Film über Eisleben Film über Eisleben: Zurück in die Zukunft der Lutherstadt

Eisleben/MZ - „Das ist der Hitchcock-Effekt“, erklärte Ralf Matuschek vom Eisleber Verein „Kino 009“, als in einer kurzen Szene die vier Macher des Streifens zu sehen sind. Der berühmte Regisseur hatte in all seinen Filmen einen kurzen Auftritt.
Ralf Matuschek, Thomas Weber, Wolfgang Helling und Peter Mansfeld haben es möglich gemacht, zufällig gefundenes Filmmaterial über die Lutherstadt Eisleben von 1970 aufzuarbeiten und identisch zum damaligen Dreh aus heutiger Perspektive nachzustellen. „Es war eine Herausforderung, denn wir betraten damit Neuland“, so Matuschek zu den Beweggründen, einen Film zu drehen.
„Eisleben – einst und heute - 1970 bis 2013“ nennt sich der einstündige Film, bei dem ein junges Pärchen 1970 im Originalfilm unbekümmert durch die Lutherstadt Eisleben schlendert, an vielen Stationen in der Stadt Halt macht und die „Errungenschaften des Sozialismus“ zum damaligen Zeitpunkt aufzeigte. Filmsequenzen vom Theater, vom Stadtbad oder vom Kino der Lutherstadt ließen dabei natürlich Emotionen bei den Besuchern aufkommen. „Ach, kannst du dich daran noch erinnern“ oder „das waren noch Zeiten“, raunte es Sonnabendabend zur Uraufführung des Films unter freiem Himmel durch die Besucherreihen. Und da machte es den über hundert Besuchern auch nichts aus, dass es während der Filmvorführung in Strömen regnete.
Als dann Szenen vom belebten Markt, von Schülern der damaligen Ernst-Thälmann-Schule oder Mitarbeitern des Mansfeld-Kombinates über die Leinwand flimmerten, zogen viele der Anwesenden, wie auch Gertraud Züber, Resümee. „Ich war damals 35 Jahre alt und unsere Stadt hatte wesentlich mehr Kulturelles zu bieten als heute“. „Die vielen schönen Dinge, wie zum Beispiel unseren Stadtpark vermissen wir“, so die Eisleberin Gudrun Franke.
Einer der Besucher an diesem Abend war Helmut Schmidt. Der 89-jährige Eisleber spielte im Originalstreifen von 1970 mit und sah sich 43 Jahre später wieder auf der Leinwand. Viele Jahre arbeitete der Eisleber im Rathaus und war stellvertretender Bürgermeister von 1955 bis zu seiner Pensionierung 1989. „Es ist schon ein überwältigendes Gefühl, sich in einem Film zu sehen und ich kann mich noch genau an den damaligen Dreh erinnern“, sagte er nach der Vorstellung ergriffen.
Regisseur des Originalfilms war Hartmut Mansfeld, der damals als Werbeökonom beim Mansfeld-Kombinat arbeitete. In seinem Streifen von 1970 spielte seine Tochter Sabine mit ihrem damaligen Freund die Hauptrolle. Sabine Mansfeld war an diesem Abend auch zur Aufführung nach Eisleben gekommen, aber das Reden fiel der heutigen 60- Jährigen sichtlich schwer, denn viele Emotionen wurden unter anderem auch an ihren Vater geweckt.
Auch der Sohn des Regisseurs, Peter Mansfeld, brachte sich bei den neuen Dreharbeiten zum Film mit ein, denn er begleitete den zweiten Teil des Films musikalisch auf seiner Gitarre. Auch für ihn war der Film mehr als nur ein gezeigter Streifen, denn auch bei ihm weckte das Werk Erinnerungen an seinen Vater. „Ich fühle mich ihm heute Abend nahe“, meinte er sehr emotional.
In ungezählten Stunden ist den Machern gelungen, eine interessante Gegenüberstellung von einst und heute zu zeigen.