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Empörung in Gerbstedt Gerbstedt: Hitlergruß eines CDU-Politikers und Schulschließungen sorgen für Streit

Von Felix Fahnert 14.11.2019, 07:50

Gerbstedt/Eisleben - Der Streit um die Grundschulschließungen in Gerbstedt hat eine neue Stufe erreicht: Benjamin Quenzel, Anwalt jenes CDU-Politikers, von dem ein Foto in Hitlergruß-Pose kursiert, hat Schließungsgegner verdächtigt, das Bild womöglich gefälscht zu haben. „Ich vermute, dass die Fotomontage im Zusammenhang mit der Schulschließung stehen könnte“, sagte Quenzel der MZ.

Nachdem bereits vor einigen Wochen das Haus des Stadtratsvorsitzenden René Hauser (CDU) mit Fäkalien beschmiert worden war, würden hier offenbar „digitale Fäkalien“ verbreitet, um Kommunalpolitikern zu schaden. Zuvor hatte Quenzel dem MDR gesagt: „Die Gegner der Schulschließung greifen zu militanten und geschmacklosen Mitteln. Und das fügt sich in diese Linie ein.“

Gerbstedter Streitthemen: Schulschließungen und Hitlergruß-Foto

Das Hitlergruß-Foto und die Schulschließungen - es sind die zwei großen Streitthemen in Gerbstedt, die nun erstmals in einen Zusammenhang gestellt werden. Bei den Gegnern der Schließung herrscht wegen Quenzels Aussagen Fassungslosigkeit. „Niemand von uns ist bisher in irgendeiner Weise gewalttätig geworden oder hat sich in diese Richtung geäußert. Das ist nicht unser Niveau“, sagte Ulrike Kersting, die im Siersleber Schulförderverein und der Bürgerinitiative für den Schulerhalt aktiv ist.

Es sei traurig, dass hier verschiedene Themen vermengt werden und sie sich nun rechtfertigen müsse. „Ich verstehe nicht, wie ein Anwalt öffentlich sagen kann, dass wir zu militanten Mitteln greifen - ohne dafür Beweise zu haben.“ Man behalte sich daher eine Unterlassungsklage gegen Quenzel vor. Ähnlich äußerte sich auch Jens Oertel, Initiator der Bürgerinitiative. „Wir wollen uns einfach auf unsere Sache konzentrieren.“ Er hoffe deshalb, dass die Ermittlungen der Polizei zügig zum Erfolg führen.

CDU-Politiker: Anwalt spricht von Fotomontage

Ob es sich bei dem Foto tatsächlich um eine Montage handelt, steht noch nicht fest. Anwalt Benjamin Quenzel aus Eisleben, selbst CDU-Mitglied und im Kreistag aktiv, geht definitiv davon aus. „Es gibt allein 14 das Erscheinungsbild betreffende Fehler“, sagte Quenzel. Das habe eine eigene Untersuchung ergeben. So stimmten etwa die Tätowierungen auf dem Foto nicht exakt mit denen seines Mandanten überein, zudem sei am Hals eine unnatürliche Stelle erkennbar.

Auch die Sonnenbrille auf dem Foto sitze laut Quenzel nicht richtig. Unabhängig davon besitze der betreffende CDU-Politiker weder das auf dem Foto zu sehende T-Shirt, noch die Turnschuhe. Quenzel glaubt daher, dass es keine Auswirkungen auf das politische Wirken gibt. „Ich gehe davon aus, dass mein Mandant seine politischen Ämter weiter ausführt.“

Hitlergruß am Soldatendenkmal Seelow: Polizei prüft Echtheit

Da das Foto im Ort Seelow nahe Frankfurt (Oder) aufgenommen wurde, hat indes die Brandenburger Polizei die Ermittlungen übernommen. Auf Anfrage teilte die dortige Polizeidirektion mit, man überprüfe dabei auch die Echtheit des Fotos.

„Hierzu sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen“, sagte Ingo Heese, Sprecher der Brandenburger Polizeidirektion Ost. Grundlage sei eine Anzeige gemäß Paragraf 86a des Strafgesetzbuches, dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. (mz)