Ganze Zeit voll für den Hund

Hettstedt/MZ. - Dass sie frustriert ist, daraus macht sie keinen Hehl. Seit Beendigung ihrer Ausbildung zur Ergotherapeutin sucht sie deutschlandweit vergeblich nach einer Anstellung in ihrem Beruf.

Die Ergotherapie war Herzenswunsch der jungen Frau, die in Großbörnecke aufgewachsen ist und seit vergangenem Jahr in Hettstedt lebt. Hier teilt sie sich gemeinsam mit einem jungen Mann, der ebenfalls arbeitslos ist, eine kleine Wohnung. Als Schülerin schon habe sie sich für diesen Beruf entschieden. "Ich konnte in einem Praktikum mit Behinderten arbeiten. Das hat mir sehr gefallen." Und obwohl es ihr nicht gelang, zwecks Ausbildung in einer staatlichen Schule unterzukommen, ließ sie nicht locker. Sie wählte den Weg über ein privates Bildungsinstitut, wofür allerdings sehr viel Geld aufzubringen war. Das bezahlte die Mutter ebenso wie die dafür nötige Wohnung am Ausbildungsort. Mehr als 7 000 Euro betrugen allein die Schulgebühren. Keine Frage, dass sich Karin Jelitto die beste Mühe gab. Ihre Prüfungen schloss sie mit "gut" und "sehr gut" ab, eine Anstellung erhielt sie bis jetzt allerdings nirgends. "Ich habe einen super guten Abschluss, sehr gute Praktikabeurteilungen, und trotzdem bin ich zu Hause." Die 60 oder 70 Bewerbungen, die die Hartz-vier-Empfängerin bisher verschickte, brachten nicht das gewünschte Ergebnis. Auch das Arbeitsamt hat nichts

Ohne es selbst richtig wahrzunehmen, knetet sie Hündin "Aika" am Ohr. Der Hund ist neben Hobbys, denen jeder von den jungen Leuten für sich nachgeht, wesentlicher Lebensinhalt für die vielen freien Stunden, auf die sie gern verzichten würden. Auch Wohnungspartner Rayko Borkenhagen hat eine solide Berufsausbildung. Der 22-Jährige, der aus Jena nach Hettstedt kam, ist Fachkraft für Süßwarentechnik, er versteht sich auf das Herstellen von Keksen.

Jeder von ihnen bekräftigt: Für einen Job gehe ich sonst wohin. Auch das Ausland kommt in Frage. Jelitto hat dafür sogar die international gültige Voraussetzung.