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Infoveranstaltung zu Flüchtlingen im Kloster Helfta Infoveranstaltung zu Flüchtlingen im Kloster Helfta: Eine Frage der Menschlichkeit

Von Jörg Müller 24.09.2015, 19:32
Andrang in der Klosterkirche: Rund 200 Besucher kamen gestern Abend zu der Informationsveranstaltung.
Andrang in der Klosterkirche: Rund 200 Besucher kamen gestern Abend zu der Informationsveranstaltung. Klaus Winterfeld Lizenz

Eisleben - Bereits im Oktober könnten die ersten Flüchtlinge in das ehemalige Kloster-Hotel in Helfta einziehen. Das sagte Landrätin Angelika Klein (Linke) gestern Abend auf einer Informationsveranstaltung, zu der der Landkreis, die Lutherstadt Eisleben und die Stiftung St. Marien zu Helfta in die Klosterkirche eingeladen hatten. Das Interesse war groß: Rund 200 Besucher füllten die Kirche.

Im Landkreis Mansfeld-Südharz leben aktuell rund 1.100 Flüchtlinge, so Landrätin Angelika Klein (Linke). In Eisleben sind 432 untergebracht, in Hettstedt 224, in Sangerhausen 418, in Helbra 32 und in Benndorf vier. Weitere 320 Menschen werden im Oktober im Landkreis erwartet, so Klein. Mit der Betreuung der Flüchtlinge sind drei Träger beauftragt: der Verein „Pegasus“, die Arbeitsloseninitiative Sangerhausen und die GbR Komplexbetreuung.

Wie Klein weiter sagte, gebe es in dem Hotel 44 Zimmer mit 88 Betten. „Wir gehen davon aus, dass wir hier maximal 100 Leute unterbringen werden.“ Der Landkreis werde selbst die Betreuung der Flüchtlinge übernehmen. „Natürlich ist das alles nicht ganz einfach, und es gibt viele Ängste und viele Fragen“, so die Landrätin. „Aber wir sind optimistisch.“ Priorin Christiane Hansen legte noch einmal dar, dass der Hotelbetrieb am mangelnden Bedarf gescheitert sei. „Wir haben natürlich überlegt, was wir machen können“, so Hansen. „Und gerade in der derzeitigen Situation sehen wir es als unsere christliche Pflicht an, Flüchtlinge aufzunehmen. Wir würden uns freuen, wenn sich Bürger bereit erklären würden zu helfen.“ Auch Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) sprach sich für ein „Für- und Miteinander“ aus. „Die Bewältigung der Flüchtlingswelle ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Dabei sei zunehmend auch ehrenamtlicher Einsatz gefordert.

Ängste berücksichtigen

„Ich finde es gut, dass wir im Landkreis Flüchtlinge aufnehmen“, sagte Andreas Stude aus Eisleben. Aber man müsse auch an die Ängste der Bürger denken. „Es ist klar, wenn Fremde kommen, macht das erst einmal Angst“, sagte die Priorin dazu. „Wir werden uns um die Integration bemühen.“ Aber auch die Flüchtlinge müssten sich anpassen. „Wir werden eine Hausordnung aufstellen.“

Auf Studes Frage, ob sich Vereine mit der Flüchtlingsbetreuung sanieren würden, antwortete die Landrätin, dass die Träger pro Person 8,50 Euro für Unterbringung und Betreuung erhielten. „Damit kann man nicht reich werden.“

„Wir müssen uns um die Leute kümmern, die hier ankommen. Das ist eine Frage der Menschlichkeit“, sagte Robert Farle aus Seeburg. Er wies allerdings auf die drohende Konkurrenz zwischen Einheimischen und Flüchtlingen um Arbeitsplätze und preiswerte Wohnungen hin. „Die Asyl-Politik darf nicht auf Kosten unserer Bevölkerung gehen.“ Ein Besucher aus Hettstedt sagte, er habe Angst, „eines Tages in einem muslimischen Land aufzuwachsen“. Die Priorin hielt dem entgegen, sie habe keine Angst vor einer Islamisierung. Gerhard Hunal von der Kirchengemeinde St. Georg in Helfta lud die Anwesenden ein: „Wenn Sie Angst vor Islamisierung haben, kommen Sie doch am Sonntag in unsere oder eine andere christliche Kirche. Sie sind herzlich willkommen.“ Wer Angst vor einem Fremden habe, möge bedenken: „Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln.“

Kritik am Sicherheitskonzept

Andreas Dümmler kritisierte, dass viel Geld für die Flüchtlinge ausgegeben werde. „Für unsere Kindereinrichtungen und Schulen ist kein Geld da.“ Außerdem mahnte er ein Sicherheitskonzept an. Heiko Prull vom Polizeirevier Mansfeld-Südharz sieht durch die Flüchtlinge die Sicherheit nicht gefährdet. Von den rund 10.000 Straftaten pro Jahr im Kreis würden nur fünf bis sieben Prozent von Ausländern begangen. Die Landrätin und die OB verwiesen auf die sanierten Schulen und Kitas im Landkreis. „Es stimmt einfach nicht, dass dafür kein Geld da ist“, so Klein.

„Die Diskussionen sind zum Teil beschämend für mich“, meinte Maria Hahn. Sie berichtete von einer Rentner-Familie in Helbra, die seit einem Jahr Flüchtlinge aus Somalia betreue. „Das ist für sie eine Herzenssache.“ Weitere Familienpaten seien beim Kinderschutzbund willkommen. Damit sprach sie der Schauspielerin Michaela Dazian aus dem Herzen, die sagte: „Ich möchte eine Frage stellen, die ich hier noch nicht gehört habe: Wie kann ich helfen?“ (mz)

Oberbürgermeisterin Jutta Fischer, Priorin Christiane Hansen und Landrätin Angelika Klein (von links) sprachen zu den Bürgern.
Oberbürgermeisterin Jutta Fischer, Priorin Christiane Hansen und Landrätin Angelika Klein (von links) sprachen zu den Bürgern.
Klaus Winterfeld Lizenz