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Feier erst nach Umzug Eisleben: Fotostudio Ahlhelm begeht 40-jähriges Jubiläum

Von Burkhard Zemlin 09.02.2021, 12:45
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Fotostudios Ahlhelm präsentieren sich (v.l.) Manuela Richter-Türpe , Ute Ahlhelm, Gründerin Erika Ahlhelm , Kathrin Hertel und Linda Mixa mit Technik aus vier Jahrzehnten.
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Fotostudios Ahlhelm präsentieren sich (v.l.) Manuela Richter-Türpe , Ute Ahlhelm, Gründerin Erika Ahlhelm , Kathrin Hertel und Linda Mixa mit Technik aus vier Jahrzehnten. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Eigentlich sollte im Foto-Studio Ahlhelm am heutigen 9. Februar ordentlich gefeiert werden. Immerhin besteht der Betrieb an diesem Tag 40 Jahre. Doch die Corona-Pandemie hat das Vorhaben längst durchkreuzt. Ute Ahlhelm ist im Haus allein auf weiter Flur, der Betrieb läuft nur noch auf Sparflamme, die Arbeitsmöglichkeiten sind begrenzt. Die Situation wirkt auf den ersten Blick bedrückend, aber dass im Atelier die Lichter ausgehen könnten, glaubt die Meisterin nicht.

Sie wirkt eher zuversichtlich, ist mit den Gedanken schon beim Umzug in die neuen Räume, die derzeit auf der gegenüber liegenden Straßenseite im einstigen Geschäft „Jagd und Forst“ ausgebaut werden. Wann dort der Einzug möglich sein wird, vermag sie allerdings noch nicht zu sagen, sie kann nur hoffen, dass es vielleicht im April soweit sein könnte. Dann könnte man das Jubiläum immer noch feiern.

Eisleber Fotostudio Ahlhelm plant seinen Umzug

Der neue Laden ist deutlich größer als der alte, doch die Meisterin versichert, dass von einer Betriebsvergrößerung nicht die Rede sein kann. Denn tatsächlich werde man sich verkleinern, sagt sie unter Hinweis darauf, dass ihre Räume derzeit noch auf mehrere Stockwerke verteilt sind und überdies im Zeitalter der Computer keine Dunkelkammer mehr benötigt wird. Künftig hätte man alles auf einer Ebene und müsse nicht mehr wer weiß wie oft am Tag die schmalen steilen Treppen benutzen, um von einem Stockwerk ins andere zu gelangen.

Dabei schien für diese alten Stiegen bereits Ende der 1970er Jahre das letzte Stündlein geschlagen, da stand das Haus Hallesche Straße 12 nämlich auf Abbruch und wäre wohl aus dem Stadtbild verschwunden, wenn nicht Ute Ahlhelms Eltern den abenteuerlichen Entschluss gefasst hätten, hier ein Fotogeschäft einzurichten. Mutter Erika Ahlhelm, die sich damals anschickte, als Fotografin den Meisterbrief zu erwerben, wollte unbedingt ihr eigenes Studio und ließ sich mit Ehemann Martin auch dann nicht entmutigen, als sie sah, was man ihnen zur Nutzung anbot.

Klage vom Alteigentümer trudelt ein

Tochter Ute staunt heute noch, wie ihre Eltern es fertiggebracht haben, die alte Bruchbude wieder herzurichten. Sie weiß, wie viel Kraft und Herzblut das gekostet hat, und wie froh die Eltern waren, als sie die Immobilie 1990 endlich von der Stadt erwerben konnten. Noch ahnte ja keiner, dass die Erben des verstorbenen Alteigentümers, der Jahrzehnte zuvor in den Westen gegangen war, bald mit einem Anwalt vor der Tür stehen würden und Forderungen erhoben, die es in sich hatten. Im ersten Moment blieb den Ahlhelms glatt die Luft weg. Dann wehrten sie sich, weil sie sich im Recht fühlten - zehn Jahre lang. Erst als sie mit ihrer Kraft am Ende waren, gaben sie auf.

Doch dieses Kapitel ist längst Geschichte, aus und vorbei. Tochter Ute hat es hinter sich gelassen und will nicht mehr daran rühren. „Irgendwann muss Schluss sein“, sagt sie. Aber sie fühlt mit ihren Eltern, die das Gefühl einfach nicht los werden, um die Früchte ihrer Arbeit betrogen worden zu sein. Als sie dann vor einiger Zeit auch noch zu hören bekamen, dass Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble von den Ostdeutschen „mehr Selbstbewusstsein“ wünsche, platzte der 80-jährigen Erika Ahlhelm aber doch der Kragen. Sie konnte gar nicht anders, als Schäuble zu schreiben, was sie eigentlich durchgemacht hat.

Der Kragen platzt

Das Büro des Bundestagspräsidenten antwortete umgehend. „Es muss sich sehr ungerecht anfühlen, seine ganze Energie einem Haus und einem Betrieb zu widmen, um das eigene Lebenswerk dann von Fremden zum Kauf angeboten zu kommen“, heißt es in dem Schreiben. Aber, so lesen wir weiter: „Dreißig Jahre Wiedervereinigung sollten den Blick nicht nur zurück, sondern auch in die Zukunft lenken. . .“ (mz)