Eisleberin sammelt Kronkorken
HETTSTEDT/MZ. - "Alles ums Bier kann man hier finden", war vom Vizepräsidenten des Verbandes, Reinhard Kleine aus Halle zu erfahren, der gleich am Eingang zum Ratssaal für Fragen und Beratung zur Verfügung stand. "Der Verein kann in diesem Jahr auf 50 Jahre seines Bestehens zurückblicken, wir haben deutschlandweit etwa 1 000 Mitglieder", so Kleine.
Detlef Traue aus Großörner hatte auch diese Tauschbörse organisiert, wie schon seit 1972 circa 75 regionale. Er selbst besitzt 7 000 Biergläser und 1 000 Krüge. "Gesammelt wird wirklich alles, was irgendwie mit Bier zu tun hat. Nur das Interesse an Trucks hat sehr nachgelassen", stellte er fest. Das Interesse an den Tauschbörsen nicht: Obwohl der Beginn der Veranstaltung mit 8 Uhr an einem Samstag recht zeitig angesetzt war, waren schon viele Interessenten so zeitig da, dass man die Türen verschließen musste, um den Ausstellern Gelegenheit zum ungestörten Aufbau ihrer Exponate zu geben.
Eine der wenigen Frauen, die sich in der fast reinen Männerdomäne betätigen, ist Karin Rühlemann aus Eisleben mit ihrer beachtlichen Sammlung von Kronkorken. Seit 2004 gehört sie zum Verband. "Angeregt zum Sammeln der Kronkorken wurde ich durch die Fernsehsendung ,Außenseiter-Spitzenreiter', wo eine solche Sammlung gezeigt wurde. Gemeinsam mit meinem Sohn Lutz habe ich inzwischen immerhin 15 000 Kronkorken zusammengebracht", erzählt die ehemalige Bankangestellte und heutige Rentnerin. "So ein Hobby braucht Zeit, man fährt zu Ausstellungen und Tauschbörsen und hat Kontakt mit Gleichgesinnten. Da kommt keine Langeweile auf", sagte sie.
Langeweile kennt auch Frank Westphal nicht, der bereits 1972 als Vierzehnjähriger angefangen hat, Bierdosen zu sammeln - die ihm damals Westverwandte mitbrachten. Mittlerweile umfasst seine Sammlung etwa 13 000 Stück. Wobei er sich auf Europa beschränke, "in den USA und Brasilien gibt es einfach zu viele verschiedene Dosen", so der Beesenlaublinger.
Auch für Arnold Kohley ist das Sammeln zur Leidenschaft geworden. 1989 hatte er seine Bierdosensammlung von rund 13 000 Stück verkauft - um eine Woche später wieder anzufangen. 1 300 deutsche Dosen gehören zu seiner Sammlung, aus anderen Ländern sammelt er nur jeweils eine besonders schöne. Dazu kommen 2 000 Bier-Trucks im Miniformat. Muss man für solche Sammlungen viel Platz haben, hält sich dies in Grenzen, wenn man wie Günter und Christa Fiedler aus Bad Lauchstädt Bieretiketten sammelt. "Die sind in Ordnern untergebracht", berichtet Fiedler. "Durch das Sammeln habe ich erfahren, dass es in Bad Lauchstädt bis 1919 eine Bierbrauerei gab. Etiketten dieser Brauerei sind die ältesten unserer 90 000 Etiketten aus aller Welt", ist Fiedler von seinem Hobby begeistert.
Natürlich dominierten in der Tauschbörse Biergläser und -Krüge verschiedenster Art. So sammelt Manfred Sonderhof aus Großörner seit Jahrzehnten Weißbiergläser. Schirmherren der Veranstaltung sind zum vierten Mal nach der Wende Bürgermeister Jürgen Lautenfeld und Otto Spieler von der Braukommune, der dafür sorgte, dass leere Gläser mit Rutenbier gefüllt werden konnten. "Die erste Veranstaltung des IBV in Hettstedt war am 30. September 1990 und somit die einzige auf dem Boden der DDR", so Otto Spieler, der stolz darauf ist, dass die "Braukommune zu Hettstedt" am 6. Juni kommenden Jahres das 575. Jahr ihres Bestehens feiern kann.