Fischerhof Kerner See Fischerhof Kerner See: Die Silvesterkarpfen sind bereit

Seegebiet - Eine steife Brise weht. Die Wellen schlagen gegen das schaukelnde Boot. Das ist nur was für ganze Kerle; für Männer wie Fischer Ulrich Kulawik und seine Leute. Morgens, wenn es noch stockdunkel ist und andere sich im Bett noch einmal von einer Seite auf die andere drehen, fahren sie hinaus auf den Süßen See und den Kernersee. So gegen halb fünf machen sie sich zumeist auf. In diesen Tagen vor allem, um den Fisch für den Silvesterabend an Land zu holen.
Karpfenkauf noch bis Silvestermittag am Kerner See möglich
Viele Kunden haben schon vorbestellt. Aber auch Kurzentschlossene können sich noch mit Fisch eindecken - am Silvestertag hat der Fischerhof am Kerner See bis zum Mittag geöffnet. Kulawik ist mit seiner Mannschaft vorbereitet. Dass das Geschäft noch einmal ganz kräftig brummt, glaubt er aber nicht.
Den ganz großen Run erlebte Kulawik nämlich schon vor Weihnachten. Viele holten ihren Silvesterkarpfen ab, der auch schon zum Fest serviert wurde und nicht erst am Silvestertag. „Das war hier schon immer so üblich“, weiß er. Zahlreiche Bewohner des Mansfelder Landes würden Weihnachten eher einen Silvesterkarpfen als eine Gans verspeisen. Worauf diese Tradition zurückgeht, vermag der Fischer nicht zu sagen.
Natürlich gibt es nach wie vor Kunden, die auf ihren Silvesterkarpfen pünktlich zum Jahreswechsel schwören. Doch auch andere Fischarten sind gefragt - Zander beispielsweise oder Saiblinge, Lachs- und Regenbogenforellen, Stör, Wels, Aal, Hecht und Barsch. Wer möchte, kann den Fisch geräuchert oder in Filets zerlegt mit nach Hause nehmen. Kulawik und sein Team bringen ihren Fang quasi mundgerecht in den Verkauf.
Dass den Fischern zum Jahresende starker Wind die körperlich anstrengende Arbeit auf dem Wasser zusätzlich erschwert, nehmen die Männer hin. Es gehört zu ihrem Job, bei jedem Wetter vor die Tür zu gehen. Und starken Wind gibt es eben nicht nur im Norden an der Ostsee.
„Das denkt man gar nicht, wie es hier in der Mansfelder Senke stürmen kann“, weiß Kulawik.
Die Fischer halten sich an eine alte Faustregel, wenn sie auf dem Wasser sind. Egal, ob es gerade besonders ungemütlich ist. Aber dann ist es umso wichtiger, dass sie den Grundsatz befolgen: Das Boot wird immer mit dem Bug in den Wind gestellt. Fischer Kulawik: „Der Bug ist höher als das Heck gebaut. Da kann das Wasser nicht so leicht hineinschwappen.“ Die Folgen bei Nichtbeachtung wären fatal: Die flachen Boote, die keine Luftkästen haben, liefen im Nu voll und würden untergehen.
Fische vom Kerner See und dem Süßen See kommen auch in der Schweiz auf den Tisch
Über die Festtage landet die fangfrische Ware des Fischers auf vielen Tischen in der Region. Doch auch bis in die Schweiz nehmen Kunden seine Fische mit. Etliche Portionen Fisch lassen sich Leute aus dem Mansfelder Land und Umgebung auch für ihre aus beruflichen Gründen weggezogenen Kinder einpacken. Sie nehmen die Fische aus dem Süßen See und dem Kernersee als herzhaften Gruß aus der alten Heimat mit.
Für den Fischer geht 2016 als ein erfolgreiches Jahr mit einer gelungenen Premiere in die Firmenchronik ein. Neuerdings bietet er seinen Fisch jeden ersten Freitag im Monat im Wimmelburger Einkaufscenter gegenüber der Tankstelle an. Sein ursprünglicher Gedanke war, direkt zu seinen älteren Kunden zu kommen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr so gern mit dem Auto zu ihm auf den Fischerhof fahren würden. Im Dezember testete er erstmals, ob sein Angebot angenommen wird. „Das lief ganz gut. Das wollen wir im neuen Jahr auf jeden Fall so weitermachen.“
Zum Jahreswechsel zieht es Fischer Kulawik wieder ans Wasser. Nicht aber an den Süßen See oder den Kernersee. Mit Familie und Freunden besucht er erst eine Musikgala im halleschen Steintor-Varieté. Die restlichen Stunden des alten Jahres verbringen dann alle zusammen im „Krug zum grünen Kranze“ - an der Saale. Ob im Gasthaus Fisch auf den Tisch kommt? Kulawik hat keine Ahnung, er lässt sich überraschen. (mz)
Mehr Informationen im Internet unter www.kernersee.de

