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Erstes Lehrlingsgeld fließt in hübsche Gläser für Aussteuer

Von DETLEF LIEDMANN 13.12.2009, 19:10

EISLEBEN/MZ. - Mittlerweile umfasst ihre Sammlung 52 Kaffeekannen. Dabei waren es Gläser, die sich sich von ihrem ersten Lehrlingsgeld in Merseburg kaufte. Die gesamten 65 DDR-Mark hat sie in das Geschäft getragen. "Das war für die Aussteuer gedacht", erinnert sie sich. Denn zu erben sei dafür nichts gewesen. Das Service gibt es nicht mehr. Die Leidenschaft ist geblieben. "Es ist ja nicht nur so, dass es schönes Porzellan gibt. Es hat ja auch eine Geschichte", erzählt die Eisleberin. Dabei muss es nicht immer das edle Geschirr aus Meissen sein. Sie nennt Namen: Weimar, Kahla, Sitzendorf und vor allem Sorau. Aus dem kleinen Ort im Schlesischen stammen die Vorfahren ihrer Familie. "Es ist ein gelbliches Porzellan. Ich denke aber, die Farbe ist aufglasiert", fachsimpelt Ute Klopfleisch. Für den Kaffee zwischendurch indes reicht zu Hause die Maschine und einfaches Haushaltsgeschirr. "Bei Familienfeiern wird der Tisch aber immer festlich gedeckt", legt die Eisleberin Wert auf ein stilvolles Ambiente. Weihnachten wird das nicht anders sein.

Seit gut sieben Jahren sucht die Sachgebietsleiterin auch im Internet nach Stücken für ihre Sammlung. Einen kleinen Teil davon kann man in ihrem Büro bewundern. Dabei geht es ihr nicht mehr nur um die Kannen, sondern um den so genannten Kaffeekern. Das sind Kanne, Zuckerdose und Milchkännchen. Wer aber glaubt, sie würde dafür Unsummen ausgeben, irrt. "Für meine erste Kanne aus dem Internet habe ich sechs Euro bezahlt." Die teuerste sei ihr 35 wert gewesen. Beim Meissener muss man gut und gerne mal das fünffache hinlegen. Den ersten Kaffeekern hat Ute Klopfleisch aber nicht im Internet ersteigert. Den fand sie in einem Geschäft in der Lutherstadt, das es heute schon nicht mehr gibt. Wie die Gläser, die einst als Aussteuer gedacht waren. "Die habe ich später verschenkt."

Dass die Sachgebietsleiterin auch beruflich mit Porzellan zu tun hat, passt zu ihrer Leidenschaft. In der Regionalgeschichtlichen Sammlung finden sich überaus schöne Stücke von hohem Wert, sowohl materiell als auch ideell. Und was sagt Ehemann Klaus zu den 52 Kannen? "Er hat seine Modelleisenbahn und im Sommer fährt er Motorrad. Ich habe meine Porzellan", so die Eisleberin. Mittlerweile habe sich ihr Mann daran gewöhnt, dass sie auch im Urlaub auf die Suche nach seltenen Stücken geht und er hält mit Ausschau nach Kannen, deren Deckelknaufe wie Pinienzapfen aussehen oder schwungvoll geöffnet sind. Kaputt gegangen sei von den guten Stücken noch nie etwas, versichert Frau Klopfleisch.