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Energie aus Mist und Gülle

Von Jörg Müller 08.08.2008, 15:02

Gerbstedt/MZ. - Das Ergebnis steht mittlerweile auf seinem Betriebsgelände in der Ihlewitzer Straße: eine Biogas-Anlage. Laue gehört damit zu den Vorreitern im Mansfelder Land: Lediglich in Hedersleben gibt es noch eine ähnliche Anlage.

Das Projekt hat Laue gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Volker Schoon entwickelt, der eine Hähnchenmast-Anlage betreibt. Die Frage für die beiden war: Lassen sich die verschiedenen Abfallstoffe und Produkte, die in ihrer Landwirtschaft anfallen, noch veredeln? Und rechnet sich das langfristig? "Wir sind viel herum gefahren und haben uns andere Anlagen angeguckt", so der 61-Jährige. Durch einen glücklichen Zufall - bei einem Klassentreffen nämlich - fand er außerdem einen kompetenten und erfahrenen Planer. Dieser konzipierte die Anlage genau abgestimmt auf die Bedingungen in Gerbstedt. Nach rund einjähriger Vorarbeit begann der Bau im Herbst vergangenen Jahres; seit Ende Februar läuft die Anlage im Probebetrieb. "Wir müssen das Umfeld noch ein bisschen gestalten und auch noch eine Halle bauen", so Laue. Die Anlage selbst laufe ohne Probleme - und zwar rund um die Uhr und fast vollautomatisch: Nur ein Mitarbeiter, der zur Hälfte noch woanders beschäftigt ist, wird für den Betrieb benötigt.

Ausgangsstoffe sind tierische Abfälle aus der eigenen Produktion und aus Betrieben in der Umgebung sowie Mais-Silage als nachwachsender Rohstoff. Pro Jahr kann die Anlage 4 500 Tonnen Hähnchenmist, 4 000 Tonnen Mais-Silage und 2 000 bis 3 000 Tonnen Rinder- und Schweinegülle verarbeiten. Der Mist und die Gülle würden sonst auf dem Acker landen. Die Stoffe werden zunächst gemischt und gelangen dann in einen Fermenter. Zwei dieser Behälter, die jeweils 25 000 Kubikmeter fassen, werden abwechselnd beschickt. Der Fermenter arbeitet wie ein Kuh-Magen: Bakterien zersetzen die Biomasse, dabei entsteht Biogas. "Und wie bei der Kuh ist es ganz wichtig, kontinuierlich und immer das Gleiche zu füttern", sagt Laue. Das Biogas wird abgesaugt und zu einem kleinen Blockheizkraftwerk geleitet. Ein Verbrennungsmotor treibt dort einen Generator zur Stromerzeugung an. Der Strom wird in das EnviaM-Netz eingespeist. Außerdem wird die Wärme zurückgewonnen und dient zur Heizung in der Hähnchenmast.

Das Endprodukt, eine gülleartige Flüssigkeit, wird nach einer Nachgärung als Dünger verwendet. "Die Mineralstoffe sind ja noch drin", so Laue. "Das stinkt auch nicht so wie die normale Gülle, weil der Schwefelwasserstoff aufgespalten wird."

Für den Landwirt liegen die Vorteile auf der Hand: "Wir verarbeiten unsere Abfälle, erzeugen dabei Strom und Wärme und haben am Ende noch Dünger." Zudem lasse sich der Mais gut in die Fruchtfolge einfügen. Freilich handele es sich um eine gewaltige Investition: Rund 1,8 Millionen Euro habe die Anlage gekostet. "Wir haben dabei so viel wie möglich in Eigenleistung gemacht." Fördermittel gebe es nicht. "Wir bekommen nur die Vergütung für den eingespeisten Strom", so Laue. "Und natürlich sparen wir ordentlich Heizkosten." Er rechne damit, dass sich die Anlage in zehn Jahren amortisiert haben werde. Angesichts der aktuellen Entwicklung, was die Energiepreise betrifft, habe er keine Zweifel, dass sich die Investition langfristig lohnen wird. "Wir überlegen schon, ob wir noch eine zweite kleinere Anlage bauen."