelegt. Dieses gibt keinen Mucks von sich und lässt sich geduldig rundum die Wolle abschneiden. "Ich habe es hypnotisiert", meinte der Schafscherer zu einem verdutzten Besucher und lachte: "War nur ein Spaß." Ernsthaft fügt er hinzu, dass heute weltweit noch etwa 30 000 Schafe mit der Handschere geschoren werden. Erst im Jahr 1938 kamen die ersten elektrischen Schermaschinen zum Einsatz, die die Arbeit wesentlich erleichterten.

Von der andere Seite des Marktes ertönen Hammerschläge. Hier wird gerade ein Pferd beschlagen. Die Männer der Schmiede Kaufmann aus Braunschwende sind voll in Aktion. "Sie können ruhig näher kommen", fordert Matthias Buchmann die Besucher auf, die immer noch skeptisch dreinschauen. "Wir haben unser eigenes Pferd mitgebracht", sagte Meister Reinhard Kaufmann, einen Kaltblüter, den nicht einmal einmal ein Böllerschuss, der andere zusammen zucken ließ, aus der Ruhe bringen konnte. Trotzdem wäre es dem Meister lieber gewesen, wenn er gewusst hätte, dass es plötzlich knallt. Um sich einzustellen.

Überall auf dem Markt herrscht geschäftiges Treiben. Die Männer der Holzfirma Eckardt aus Gerbstedt bauen unter aller Augen ein komplettes Fachwerk auf. "Wir bauen alles, was mit Holz zu tun hat", sagt Meister Andreas Eckardtes, für den der heutige Einsatz eine Ausnahme ist, eben ein Beitrag zur Festwoche. Buchbinder Jens König von der Lebenshilfe Mansfelder Land aus Eisleben sieht es ähnlich. Gerbstedt ist für ihn in diesem Jahr die dritte und letzte Station, er arbeitet die Woche über in Eisleben mit 13 behinderten jungen Leuten, die ihre Sache sehr gut machen. König und seine Helfer haben schon so manchen alten Folianten wieder mit einem passenden Einband versehen. "Viele Leute wissen gar nicht, dass so etwas in Eisleben noch gemacht wird", wundert sich König und zeigt stolz historische Werkzeuge, die aus dem Besitz des Eisleber Meisters Reinicke stammen, Raritäten, wie die Prägemaschine von 1880.