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Eisleber Wiesenmarkt Eisleber Wiesenmarkt: Blick in die Historie des Händlermarktes

Von Detlef Liedmann 24.08.2017, 07:00
Mit Sicherheit sind nicht alle diese Fotos aus dem Jahr 1987, auf das sich große Teile dieses Beitrags beziehen. Aber der Twister oben links, das Foto oben in der Mitte und das vom Feuerwerk könnten zeitlich passen. Wer erkennt sich  darauf wieder? Melden Sie sich.
Mit Sicherheit sind nicht alle diese Fotos aus dem Jahr 1987, auf das sich große Teile dieses Beitrags beziehen. Aber der Twister oben links, das Foto oben in der Mitte und das vom Feuerwerk könnten zeitlich passen. Wer erkennt sich  darauf wieder? Melden Sie sich. Stadtarchiv Eisleben

Eisleben - Wer glaubt, die Händlermeile zum Wiesenmarkt in der Lindenallee sei eine Erfindung aus der Nachwendezeit, irrt.

Tradition des typischen Krammarkts auf der Wiese wurde 1987 wiederbelebt

Am 17. September 1987 war in der „Freiheit“ zu lesen: „Ältere Eisleber können sich sicher noch daran erinnern, daß unser Eisleber Wiesenmarkt auch ein typischer Krammarkt war. Wir lassen in diesem Jahr die alte Tradition wieder aufleben. Am Sonnabend, dem 19., und Sonntag, dem 20. September, werden 240 Händler rechts und links der Leninstraße bis hin zum Wiesengelände einen Krämermarkt abhalten und dort ihre Waren feilbieten.“ Um welche Waren es sich handelte, wird in dem Bericht nicht mitgeteilt.

Liebe Leser, jetzt sind Sie gefragt. Welches sind Ihre schönsten Erinnerungen an den Wiesenmarkt, waren Sie mal im Umzug dabei oder haben Sie hinterm Grill gestanden? Schreiben Sie per E-Mail an [email protected], per Post an MZ-Lokalredaktion, Plan 7, 06295 Lutherstadt Eisleben, oder rufen Sie an unter 03475/61 46 10. Wir setzen uns mit Ihnen in Verbindung und bringen Ihre interessante Geschichte zu Papier. (lied)

Sicher gibt es aber noch Leser, die sich an diesen Wiesenmarkt vor 30 Jahren erinnern können. Der Autor dieses Beitrages indes nicht. Er hatte eine Pause eingelegt, nachdem er ein paar Jahre zuvor an einem Montag die Wiese besucht hatte und bei Dauerregen hinterher seine Schuhe nicht mehr als solche erkannt hatte. Denn das Wiesengelände glich damals nach solchen Ereignissen, die heute gern als Starkregen bezeichnet werden, einer Schlammwüste. Zudem reisten die meisten Besucher aus den Dörfern entlang der Bahnstrecke Halle-Nordhausen per Zug an. Und die Züge waren meist brechend voll.

Die Fahrgeschäfte hießen nicht „Ghost Rider“ oder „Laser Pix“. Angestanden wurde am „Twister“ aus dem Staatszirkus der DDR oder an der „Seemannsklause“ nach Grönlandschnitten. 250.000 Besucher wurden damals erwartet. Allerdings beruhte diese Zahl auch nur auf Schätzungen. Obwohl sich laut „Freiheit“ 2000 Mitarbeiter der Stadtverwaltung, des Handels und des Gesundheitswesens um die Wiesenmarktbesucher kümmerten, hat auch 1987 niemand die Gäste gezählt. Daran hat sich nichts geändert. Und auch zu DDR-Zeiten gab es vor dem Rathaus zur Eröffnung eine Art Straßentheater und einen Festumzug zum Gelände. Dort spielte traditionell die Blaskapelle aus Kutna Hora und war eine feste Größe. Heute kommen jährlich wechselnde Stargäste zur Umrahmung des Fassbieranstichs, in diesem Jahr ist es Nicole. Wir würden gern kleinere oder größere Geschichten schreiben über Mansfelder, die einst bei der Eröffnung vor dem Rathaus oder im Umzug mitwirkten. Und wer hat noch Kontakt nach Kutna Hora oder kennt dort jemanden?

Stadtsprecher Maik Knothe, der gemeinsam mit Frauke Karbaum vom Stadtarchiv nach alten Fotos gekramt hat, erinnert sich an seine Jugendzeit so: „Wir haben beim Autoscooter regelrecht um die Plätze gekämpft, weil der Andrang so groß war. Aber Lose kaufen war nie mein Ding. Ich bin auch heute keine Spielernatur.“

Mehrere Neuheiten locken bei dem 496. Eisleber Wiesenmarkt

Bevor Knothe Stadtsprecher wurde, hat er im Eigenbetrieb Märkte gearbeitet. Den gab es vor 30 Jahren freilich noch nicht. Damals kümmerte sich eine Arbeitsgruppe Wiesenmarkt um alle organisatorischen Fragen. Geleitet wurde sie von Stadträtin Margot Mielitz und ihre rechte Hand war Siegmund Michalski, der sich da schon Marktmeister nennen durfte. Der Leiter des Eigenbetriebes Märkte ist also ein alter Hase. In diesem Jahr hatte er mit seinem Gremium wieder die Qual der Wahl unter mehr als 1.000 Bewerbern. Gut zwei Drittel bekamen eine Absage. Denn wer die Qual der Wahl hat, der kann sich das qualitativ Beste raussuchen.

Sie gibt es ab dem 15. September zur 496. Wiese gleich mehrere Neuheiten. Unter anderem die riesige Schiffsschaukel „Black Pearl“ und „Propeller No Limit“, ein Flugkarussell mit hängender und drehender Gondel in einer Höhe von 40 Metern. Da ist eine Achterbahn heute schon längst nichts Außergewöhnliches mehr. Zu DDR-Zeiten wurde im Vorfeld des Wiesenmarktes gern spekuliert, ob eine Achterbahn kommt oder nicht. Denn es gab nur zwei. Die eine war im Berliner Plänterwald fest aufgebaut. Die andere gehörte dem Staatszirkus. Und je nachdem, wie dieser Transportkapazitäten oder Sprit zur Verfügung hatte, konnte sie auf Reisen gehen. Oder nicht.

Den „Twister“, ebenfalls vom Staatszirkus der DDR nach Eisleben geschickt, betrieben damals übrigens Gitti und Wolfgang Berger, die auch nach der Wende längst zu den Stammgästen auf der Wiese gehören. Allerdings haben sie Neuland betreten, sind vom Fahrgeschäft auf die Gastronomieschiene gewechselt. Mancher Wiesenbesucher behauptet, die Fassbrause bei den beiden würde so schmecken, wie zu DDR-Zeiten. Geschichte(n) schein(en)t sich also doch zu wiederholen. Auf der Wiese allemal. (mz)