Eislebener Tele-Funk GmbH Eislebener Tele-Funk GmbH: Vom Verkauf von Telefonanlagen zum IT-Spezialisten

Eisleben - Daran sind schon manche Firmen gescheitert: dass die Inhaber sich nicht rechtzeitig um einen Nachfolger gekümmert haben. Die Eislebener Tele-Funk GmbH (ETF) hat dieses Problem langfristig geklärt. „Bei uns ist der Generationswechsel vollzogen“, sagt Klaus Salzig (66). Der Diplom-Ingenieur, der das Unternehmen 1991 mit fünf weiteren Gesellschaftern gegründet hat, hat im vergangenen Jahr die Geschäftsführung an seinen Sohn Karsten Salzig (42) übergeben. Dieser leitet die Firma nun gemeinsam mit Tino Schreiber (48), dem Schwiegersohn von Hans-Jürgen Henning (69), einem der anderen Gründer und langjährigen Geschäftsführer.
Eislebener Tele-Funk GmbH für Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben zertifiziert
Nicht nur personell ist die ETF für die Zukunft gut aufgestellt. Das Unternehmen, das einst mit der Installation von Telefonanlagen angefangen hat, hat sich zu einem IT-Dienstleister mit einem breiten Spektrum entwickelt. „Die Entwicklung ist sehr schnelllebig“, sagt Tino Schreiber. „Unsere Mitarbeiter müssen sich ständig weiterbilden. Wir haben im vergangenen Jahr allein 100.000 Euro für Schulungen ausgegeben.“ ETF sei eine der wenigen Firmen, die für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) zertifiziert seien.
Die beiden Gründungsgesellschafter Salzig und Henning haben zu DDR-Zeiten im Automatisierungsbetrieb des Mansfeld-Kombinats gearbeitet. „Wir haben den Mansfeld-PC mitentwickelt“, so Salzig. „Nach der Wende mussten wir uns neu orientieren.“ Die Firma startete mit elf Mitarbeitern - vor allem Kollegen aus dem Betrieb - auf dem Gelände der Berufsbildenden Schule in der Querfurter Straße.
„Wir haben mit Telefonanlagen und Funktechnik begonnen“, so Salzig. Zu den ersten großen Aufträgen gehörten die Telefonanlagen in den Krankenhäusern in Aschersleben und Eisleben. 1996 wurde der neue Firmensitz im Gewerbegebiet „Strohügel“ in Helfta gebaut. Heute sind hier 34 Mitarbeiter tätig.
ETF hat unter anderem für die Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz ein internes Telefonnetz aufgebaut, das mit Richtfunk funktioniert. „Das öffentliche Telefonnetz zu nutzen, wäre viel zu kostspielig.“ Denn in dem Netz müssten „riesige Datenmengen“ ausgetauscht werden. Auch für Polizeibehörden, Feuerwehren und Rettungsdienste in Sachsen-Anhalt und Thüringen hat ETF Funknetze und Leitstellen gebaut und bietet einen 24-Stunden-Service an. Die anfangs analogen Anlagen sind seit der Einführung des Digitalfunks der BOS 2013 umgerüstet oder erneuert worden. „Der Landkreis Mansfeld-Südharz verfügt jetzt über das modernste Alarmierungsnetz.“
ETF hat In-House-Funknetz für Feuerwehr und Rettungsdienst bei Aryzta gebaut
Ein Großprojekt hat ETF vor kurzem beim Backwaren-Hersteller Aryzta abgeschlossen. „Wir haben ein In-House-Funknetz für die Feuerwehr und den Rettungsdienst gebaut“, so Geschäftsführer Salzig. Dieses ermöglicht den Einsatzkräften die Kommunikation von und nach außen. Denn die Werkhallen schirmen Funkwellen ab. ETF hat in den Hallen insgesamt mehrere Kilometer Spezialkabel, auch mit Subunternehmern, verlegt. Über diese „Strahlkabel“ ist nun eine Funkverbindung möglich.
Einer der nächsten Schwerpunkte werde „eCall“ sein - ein automatisches Notrufsystem für Kraftfahrzeuge. Ab 2018 ist eCall in der Europäischen Union Pflicht in allen neuen Serienautos. Bei einem Unfall setzt eCall einen Notruf an die Leitstelle ab. „Wir bauen die Technik in den Leitstellen dafür um. In Sangerhausen und Heiligenstadt sind wir bereits in der Realisierungsphase.“ Ein weiteres Geschäftsfeld, auf dem ETF seit Jahren erfolgreich tätig ist, sind elektronische Schließsysteme. In großen Einrichtungen, wie Universitäten, Verwaltungen und Krankenhäusern, kann so der Zutritt geregelt und kontrolliert werden.
Das Eisleber Unternehmen, das bundesweit tätig ist und pro Jahr vier bis fünf Millionen Euro Umsatz macht, muss sich gegen einige große Konkurrenten behaupten. „Im Mittelstand gibt es nicht mehr viele Wettbewerber“, so Salzig. Als High-Tech-Firma ist ETF dabei vor allem auf qualifiziertes Personal wie Elektroniker und Ingenieure angewiesen. „Wir bilden auch selbst aus.“ Interessenten werden immer gesucht. (mz)